Das Herz soll handeln
06.08.2008, 00:00 Uhr
Mit einem kleinen Jahresrückblick erinnerte die stellvertretende Schulleiterin Stephanie Bäsmann an herausragende Ereignisse im Schuljahr: Mentorentage, Tag der offenen Tür, Europawoche und Barfußweg waren einige Stichpunkte, die sie humorvoll und zum Teil in Versform in Erinnerung brachte.
Erstmals hielt Kunsterzieher Walter Büsch («Liebe Fertige, liebe Alle, liebe alle fertigen Dozenten!») eine Rede, in der er mit launigen, kabarettistisch angehauchten Worten den Absolventen ein «Kunstwerk» auf dem Tageslichtprojektor schenkte, aus dem verschiedene Rohre herausragen. «Ich vergleiche euch Absolventen mit diesen Rohren», sagte er. «Entscheidend ist, dass ihr sichtbar bleibt.» Und: «Ihr wurdet nicht ausgebildet, um unter Putz gelegt zu werden. Haut kräftig auf den Putz!»
«Es herrscht ein gutes Klima an dieser Schule», schrieb Allersbergs Bürgermeister Bernhard Böckeler den Lernenden und Lehrenden ins Stammbuch, «ich beglückwünsche Sie und Ihre Zeit in Ebenried. Sie haben einen guten Start in die Berufswelt erreicht und das Rüstzeug bekommen, das man zum Eintritt in die Berufswelt braucht. Ich wünsche Ihnen Menschen, die den weiteren Weg mit Ihnen gehen!»
Mit rockigen Klängen («Let’s drink together», «Should I stay or should I go?»), aber auch Interpretationen von Jazzklassikern («Water Mellow Man» von Herbie Hancock) unterhielten Michael und Florian Gollwitzer, Stefan Krös, Janet Bauer, Leonidas Kalavrouziotis, Marcel Meinold, Ottilie Baumann und Michael Schmolke die aus ganz Bayern angereisten Gäste.
Dr. Johannes Ammon vom Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn verlieh als Leiter für den Bereich der Förderschulen die Lehrbefähigung für den Religionsunterricht an vier Absolventen. «Sie beschreiten einen Lebensabschnitt, der sehr viel Mühe und Kraft kostet. Es ist ein Weg, der voll ist mit Inhalten, ein Weg, der verinnerlicht werden muss.»
Um den Menschen gerecht zu werden, sei es wichtig, dass man ein Menschenbild habe. «Jeder Mensch ist eine Einheit aus Leib, Geist und Seele.» Die spirituelle Seite des Menschen gelte es zu leben und zu ergründen. «Ich freue mich, dass es das Fach Religionspädagogik weiterhin gibt und dass dieses Angebot auch wahrgenommen wird», schloss Dr. Ammon.
Bei der Verleihung von 28 Fachabiturzeugnissen wurde Peter Treudl besonders geehrt. Als externer Teilnehmer hatte er die Traumnote 1,21 bekommen. Anschließend zeigte die Filmprojektgruppe des Unterkurses 2 ihren Film «Hep in sieben Minuten», den sie in diesem Jahr im Rahmen der Wahlfachwoche unter der Leitung von Dozentin Heike Ring-Jäger und H. Labs von der Medienzentrale Nürnberg gedreht hat und der die Fachschule für Heilerziehungspflege Ebenried vorstellt. Die Filmmusik hat Wolle Hermann aus dem Oberkurs geschrieben.
Schulleiter Stephan Meuß stellte seine Abschlussrede unter das Motto «Schritte». Er zitierte ein modernes Gedicht, um dann den Bezug zum «Hep» herzustellen. «Als Heilerziehungspfleger haben Sie laufen gelernt», wandte er sich an die Absolventen. «Wie viele Schritte haben Sie in diesem Haus zurückgelegt? Es dürften einige Kilometer gewesen sein.» Es seien unterschiedliche Schritte gewesen: bange, beschwingte, zögerliche, müde, wutentbrannte oder nachdenkliche Schritte. «Mit Ihnen gegangen sind Ihre Mitschüler, die Dozenten, Ihre Familien, Ihre Lebensgefährten», sagte Meuß. «Es waren über 100 000 Kilometer, die unsere Dozenten auf den Straßen Bayerns und Thüringens zurückgelegt haben, um nach Ebenried zu kommen.»
Herausforderungen gemeistert
Die Schritte, so Meuß weiter, seien angefüllt gewesen mit Leben, Begegnungen, Streit und Herausforderungen. 37 Schülerinnen und Schüler hätten beim Helferkurs teilgenommen. Das sei eine große Herausforderung. «Ihr habt das hervorragend gemeistert», lobte der Schulleiter, «das hat mich sehr beeindruckt.»
Nur vier Schüler haben die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger abgebrochen, alle anderen 33 haben die Prüfung bestanden. «Wir hatten erstmals auch Schüler in den Oberkursen, die nicht drei, sondern vier Jahre im Haus waren», berichtete Stephan Meuß. «Die zwei Oberkurse mussten viele Neuerungen über sich ergehen lassen. Als Versuchskaninchen haben sie manchmal gelitten, aber auch konstruktiv mitgearbeitet.»
«Der für mich schwerste Schritt war der Abschied von unserer Kollegin Angelika Walzmüller, die in Feucht beerdigt wurde», sagte Meuß. «Auch ein Mobbing-Fall in einem Oberkurs wurde bewältigt.»
«Sie haben als Schüler sehr viel Größe und Reife gezeigt», würdigte Schulleiter Meuß, «insgesamt sind Sie die Schritte in Ihrer Ausbildung gut und erfolgreich gegangen.» Drei Schüler in den Oberkursen hätten die allerletzte Hürde nicht mehr geschafft. In allen Kursen hätten die Schüler durch die Praxis- und Theoriedozenten eine sehr gute Wegbegleitung und viele Tipps für die berufliche Zukunft erhalten.
«Sie haben nicht nur Wissen und Können gelernt, sondern Fähigkeiten, die sich nicht so einfach benoten lassen: Einfühlungsvermögen, Sensibilität, ein offenes Herz für Ihre Mitmenschen und Aufmerksamkeit für sich selbst», unterstrich der Schulleiter. «Ich wünsche Ihnen für Ihre weiteren, selbstständigen Schritte: Setzen Sie Ihre Ideen um! Lassen Sie sich vom Alltag nicht unterkriegen! Nehmen Sie die Zeit in Ebenried in Ihrem Herzen mit! Handeln Sie beherzt und lassen Sie Ihr Herz handeln!»
Als Schulbeste geehrt wurde Christine Emmerling aus Neumarkt. Sie hatte die Traumnote 1,18 erhalten.