Stadt Auerbach muss verschiedene Parameter für die Kläranlage neu berechnen lassen.
9.10.2019, 12:55 Uhr
Die Fortschreibung der wasserrechtlichen Erlaubnis für eine Kläranlage ist kein Selbstläufer. Viel kann sich in 20 Jahren ändern: Die staatlichen Bestimmungen, die Technik oder auch die Einwohnerwerte. Die Auerbacher Kläranlage wurde im Oktober 2001 eingeweiht und ist auf 8000 Einwohner ausgelegt. "Ein wichtiges Stück Zukunftsvorsorge nimmt heute offiziell seinen Betrieb auf", sagte damals Bürgermeister Helmut Ott in seiner Festansprache.
7,13 Millionen Mark waren investiert worden. Seit dieser Zeit wurden mehrere Baugebiete neu ausgewiesen: Schleichershof, Meiergraben, Am Dornbach, Hopfenoher und Dornbacher Straße. Auch Gewerbegebiete wurden erweitert oder – im Falle des Industriegebietes Saaß – neu erschlossen. Reicht unter diesen Gesichtspunkten die Kapazität der Kläranlage noch?
"Die aufgeführten Gebiete waren größtenteils vor 20 Jahren bereits im Flächennutzungsplan der Stadt Auerbach eingeplant und wurden bei der damaligen hydraulischen Berechnung berücksichtigt", erklärt Bürgermeister Joachim Neuß (FW/AA) auf Nachfrage. Auswirkungen auf die Kläranlage habe ferner das Nutzerverhalten. Die Bürger sparten Wasser; damit fielen auch weniger Abwässer an.
Immer wieder auftretender Starkregen verändere ebenfalls die Situation der Kläranlage, berichtet Neuß. Derzeit werden im Auftrag der Stadt eine hydraulische Berechnung und Schmutzfrachtberechnung fürs Kanalnetz durchgeführt. Die dafür angewandten Berechnungsgrundlagen gehen auch auf diese Veränderungen ein. Erst nach Abschluss dieser Untersuchungen können genaue Aussagen darüber gemacht werden, ob die Kläranlage und das Kanalnetz ausreichend sind oder ob Investitionen getätigt werden müssen. Die in Auftrag gegebenen Berechnungen seien auch Grundlage für die Beantragung der wasserrechtlichen Erlaubnis, die alle 20 Jahre erneuert werden muss, erläutert der Rathauschef.
Die Kläranlage am Speckbachweg reinigt nicht nur die Abwässer aus der Kernstadt, sondern auch aus den Ortsteilen Bernreuth, Degelsdorf, Nitzlbuch, Ohrenbach, Sand, Welluck und Zogenreuth sowie künftig auch aus dem neuen Industriegebiet Saaß. Michelfeld hat eine eigene Kläranlage. Für den Ortsteil Ranna wurde eine Zweckvereinbarung mit dem Markt Neuhaus geschlossen, der die Abwässer aus Mosenberg und Ranna gemeinsam in die Neuhauser Kläranlage einleitet. Im nördlichen Umland haben sich die Bürger für Hauskläranlagen entschieden.
18 Jahre ist die damals hochmoderne Kläranlage inzwischen alt. Die Technik im Bereich der Abwasserentsorgung hat sich in diesen Jahren weiter entwickelt, sagt der Bürgermeister. Dies bedeute aber nicht, dass alle alten Anlagen oder Anlagenteile erneuert werden müssen. Vielmehr wurden seit der Inbetriebnahme immer wieder Instandhaltungsarbeiten und Reparaturen durchgeführt. "Wie bei allen Einrichtungen, die wir betreiben", sagt Neuß. Die Anforderungen an die Reinigungsleistung einer Kläranlage haben sich über die Jahre verschärft. Diese konnten jedoch mit Ertüchtigungsmaßnahmen wie einer Phosphatfällung erfüllt werden, berichtet der Rathauschef.
Eine finanzielle Belastung wird zunehmend die Klärschlammentsorgung. Diese werde durch gesetzliche Vorschriften erheblich erschwert und sei dadurch auch teurer geworden. Da zusätzlich die Stromkosten stetig steigen, denkt die Stadt derzeit darüber nach, den Klärschlamm künftig zur Energiegewinnung zu verwerten. "2001 musste man sich wegen der deutlich niedrigeren Stromkosten darüber noch keine Gedanken machen", so Joachim Neuß zu diesem Thema.
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