Bammel vor der Klippenszene
6.1.2009, 00:00 Uhr«Mäusgen« wird im Hause Probst in Röttenbach liebevoll das Küken der Familie gerufen. Derzeit fiebern Eltern, die beiden Brüder und die Schwester dem ersten großen (Fernseh-)Auftritt ihres Nesthäkchens entgegen. Die elfjährige Schülerin spielt im ZDF-Drama «Herzenssehnsucht« eine Hauptrolle. Und da Verfilmungen von Pilcher-Romanen ausschließlich sonntags ab 20.15 Uhr über die Bildschirme flimmern, dürften am 18. Januar bis zu sechs Millionen Zuschauer um das Seelenheil des Mädchens aus der 6000-Seelengemeinde im Fränkischen Seenland bangen und dabei die «Kleine« in ihr Herz schließen. Dem «Mäusgen« aus Röttenbach nämlich wird in diesem Drama nicht gerade gut mitgespielt.
Sandra Probst, die Mutter von Maja-Celiné, warnt schon mal vor. Kleenex sollte in Reichweite liegen, wenn Maja die Sehnsucht nach ihrer kranken Filmmutter (Theresa O’Hara) fast krank werden lässt.
Dass sich Verfilmungen der englischen Romanschreiberin Rosamunde Pilcher außerdem stets in faszinierender Landschaft abspielen, ist der großen Anhängerschar der 84-jährigen Schriftstellerin bekannt. So entwickelt sich auch die «Herzenssehnsucht« in einer landschaftlich so reizvollen Umgebung, dass in deutschen Wohnstuben wieder mal die schönsten Urlaubsgefühle geweckt werden dürften.
Während in dieser 84. ZDF-Verfilmung einer Pilcher-Story die Mutter in einem Hospiz in Thailand an einer schweren Lungenkrankheit leidet, wächst Theresa (so Majas Filmname) in Irland im Haus ihres Großvaters (Klaus Wildbolz) auf. Theresas (Film-)Vater hatte seine Frau hintergangen und die Tochter auf die grüne Insel verschleppt.
Ein eingespieltes Team
Dreharbeiten sind für die Schülerin aus Röttenbach fast schon Alltag. Schließlich ist «Theresa« bereits ihre fünfte Hauptrolle. Scheu vor einer Kamera kennt Maja nicht. Ihr Ehrgeiz für die Schauspielerei wurde so richtig geweckt, als sie vor drei Jahren in der BR-Dokumentation «Lebenslinien« die eigene Mutter (Herausgeberin des Lifestyle-Magazins Frankenpower) in der Zeit ihrer Kindheit spielen durfte. Zuvor war Maja schon in einigen Filmrollen und Werbespots zu sehen gewesen.
Inzwischen sind Mutter und Tochter in Sachen Film längst ein eingespieltes Team. Sandra Probst unterstützt ihr jüngstes Kind in Sachen Film so gut es möglich ist. Sie begleitet Maja zu den Castings, lernt mit ihr die Filmdialoge und sorgt bei den Dreharbeiten dafür, dass ihre Tochter nicht überfordert wird.
Maja selbst ist sich sicher, dass sie den vor fast fünf Jahren eingeschlagenen Weg beibehalten wird. Dabei hofft die Elfjährige auf, wie sie sagt, «ernsthafte Rollen«. Ihre Kollegen sind sich sicher, dass es die kleine Maja weit bringen kann, wenn sie so konsequent wie bislang weitermacht. Demnächst reisen Mutter und Tochter wieder zu einem Casting nach München. Klappt es, würde die Elfjährige zum Ensemble für einen (deutschen) Kinofilm mit historischem Hintergrund gehören. Mehr darf die Mutter derzeit nicht verraten.
Zwischen Leben und Tod
Ob Rosamunde Pilcher am 18. Januar ein weiteres Mal für ein Happy End sorgt, lässt Sandra Probst ebenfalls offen. An der nötigen Dramatik jedenfalls wird es nicht mangeln. Wenn beispielsweise eine verzweifelte Theresa mit einer Hand an einer Felsklippe zwischen Leben und Tod hängt. Im ZDF-Begleittext zum Film nennt Maja Probst die Klippenszene ein «tolles Abenteuer«. Die Mutter allerdings hat vor Ort mitbekommen, dass sich ihre Tochter der Schlüsselszene des Films mit einem ausgesprochen mulmigen Gefühl näherte.
Mögen sich Regisseur und Produzent auch sehr lobend über die schauspielerischen Qualitäten ihrer jugendlichen Hauptdarstellerin äußern («von ihr werden wir noch viel sehen«) ist es für Maja selbst wichtig, wie die Rolle von Theresa von ihrer besten Schulfreundin Michaela gesehen wird. Ganz allgemein sei die Schule schon «ganz o.k.«, meint Maja. Die Mutter bestätigt es. Wenn sich mal ein Drehtermin nicht in die Ferien legen lässt, würden Karlheinz Pfahler, Rektor der Dr. Georg-Mehler-Schule in Georgensgmünd, und das Lehrerkollegium durchaus Verständnis für die besondere Situation des jungen Schauspieltalentes. Aufgaben erhält Maja dann per Mail oder Fax. Trotz der Doppelbelastung hätten sich die schulischen Leistungen ihrer Tochter im vergangenen Jahr verbessert, freute sich Sandra Probst. Vor allem was das Fach «Fremdsprachen« betrifft. Kein Wunder. Schließlich wird am Set ausschließlich englisch gesprochen.
«Wunderbares Filmteam«
«Herzenssehnsucht« wurde komplett in den Sommerferien gedreht. Mutter und Tochter erinnern sich sehr gerne an die gemeinsame Zeit in Irland. Die Tochter schwärmt immer noch von einem «wunderbaren Filmteam«. Mit Klaus Wildbolz (71), ihrem (Film)-Opa, hatte sich die Elfjährige besonders gut verstanden. Zum Abschied schenkte ihr der renommierte Schauspieler «wunderschöne Ohrringe«.
Sandra Probst hatten es die zahlreichen Ausflüge in einer «herrlichen Landschaft« angetan. Die Familie daheim im fränkischen Seenland konnte anhand von Postkarten und Briefen das Schwärmen über die grüne Insel nachvollziehen. Wenn in Irland mitunter auch ein wenig Heimweh aufkam, dann nicht zuletzt wegen der beiden Hunde und der beiden Katzen, die im Hause Probst in Röttenbach für Leben sorgen.
Der ganz normale Wahnsinn
Nach ihrer ersten großen Fernsehrolle warten auf Maja Probst nun weitere Dreharbeiten zur ZDF-Serie «Ihr Auftrag, Pater Castell«, in der die Röttenbacherin an der Seite des Sonderbeauftragten des Vatikans (Francis Futton-Smith) die Hauptrolle spielt. Zudem dreht sie für Kabel1 weitere Folgen von «Life Bites«, dem ganz normalen Wahnsinn des Teenageralltags.
Teenager Maja allerdings bleibt in ihrem Leben zwischen Katz und Hund, Schule und Film, kaum Zeit für den alltäglichen Wahnsinn, den sie als «Molly« für Kabel1 in Szene setzt. Entweder lernt sie in ihrem neuen weiß-roten Zimmer für die Schule oder studiert diverse Drehbücher. Zudem ist reichlich Action angesagt. In Röttenbach beim Herumtollen oder an diversen Drehorten in ganz Europa. Langeweile jedenfalls kennt die Elfjährige nicht. HANS PÜHN