Fränkische Schweiz

"Wer einmal da war, kommt wieder": 50 Jahre Schullandheim Pottenstein

20.9.2021, 13:00 Uhr

© Foto: Rosi Thiem

"Letzte Vorbereitungen werden getroffen, doch wir sind gut ausgerüstet, auch was die technische Ausstattung betrifft", informiert die junge Frau, die seit erstem September für das Marketing des Hauses zuständig ist.

Im Außenbereich montiert Andrew Laschinsky, der Hausmeister, eine Dekoration aus Holzkisten und Blumengebinden in verschiedenen Gefäßen und schafft damit eine heimelige Stimmung. Es kann wieder losgehen. Dabei haben sie allen Grund zum Feiern: Vor einem halben Jahrhundert ist das Schullandheim eröffnet worden. "Das war 1971", blickt Hutzler zurück. "1968 war der Grundstückskauf und 35 Architekten gaben Modelle ab. Das Schullandheimwerk Oberfranken, das auch noch Niederlassungen in Steinbach am Wald und Weißenstadt betreibt, ist auch für unser Haus zuständig. Eigentümer ist bis heute die Oberfrankenstiftung." 3,1 Millionen D-Mark betrugen damals die Gesamtbaukosten. Mit dem Bau wurde 1969 begonnen.

Im Innenbereich ist heute alles blitzblank geputzt und farbenfrohe Wandinstallationen geben den Betonmauern einen wohnlichen Charakter. "Wir haben hier drei Trakte mit insgesamt 122 Betten, 29 Zimmer – aufgeteilt in Zwei-, Vier- und Sechs-Bett-Räume sowie ein behindertengerechtes Zimmer", informiert die Leiterin, Brigitte Hutzler. "Im gelben Trakt, den wir ,Höhlen‘ nennen, sind alle Sechs-Bett-Zimmer mit Dusche/WC. Daneben gibt‘s noch den ,Täler‘- und den ,Burgen‘-Trakt."

Hausschuhpflicht im Haus

Vier Schuhschleusen lassen Ordnung erahnen. "Bei uns gibt es die Hausschuhpflicht", erklärt die 60-Jährige. "Das schafft Gemütlichkeit für die Besucher und damit kann man das Haus auch sauberer halten." Vor bald 20 Jahren, 2002, wurden der gelbe Trakt und die Mehrzweckhalle angebaut. Die Außenfassade wurde wärmeisoliert und mit Lärchenholz verkleidet, am Dach gab es eine Titanzinkverblechung, berichtet Brigitte Hutzler. An ihren ersten Arbeitstag, es war der 11. März 2002, erinnert sie sich noch genau: "Abends nach den Renovierungsarbeiten brannte der Dachstuhl. Gott sei Dank ist kein Kind zu Schaden gekommen." Die jungen Gäste waren damals aus Neunkirchen am Brand. Die Küche blieb unbeschädigt, deshalb konnte im Mai eingeschränkt weitergemacht werden. "Aber wir brauchten ein ganzes Jahr, bis es mit voller Kraft weitergehen konnte", erinnert sie sich.

© Foto: Rosi Thiem

Die Leitung hat die Hauswirtschafterin 2015 übernommen. Damals erfolgten auch die Erneuerung des Hartplatzes, der Bau des Sinnesparcours und des Kräutergartens. 2018 stand eine Dachsanierung an.

Mit Bildungshintergrund

"Ursprünglich hatten wir nur Schulen als Gäste", blickt Kerstin Hutzler zurück. "Mittlerweile kommen Gruppen und Vereine aus kirchlichen, musischen und sportlichen Bereichen, ebenso wie Firmen mit ihren Auszubildenden." Die Aufenthalte müssten aber immer einen Bildungshintergrund haben. Die durchschnittlichen Übernachtungszahlen kletterten auf 18 000 im Jahr – vor Corona.

"Den Schulen war es ja im letzten Jahr teilweise untersagt, zu kommen. Auch heuer hatten wir einen eingeschränkten Betrieb. Ab September läuft es wieder richtig an", freuen sich beide. "Trotzdem werden wir noch nicht alles dicht belegen, mit Rücksicht auf die Gäste, die bei uns verweilen. Es muss aber trotzdem noch wirtschaftlich sein", rechnet Brigitte Hutzler vor.

Die Anmeldungen für die Zukunft seien gut. Meist buchten Schulen und Gruppen ein bis zwei Jahre im Voraus. Anfragen kämen aus der Region, aber auch aus Oberbayern und anderen Bundesländern, wie Berlin, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen. "Wer einmal da war, kommt immer wieder", freut sich die Leiterin. Neulich habe sie vor Ort die Abstimmung einer Klasse mitbekommen: Alle Schüler hätten für einen weiteren Aufenthalt in Pottenstein gestimmt. So etwas macht Brigitte Hutzler glücklich: "Wenn es den Kindern gefällt, gefällt es auch uns. Zum Abschied bekommen wir oft ein Lied." Die Belegzeiten hätten sich allerdings geändert, die Schulen blieben heute kürzer.

Bereits vor 50 Jahren sei beim Bau Wert auf Kunst in der Natur und Inspiration gelegt worden. Das habe sich bis heute durchgezogen: "Wir haben eine Kreativ- und Theaterwerkstatt, sowie Bildungsmöglichkeiten in Kultur, Geschichte, Umwelt, Musik und Sport. Beliebt ist unser Schwarzlichttheater genauso wie die Freizeitmöglichkeiten Airhockey, Lagerfeuer und der Beachvolleyballplatz", resümiert Kerstin Hutzler.

Zutaten aus der Region

Heute hat sich die Mitarbeiterzahl auf elf gesteigert. "Davon sind drei Vollzeitkräfte und acht festangestellte Teilzeitkräfte", berichtet Brigitte Hutzler. Sie freut sich über das Fachpersonal. "Hier hat sich auch sehr viel grundlegend geändert, gerade in Sachen Ernährung. Wir kaufen hauptsächlich die Lebensmittel aus der Region, kochen frisch, umweltschonend, saisonal und mehr vegan."

Ferner werde auf Qualität geachtet und darauf, dass nichts übrig bleibe, das weggeschmissen werden müsste. "Da gibt es dann auch mal ein Linsencurry – früher wäre es ein Putencurry gewesen", erläutert die Hauswirtschafterin. Für Allergiker spreche sie im Vorfeld den Speiseplan ab. "Manchmal kommen Kinder auch mit Nutellaglas und sämtlichen Lebensmitteln im Koffer zu uns. Das ist wirklich nicht nötig; in der Gemeinschaft schmeckt es immer besser."

Gibt es trotzdem auch mal Heimweh? "Ja, das kommt schon mal vor. Doch die Lehrkräfte sind da und kümmern sich sehr gut", erzählt Brigitte Hutzler, die dann auch mal einen Lolly und ein gutes Wort übrig hat.

© Foto: Rosi Thiem

Wenn Rehe, Hasen und Schafe auf das Grundstück kommen, dann ist es für die Gäste stets etwas ganz Besonderes. "Schon bei der Anreise berichten mir die Kinder oft aufgeregt, dass der Bus den steilen Burgberg hochfuhr und in der steilen Kurve nochmal ansetzen musste, um die Kurve zu schaffen – auch das ist schon ein Erlebnis am Anfang, über das Panorama zu uns zu kommen. Von hier aus können die Gruppen auch alles zu Fuß erreichen", erläutern beide.

Länger verweilen

Kerstin Hutzler will als nächstes Konzepte entwickeln, wie sich der Aufenthalt vor Ort gestalten lässt, um die Lehrer zu entlasten. "Spezialisten für das Angebot haben wir ja. Gerade erstellen wir auch eine neue Homepage." Ziel sei es, dass die Klassen nicht mehr nur drei Tage blieben, sondern gerne eine Woche nachhaltig verweilten. "Im Moment sind viele nur von Montag bis Mittwoch da. Gerade wenn die Kinder richtig angekommen sind, müssen sie wieder gehen. Das soll sich ändern, wir arbeiten daran", erklärt Kerstin Hutzler, die gerade selbst eine Wand im Speisesaal liebevoll gestaltet hat.

In einer kleinen Feierstunde wird demnächst zum Jubiläum ein Apfelbaum für die Zukunft gepflanzt.

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