Streuobst-Weg "schützenswert auf höchster Ebene"

10.8.2020, 21:32 Uhr
Streuobst-Weg

© Foto: Klaus Trenz

Stierberg scheint regelrecht umzingelt zu sein von Obstbäumen, die obendrein teils auch noch sehr alt sind. Der Bund Naturschutz hat das schon vor einigen Jahren erkannt und einige Flächen gepachtet, um diesen Bestand an Apfel-, Birn-, Kirschen- und Nussbäumen zu erhalten. Außerdem wurde im Jahr 2003 ein Streuobst-Wanderweg geschaffen, schon damals eine Maßnahme des Naturparks Fränkische Schweiz.

Streuobst-Weg

© Foto: Klaus Trenz

Ein weiter Umstand half, diese alten Bestände zu erhalten. "Wir hatten in Stierberg keine Flurbereinigung", sagt Gerhard Raum, Gastwirt und Naturliebhaber aus dem Ort. Er hat den rund sechs Kilometer langen Weg und die Obstbäume gepflegt und wird das auch weiterhin tun.

Margit Dippold von der Stadt Betzenstein und dort zuständig für Tourismus und Stadtmarketing will den Streuobstweg sanieren und auffrischen lassen, weil unter anderem einige Infotafeln dringend einen Austausch brauchten. Ihre Überzeugung: Vorhandenes Potenzial nutzen statt neue Angebote schaffen. Und mit dem Streuobst-Weg habe man das Potenzial für ein attraktives, nachhaltiges Angebot.

Streuobst-Weg

© Foto: Klaus Trenz

Zusätzliche Infotafeln mit zeitgemäßem Inhalt und QR-Codes sowie eine veränderte Streckenführung, die nicht mehr durch den Staatsforst läuft, sollen einen weiteren Betzensteiner Themenwanderweg auf bereits vorhandenen Wegen schaffen, der möglicherweise an den Erfolg des "Pfads der Liebe" herankommt. Dieser, anfangs oft belächelte Themenwanderweg "für die Seele" ist bereits ein Jahr nach seiner Eröffnung eine Erfolgsgeschichte. "Von den 2000 Flyern, die wir gedruckt haben, ist kaum noch etwas da", berichtet Dippold.

Streuobst-Weg

© Foto: Klaus Trenz

Stadtrat stimmt zu

Im Stadtrat hat man das Potenzial erkannt, als Dippold dem Gremium vergangene Woche ein komplett ausgearbeitetes Konzept für den Streuobstweg vorlegte, das mit Raum, dem Wanderwart des Heimatvereins, Klaus Reinhardt, sowie dem Geschäftsführer des Naturparks, Wolfgang Geißner, abgesprochen war. Das heißt nun wohl, dass die Förderung der knapp über 19 000 Euro teuren Sanierung des Streuobstwegs so gut wie sicher sein sollte. Bei einer 75-prozentigen Förderung durch den Naturpark und den Freistaat verblieben bei der Stadt nur Kosten von rund 4800 Euro für einen aufgepeppten Wanderweg.

Schon jetzt ist es ein Erlebnis, auf dem Pfad unterwegs zu sein – auch wenn Obst an den Bäumen in diesem Jahr Mangelware ist. Die Eisheiligen hatten im Mai Minusgrade geschickt. Vor allem die "kalte Sophie" streckte ihre eisigen Finger aus. Der Streuobstweg ist dadurch aber nicht minder interessant. Alleine die Baumbestände im Norden Stierbergs, in Nachbarschaft zu einer riesigen Blühwiese, sind einen Spaziergang wert. "Schon vor rund 20 Jahren war es wichtig, zu erkennen, dass Streuobst eine wichtige Geschichte für die Natur ist", sagt Raum. "Hier kann sich Flora und Fauna entwickeln, die sehens- und schützenswert auf höchster Ebene ist."

Korridore zwischen Biotopen

Man erhalte nicht nur alte fränkische Obstsorten und die Sortenvielfalt, sondern schaffe auch "Korridore zwischen kompakten Biotopen". So wird selbst Totholz auf den Streuobstwiesen geschützt, weil es Lebensraum für Tiere, Insekten oder auch Pilze liefert. Die wissenschaftlich fundierten Informationstafeln machen solche Zusammenhänge nachvollziehbar. Der Streuobstweg sei somit auch ein Ausdruck heimischer Wertschätzung.

Info: Der Streuobstweg stellt keine besonderen Anforderungen an den Wanderer und ist leicht zu begehen. Die Gehzeit beträgt zwischen 60 und 90 Minuten. Es gibt Ruhebänke entlang des Wegs. Man startet am besten bei der großen Infotafel oberhalb des Landgasthofs Fischer, die zugleich Ausgangs- als auch Endpunkt der familienfreundlichen Wanderung ist.

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