BN und Grüne kritisieren Allersberger Industriepark
13.3.2019, 06:00 UhrDas rund 30 Hektar große Areal teilt sich in zwei Flächen auf. Der mit 18 Hektar größere südliche Teil liegt direkt an der Autobahn A 9. Nach Vorstellung der Mehrheit des Allersberger Marktgemeinderates und von Bürgermeister Daniel Horndasch sollen sich hier größere Unternehmen ansiedeln, die mehr als drei Hektar benötigen und die in punkto Emissionen heftiger sind als in einem regulären Gewerbegebiet. Soll heißen: Hier kann es ziemlich laut werden.
Der nördliche Teil der Fläche, die näher am Regionalbahnhof bei Altenfelden ist, ist kleineren Firmen vorbehalten und umfasst rund zwölf Hektar.
Nichts mehr zu bieten
Der "Flächenfraß" in Bayern ist in aller Munde, nur die politisch Verantwortlichen in Allersberg scheine es nicht zu stören, dass hier "ein riesiges Gebiet" versiegelt werden soll, empört sich Manfred Kinzler. In der jüngsten Sitzung des BN–Vorstands habe man sich nicht gegen eine gewerbliche Weiterentwicklung ausgesprochen, sondern gegen den "riesigen Flächenverbrauch", erklärte Kinzler in einem Redaktionsgespräch. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, sollte die Ansiedlung von Betrieben möglichst schnell passieren. Doch wenn diese Flächen weg sind, habe Allersberg in gewerblicher Hinsicht nichts mehr zu bieten.
Bürgermeister Bernhard Böckeler habe während seiner Amtszeit (1993 bis 2017) darauf gesetzt, ein Gewerbegebiet "nach und nach" zu entwickeln. Nach Meinung Kinzlers würden große Betriebe für ein Verkehrschaos zwischen Altenfelden und er Autobahn sorgen — unabhängig davon, dass sich im Westen angrenzend ein LBV-Biotop sowie ein Wasserschutzgebiet befinde.
Zudem seien die fünf Allersberger Brunnen nicht "allzu weit" von den Gewerbeflächen entfernt. In dieser Hinsicht sollte man bedenken, dass auch diese nicht unendlich Wasser liefern würden. Bekanntermaßen verbrauchen Industriebetriebe viel der lebenswichtigen Flüssigkeit. Unter dem Aspekt Schuldenabbau gefährde die Marktgemeinde ohne Not die Natur, betonte Kinzler.
Besonders laute Betriebe
Unterstützung bekommt der Allersberger BN vom Grünen-Kreisverband. Deren Sprecher Boris Czerwenka plagt die Frage, was denn die Allersberger mit einem Industriegebiet wirklich planen. In einer Mail an unsere Redaktion schreibt er, "dass Industriegebiete nur nötig sind, wenn dort Betriebe angesiedelt werden sollen, die überdurchschnittliche Lärm- oder Abgasemissionen erzeugen".
Alleine im Landkreis Roth würden fast alle Gemeinden neue Gewerbegebiete planen oder diese zumindest im aktuellen Flächennutzungsplan ausweisen. Aber werden diese Flächen auch benötigt? Wendelstein habe gerade ein Gewerbegebiet in ein Wohngebiet umgewandelt mangels Masse an gewerblichen Bewerbern.
Keine gemeinsame Lösung
Wo sollen also diese vielen Betriebe herkommen, die sich dort ansiedeln sollen? Statt hier landkreisweit eine Planung zu machen, entwickle jede Gemeinde ihre eigene Lösung, die jeweils zu Lasten der Natur und der Bürger geht, kritisiert er. Es sei auch fraglich, ob die Marktgemeinde ihr Ziel, mit diesen Industriegebieten eine größere Zahl an Arbeitsplätzen für die einheimische Bevölkerung zu schaffen, überhaupt erreichen kann. Gibt es in Allersberg für die dort benötigten Arbeitsplätze einen passenden Stellenmarkt?
Logistiker – und einen solchen will die Gemeinde laut Aufstellungsbeschluss dort ansiedeln – hätten in der Regel nicht sehr viele und schon gar nicht hoch qualifizierte Arbeitsplätze.
In jedem Fall widerspreche das Ganze dem Landesentwicklungsplan (LEP), in dem es heißt, dass eine Zersiedelung der Landschaft vermieden werden soll.
Artenschutz fängt vor der Haustür an
"Die Natur ist natürlich auch betroffen", fährt er fort. "Wir befinden uns hier am Rand des Bannwaldes und in einer schützenswerten Flur, die jetzt versiegelt werden soll." Hier wird wieder klar, dass die Ankündigung der Landesregierung, die Flächenversiegelung zu stoppen, reine Ankündigungspolitik ist, da die Gemeinden – wie jetzt Allersberg — ohne Begrenzung Flächen ausweisen können. Die angestrebte Reduzierung auf fünf Hektar pro Tag wird so nie funktionieren. Im Fall Allersberg wären das schon über 1,5 Prozent der jährlichen Fläche des gesamten Freistaats.
Es sei ja gut und wichtig, wenn die Gemeinde über Ausgleichsflächen nachdenke, aber am Ende werden die dort siedelnden Arten vertrieben, Ausgleichsflächen hin oder her. Die Natur werde geschädigt, da der Ausgleich sehr selten wirklich ein echter Ausgleich sei. "Und wer sagt eigentlich den Tieren Bescheid, wo sich ihre Ausgleichsflächen befinden?", will Boris Czerwenka wissen.
Straßen stark belastet
Wie auch Manfred Kinzler warnt der Grünen-Sprecher vor einem drohenden Verkehrskollaps. Natürlich seien die beiden Industriegebiete gut angebunden, aber schon heute seien die umliegenden Straßen stark belastet, durch die Autobahnauffahrt, durch den Bahnhof und durch das Naherholungsgebiet am Rothsee. Ein derart großer Industriepark, wie ihn die Marktgemeinde Allersberg plane, werde eine Menge zusätzlichen Verkehr erzeugen.
Boris Czerwenka: "Macht es wirklich Sinn, so nahe am wichtigsten Naherholungsgebiet des ganzen Landkreises ausgerechnet ein Industriegebiet anzusiedeln?" Der südliche Teil liege sehr nah am Rothsee. Hohe Lärm- oder Abgasemissionen, die ein Industriegebiet erzeugen kann, in der Nähe eines Naherholungsgebietes würden die Grünen sehr kritisch sehen.
Die Öko-Partei jedenfalls würden das Industriegebiet in der derzeitigen Form rundweg ablehnen. "Ein Gewerbegebiet und das nicht ganz so groß, wäre aus unserer Sicht zweckmäßiger, würde weniger Flächen versiegeln, weniger Verkehr, Lärm und Emissionen erzeugen und stünde auch nicht im Konflikt zum Naherholungsgebiet", schließt Czerwenka seine Mail an unsere Redaktion.
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