Auf Durchzug schalten und am Bau „oben ohne“ arbeiten

23.08.2011, 17:27 Uhr
Auf Durchzug schalten und am Bau „oben ohne“ arbeiten

© Bernlocher

abkühlen kann. Doch nicht jeder hat Ferien, nicht wenige müssen trotz der „Bullenhitze“ schuften. Wie kommen Bauarbeiter, Verkäufer & Co. mit den Temperaturen zurecht? Die Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung/Hilpoltsteiner Zeitung fragte nach.

ROTH/HILPOLTSTEIN Verschwitzt und erschöpft kommt Austrägerin Ludmilla Meyler nach ihrer vierstündigen Runde wieder zu Hause an. Fünf Tage die Woche strampelt sie durch die Stadt und trägt für die NordbayernPost Briefe und Kataloge aus. Bei diesen Temperaturen steigt sie bereits um 7Uhr aufs Rad, damit „ich vor der Mittagszeit fertig bin“. Und sie hat immer zwei Trink-Flaschen dabei, für sie nach eigener Aussage angesichts der Hitze„lebensnotwendig“. Auch, weil Ludmilla Meyler zum Beispiel immer in langen Hosen fährt, „damit ich vor den Wespen geschützt bin.“

„So luftig wie möglich“ kleidet sich dagegen Christa Andresen, Verkäuferin im Rother Buchladen „Genniges“. Eine Klimaanlage gibt es hier nicht, deshalb herrschen nachmittags „mollige Temperaturen“, sagt Andresen. Das Einzige, was bleibt ist, die Türe des Geschäfts offen stehen zu lassen und somit für einen leichten Durchzug zu sorgen.

Gelassen nimmt Stadtgärtner Johann Schertel die Hitze. Er gießt vormittags sämtliche Pflanzen der Stadt und versucht, dabei „nicht unbedingt in der Sonne zu stehen, sondern im Schatten zu bleiben“. Die lange orangefarbene Hose muss er aus Gründen des Arbeitsschutzes tragen, aber das ist für ihn „okay“.

Die Bauarbeiter, die zurzeit die Johann-Friedrich-Straße in Hilpoltstein asphaltieren, müssen auch bei Temperaturen um die 30 Grad arbeiten. Für Peter Mann, Enrico Bauer und Christian Schmiedl hilft da nur eines: „Viel trinken, vor allem Wasser und eiskalten Tee“. Für die „oben ohne“ arbeitenden Männer ist Sonnencreme natürlich Pflicht. „Ansonsten muss man die Hitze aushalten und ab und an in den Schatten gehen. Das ist auch eine Gewohnheitssache.“, erzählt Peter Mann. Ähnlich geht es den Arbeitern in Roth. Ahmet Koca schuftet mit seinen Kollegen in der Allee direkt vor der Redaktion. Doch obwohl sie auch in der Mittagszeit arbeiten und deshalb den höchsten Temperaturen des Tages ausgesetzt sind: Eine lange Hose und feste Schuhe gehören zur Arbeitskleidung.

Luftigere Kleidung darf die Ferienarbeiterin der Stadt Roth tragen. In Sommerrock und Top trotzt Tamara Kegel den sommerlichen Temperaturen. „In den Chefetagen wird natürlich Anzug getragen“, erzählt sie, „aber in unserem Büro sieht man das nicht so eng, da überwiegt ein legerer Kleiderstil“. Am Arbeitsplatz steht lediglich ein Ventilator, denn eine Klimaanlage gibt es nicht. Auch die geschlossenen Rollläden helfen, die Temperaturen möglichst niedrig zu halten.

Weniger freizügig müssen die Rother Polizisten den Sommer überstehen. Mit langer Hose, kurzärmeligem Hemd und der Mütze sind die Beamten auf Streife. Und das Equipement, das sie mit sich führen, wiegt beinahe sechs Kilogramm. Wenigstens sind die Büroräume der Dienststelle, in die die Streife dann wieder zurückkehrt, klimatisiert.

Laut stellvertretendem Dienststellenleiter Johann Gerngroß ist der ein oder andere Bürger ob der großen Hitze zwar etwas gereizter als sonst. Mehr Unfälle oder mehr Straftaten wurden in der Rother Polizeiinspektion aber nicht verzeichnet.

Überraschend angenehm temperiert sind die beiden Friseursalons von Karin Wieners-Zwingel. Der Grund: Die Türen stehen weit offen. „Viele Kunden bleiben sogar beim gewohnten Kaffee und verlangen nur zusätzlich ein Glas Wasser“, erzählt sie. Die Wärme merke man nur daran, dass gegen Nachmittag fast niemand mehr zum Haareschneiden kommt, es sei denn, er hat einen Termin, so Wieners-Zwingel. „Die anderen verziehen sich alle ins Schwimmbad.“

Tipps, wie man sich an heißen Sommertagen am besten verhält, hat das Gesundheitsamt parat. Das Wichtigste ist laut Experten die Flüssigkeitsaufnahme. Zwei bis drei Liter Wasser oder stark verdünnte Saftschorlen sollte ein Erwachsener am Tag aufnehmen, rät Dr. Fritz Oberparleiter. Bei den schwülwarmen Temperaturen verliere der Körper viel Flüssigkeit über die Haut. Was viele nicht wüssten: Der größte Teil an Flüssigkeit wird über die Atmung ausgeschieden. Zusätzlich sollte man sich zur Mittagszeit in abgedunkelten Räumen aufhalten. Körperliche Aktivitäten im Freien sollen laut Mediziner jedenfalls auf die Morgenstunden gelegt werden, um den Körper nicht unnötig zu belasten.

Das Hochsommerwetter hat aber auch seine guten Seiten. Zum Beispiel für die Ferienkinder, die nach dem vielen Regen endlich im Wasser toben können. Die Freibäder jedenfalls erfreuen sich des lange ersehnten Zustroms und auch die Liegewiesen am Rothsee sind endlich voll.

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