Private Waldbesitzer in Bayern sind zunehmend überfordert
19.3.2018, 05:55 UhrImmer öfter sieht Horst-Dieter Fuhrmann den Wald vor lauter Büschen nicht mehr. "Mitten im Wald gibt es viele Flächen, die brach liegen und nicht bewirtschaftet werden. Unter kränkelnden Kiefern entwickelt sich da ein Nichtwald, in dem Brombeeren oder Schlehen in die Höhe schießen", erzählt der Bereichsleiter Forsten des Ansbacher Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Der Grund: Viele Waldbesitzer leben nicht mehr vor Ort, sind zu alt oder haben ihren Wald nachfolgenden Generationen vererbt, die noch nie eine Motorsäge in der Hand hatten – und denen dafür auch Zeit und Interesse fehlen.
Zur Aufforstung verpflichtet
"Wenn die Waldeigenschaft in Gefahr ist, schreiben wir die Besitzer an. Sie haben die Verpflichtung, Wald als Wald zu erhalten. Wenn eine bestimmte Grenze überschritten ist, können wir sie dazu verpflichten, wieder aufzuforsten – das wird dann richtig teuer", meint Fuhrmann.
Etwa 2,5 Millionen Hektar Bayerns sind mit Wald bedeckt, das ist etwa ein Drittel der Landesfläche. 30 Prozent davon wird von den Staatsforsten bewirtschaftet, 13,5 Prozent zählt als Körperschaftswald und ist vor allem im Besitz von Kommunen, 2,2 Prozent gehört dem Bund (vor allem auf Truppenübungsplätzen) und 54,2 Prozent ist in Privatbesitz, der sich auf 700.000 Personen verteilt.
"Viele haben kein Interesse"
Die große Mehrheit der Privatwaldbesitzer kann nur über weniger als drei Hektar Forst bestimmen, meist sogar noch zersplittert über mehrere Areale. "Wünschenswert wäre es, wenn man da eine Waldflurbereinigung machen könnte, die zumindest die Kleinstrukturen zusammenfasst. Je kleiner der Wald, desto schwieriger ist er zu bewirtschaften", verdeutlicht Fuhrmann.
"Die Fähigkeit, seinen Wald selber zu bewirtschaften, nimmt immer mehr ab", sagt auch Barbara Weindler vom Bayerischen Waldbesitzerverband. Etwa 110.000 der 700.000 bayerischen Forsteigentümer sind in diesem Verband organisiert. "Die anderen haben meist gar kein großes Interesse. Es ist sehr schwer, an sie heranzukommen", meint Fuhrmann.
Viele haben sich aber mittlerweile Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) oder Waldbesitzervereinigungen angeschlossen. Dabei handelt es sich um Selbsthilfeeinrichtungen für Waldbesitzer, die beim Waldumbau beraten, Motorsägenkurse abhalten, die Holzernte organisieren und vor allem die Holzvermarktung übernehmen.
"Wegen fünf Festmetern fährt niemand in den Wald", verdeutlicht Martin Brunner, Geschäftsführer der FBGs Feuchtwangen und Rothenburg, die sich gerade zusammenschließen, um mehr Schlagkraft zu erhalten. "Wir haben 16 Lagerplätze angemietet, bei denen die Waldbesitzer ihre zwei, drei Stämme ablegen können. Da wird das gesammelte Holz später abgeholt", verdeutlicht Brunner. Ohne diese Unterstützung hätten die kleinen Waldbesitzer kaum eine Möglichkeit, ihr Holz gewinnbringend zu verkaufen.
FBGs professionalisieren sich
Bei den FBGs sind Förster und Forstwirte angestellt, weshalb sie auch staatlich gefördert werden. "Die FBGs werden eine immer größere Rolle spielen. Sie professionalisieren sich zunehmend", meint Horst-Dieter Fuhrmann vom Ansbacher Forstamt. Durch die zunehmende Größe können sie mehr Holz vermarkten und bessere Preise für ihre Mitglieder erzielen.
"Wir sind schon ziemlich weit mit der Professionalisierung. Wir haben zwei Förster angestellt und unser Gebiet in zwei Reviere aufgeteilt. Im Sommer stellen wir einen dritten Förster ein, weil die Nachfrage der privaten Waldbesitzer so groß ist", sagt Herbert Hechtel, Vorsitzender der FBG Ansbach-Fürth.
Waldbesitzern, die nicht vor Ort leben oder sich mit der Bewirtschaftung nicht auskennen, werden von den FBGs umfassende Waldpflegeverträge angeboten, quasi ein Rundum-Sorglos-Paket. "Durch die Urbanisierung der Waldbesitzer wird das zunehmend nachgefragt,", erzählt Hechtel.
An alle Waldbesitzer kommen aber auch die Forstbetriebsgemeinschaften nicht heran. "Es gibt immer noch Waldbesitzer mit 10 bis 20 Hektar Wald, die absolut beratungsresistent sind", verdeutlicht Martin Brunner von den FBGs Feuchtwangen und Rothenburg.
"Beim Waldumbau zum Beispiel kann es keine gesetzlichen Vorgaben geben. Wir versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten. Wir haben aber gute Argumente: Bei uns bekommen die Waldbesitzer eine kostenlose Beratung – und natürlich auch eine finanzielle Förderung beim Waldumbau", sagt Fuhrmann.
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