Blick auf Panzer und Shampoo
23.04.2010, 00:00 Uhr
»Uups«, entfährt es Jennifer. Die 14-Jährige versucht gerade, den kleinen Roboter mit zwei Schalthebeln zu steuern. Aber da der Roboter in der Wehrtechnischen Dienststelle Greding draußen im Flur seine rasante Fahrt aufnimmt und Jennifer drinnen im Amtszimmer der Abteilung »Aufklärungstechnik« via Bildschirm steuert, kracht der kleine flotte Kerl schnell mal gegen die Wand.
Kurz vorher haben sie und zwölf weitere Schülerinnen das »Net-Meeting« ausprobiert, davor waren sie in einem riesigen »Simulationsdom« - weithin sichtbar als silberne Kuppel und »einfach toll«, wenn »Girl« mal rein darf. »Als ob man selbst mitfährt«, war das Gefühl für die Mädchen und »total super«. Danach wartet ein echter Panzer auf die Girls - die WTD hat einiges an Man- und Womanpower aufgeboten für ihre Gäste.
Erinnerungsstücke
Dass es eigene Namensschilder an bunten Halsbändern gibt, dass die Mädchen mit selbst hergestellten Erinnerungsstücken heimgehen dürfen, das gehört an diesem Tag schon zum guten Ton für die Gastgeber. Aber bei »toolcraft« gibt es in der Mittagspause sogar noch frischen Leberkäs! Dieser Programmpunkt schlägt die anderen glatt, geben Katrin und Kristine unumwunden zu. Die Elfjährigen kennen die Firma zwar, weil der eine Papa Fertigungsleiter ist und der andere in der Konstruktionsabteilung für die Präzisionsteile sitzt, die für Luft- und Raumfahrtechnik, für Druckmaschinen und Fahrwerksteile gebaut werden. Aber vom Arbeitsablauf wissen Katrin und Kristine nichts - bis zu ihrem ersten Girls‘ Day, an dem sie das Werden ihres Erinnerungspokals von der ersten Konstruktionsskizze über das Sägen, Fräsen und Drehen bis zur letzten Beschriftung mit ihrem Namen mitverfolgen.
Wie kommt das Shampoo in die Flasche? Und wie wird die Rezeptur für die Sonnenmilch gemixt? Für Katharina aus Gräfensteinberg, Lisa aus Georgensgmünd und Katharina aus Niedermauk öffnet sich mit dem Eintritt in die Firma Kiessling (»Cosmetics in motion«) auch der Blick hinters Etikett. In der Mischerei, im Chemielabor und in der Abfüllstation erleben sie, wie ihr Shampoo hergestellt wird und finden das höchst spannend.
Ausbilder Dieter Hitz führt die Mädchen, die ordnungsgemäß in Schutzanzüge schlüpfen müssen, durch die Abteilungen des 225 Mitarbeiter zählenden Betriebs. Azubi Kristian Hoffmann erklärt ihnen eine pneumatische Steuerung, und Dr. Antje Draheim bestärkt die Elf- bis 14-Jährigen in ihrer Neugier für alles, was mit Technik zu tun hat. Die Leiterin der Weißenburger Agentur für Arbeit tourt an diesem Girls‘ Day durch die Betriebe und wirbt unverdrossen dafür, die »Schätze zu heben«. Denn angesichts des anstehenden Fachkräftemangels »werden die Mädchen in diesen Berufen bald dringend gebraucht«, prognostiziert sie.
Ihr Ruf verhallt anscheinend nicht ungehört: Die Firmen, Handwerksbetriebe und Gemeinden freuen sich nicht nur an diesem Tag über junge Damen im Haus. Weibliche Lehrlinge, so versichert Kiessling-Ausbilder Hitz, »sind uns hochwillkommen«.