Stumme Ergriffenheit am Grab von Wolfgang Güllich
26.09.2017, 11:46 UhrDiese Musik ertönte einst auch bei der Beerdigung Wolfgang Güllichs. Und wie damals verlas Jerry Moffat, ein Freund aus England, nochmals den Nachruf. Alle bereiteten dem bei einem Autounfall Verunglückten zum 25. Todestag nochmals ein würdiges Gedenken.
Wie früher so oft, versammelten sie sich zunächst auf dem beliebten Zeltplatz der Kletterer bei Oma Eichler bei Untertrubach. Wie damals bewirtete sie die Besitzerin Martha Walter in vertrauter Freundlichkeit. Das Wetter zeigte sich auf der Terrasse von seiner besten Seite.
Norbert Sandner wohnte wie Kurt Albert mit Wolfgang Güllich zwölf Jahre lang in einer WG in Oberschöllenbach. Er begrüßte die Weggefährten von damals und rief nochmals so manche Erinnerungen wach. Bürgermeister Markus Grüner freute sich, unter den Ehrengästen aus der Heimatstadt Wolfgang Güllichs, aus Dannstadt in der Pfalz, Vater Fritz Güllich und Bürgermeister Stefan Veth begrüßen zu dürfen. Auf lokaler Ebene waren bei zahlreichen weiteren Ehrengästen Landrat Hermann Ulm und Pfarrer Werner Wolf dabei. "Wolfgang Güllich war evangelischer Christ. Ich weile als katholischer Pfarrer oft an seinem Grab, die Eltern sind ja so weit weg. Außerdem verbindet auch der Tod die Menschen", sagte Wolf im anschließenden Gedenken am Grab im Friedhof von Obertrubach. Mit den Eltern Wolfgang Güllichs verbinde ihn seit 25 Jahren eine enge Freundschaft.
Einer der größten Kletterer
"Oft werde ich herausgeklingelt, wenn wieder Freunde das Grab besuchen wollen, das freut mich", sagt Pfarrer Wolf. "Er war einer der größten Kletterer, die die Welt gesehen hat. Viele werden sich an seinen neuen Routen erfreuen, nur wenige die schweren begehen können", sagte Jerry Moffat in die Stille und würdigte neben den Topleistungen den angenehmen Charakter von Wolfgang Güllich.
"Fünf Gipfelbücher mit Eintragungen zeigen, das Grab ist eine Pilgerstätte und Wolfgang Güllich bis heute unvergessen", betonte Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner am Grab, "sein Geist lebt in unseren Herzen, seiner Familie und unter allen Kletterfreunden weltweit fort."
Grüner verwies dann noch auf eine Gedenktafel am Rande des Friedhofes, die die Gemeinde Obertrubach anlässlich des Gedenktages errichten ließ. "Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt, Obertrubach ist eine schöne Entscheidung", betonte Bürgermeister Stefan Veth, der den weiten Weg von der Pfalz trotz vieler Termine nicht scheute und für den 87-jährigen Vater Fritz Güllich wie selbstverständlich den Chauffeur machte.
Einen großen Gedenkstein habe man auch in seinem Heimatdorf aufgestellt, dazu sammle man Utensilien in einer Vitrine. Sein Dank galt vor allem Maria Ritter für die sorgsame Pflege des Grabes. Vater Güllich sei allein aber nicht einsam. Er habe die Heimatgemeinde in seinem Rücken. Markus Grüner erwähnte in diesem Zusammenhang auch noch die Familie Reichel bei der Pflege. Maria Ritter habe viele Andenken über die Jahre aufgehäuft. Es könnte einmal zu einem kleinen Museum reichen, man arbeite daran.
Landrat Hermann Ulm begrüßte die gute Partnerschaft zwischen der Heimatgemeinde Güllichs und Obertrubach. Als Vorsitzender der Lebenshilfe dankte er Fritz Güllich für beträchtliche Spenden über die ganzen Jahre. Maria Ritter ist in der Lebenshilfe engagiert aktiv. Güllich fand so eine gute Adresse für seine Dankbarkeit. "Wir konnten benachteiligten Kindern Angebote machen, die sonst nie möglich gewesen wären", sagte Maria Ritter.
"Wolfgang Güllich hat uns einen schweren Fußabdruck hinterlassen", meinte Norbert Sandner beim anschließenden gemütlichen Beisammensein. Anfangs war man in Schlaifhausen und am Walberla zu Hause. Dann suchten die Kletterer die schwierigeren Touren tiefer in der Fränkischen Schweiz.
Im Trubachtal war es die Erstbesteigung des "Amadeus Schwarzenegger" am Richard-Wagner-Felsen, 1991 gelang ihm die Erstbesteigung einer Route am Waldkopf im Veldensteiner Forst, die Güllich "Action directe" taufte. Sie war im Leistungszenit ein Quantensprung.
Sandners Gedanken gingen nochmals zurück an gemeinsame Besteigungen in den USA, den Anden oder auf die andere Seite des Kontinents, nach Australien. Wolfgang Güllich hatte in seinem Fachgebiet einen weltweiten Ruf. "Dabei war er ein herzensguter Mensch, er war einfach ein guter Freund", erinnert sich Sandner.
Mit Bewunderung schaute die Gemeinde Obertrubach aber auch auf Fritz Güllich, den schweres Leid und Schicksalsschläge nicht haben verzweifeln lassen. So war die Gemeinde Obertrubach für die Veranstaltung in vielerlei Hinsicht gerne Gastgeber.
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