Der Arbeitskreis drängt bei S-Bahn auf schnelles Handeln
21.10.2020, 15:55 UhrDamit das Projekt nun auch weitergehen kann, hat der Arbeitskreis Verkehr in Hilpoltstein bei einer Infoveranstaltung am Montagabend im Rathaus deutlich gemacht, dass nun auch noch eine technische Machbarkeitsstudie erstellt werden müsse.
Hintergrund des Ganzen: Die Gredl fährt momentan durchschnittlich mit Tempo 60 auf der elf Kilometer langen Strecke zwischen Roth und Hilpoltstein. Damit das mit der S-Bahn-Taktung von 20 und 40 Minuten konform geht, müsste die neue S-Bahn schneller fahren, rund 80 km/h, wie Arbeitskreisvorsitzende Ulla Dietzel im Gespräch mit der Hilpoltsteiner Zeitung erläutert.
Dazu müssten zwei Kurven, oder besser gesagt leichte Bögen auf der Strecke begradigt werden. An anderen Stellen, so Dietzel, könnten die Kurven etwas "angeböscht" werden, sodass die S-Bahn-Züge ähnlich wie beim Regional-Express (Pendolino) zwischen Nürnberg und Hof beispielsweise sich leicht in die Kurven neigen können, um so nicht groß an Tempo zu verlieren.
Genügend Puffer
Ein weiterer Vorteil von Begradigungen sei, dass dann auch noch genügend Puffer ist, um ein bis zwei Minuten Verspätung aufzuholen.
Dietzel spricht sich für diese technische Machbarkeitsstudie aus, damit "wir 100-prozentig vorbereitet sind, um in die Finanzierung zu gehen".
Nach ersten Schätzungen wird das Projekt S-Bahn nach Hilpoltstein auf rund 24 Millionen Euro beziffert. Ulla Dietzel sagt, es gebe einen "Riesenfächer an Möglichkeiten, mit dem man es finanzieren kann".
Da wären zum Beispiel das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, das Regionalisierungsgesetz und der Bundesverkehrswegeplan, "für den wir aber wohl zu klein sind", wie die stellvertretende Bürgermeisterin einräumt. Aber: Momentan würden auch Gelder infolge der Corona-Pandemie bereitgestellt, um die Wirtschaft anzukurbeln, weiß sie.
Städte und Kreis gefragt
Die Kosten einer technischen Machbarkeitsstudie liegen Schätzungen zufolge bei 10 000 bis 15 000 Euro. Jetzt liegt es allerdings an den Städten Hilpoltstein, Roth und dem Landkreis Roth, das Okay für diese weitere Studie zu geben.
In den nächsten Wochen wird diese erst einmal in den Stadtrats- und Kreistagssitzungen vorgestellt. "Wenn es nicht gleich fruchtet, dann werden wir entsprechende Anträge stellen", kündigt Dietzel gleich an.
"Wir finden wichtig, dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen." Das hat auch einen ganz konkreten Hintergrund: In den kommenden Jahren soll das "Digitale Stellwerk" kommen. Soll heißen: Alle Weichen und Signalanlagen, wo noch nicht geschehen, müssen bundesweit umgestellt werden. Davon betroffen wäre auch die jetzige Gredl-Strecke. Das würde sehr viel Geld kosten.
Neue Weichen
"Es wäre doof, dann wieder neue Weichen einbauen zu müssen", meint sie im Hinblick auf ein spätere Realisierung des S-Bahn-Projekts. In der Info-Veranstaltung tauchte auch wieder die Frage nach einer Hybridlösung oder Alternativen zur Oberleitung, sprich Elektrifizierung, auf. "Wir müssen uns an das bestehende System des VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg) anpassen." Dieses besteht nun mal aus den Oberleitungen. Der Benefit daran sei, dass die Betriebskosten und der Streckenumbau nicht so teuer sind, weil man ja Synergieeffekte nutzen kann.
Und man könne auch die Vorteile des bereits bestehenden 20-/40-Minuten-Takts der bestehenden S-Bahnlinie 2 von Roth nach Nürnberg nutzen. Wie Dietzel weiter ausführt, bräuchte es dann auf der Strecke nur eine Lok mehr als bisher.
Möglichkeiten zur Erweiterung sind da
Die Arbeitskreisvorsitzende wies nochmals drauf hin, dass es einer feineren Verkehrsbedienung für den Landkreis-Süden bedarf. Mit Allersberg habe man eine Schnellverbindung nach Nürnberg, aber was ist mit dem Rest?
Wenn die S-Bahn im 20-/40-Minuten-Takt ausgebaut werde, könne man alle Anschlüsse in Roth Richtung Augsburg und Nürnberg erreichen und müsste maximal 20 Minuten warten. Wie Studien gezeigt hätten, werde die Achse Augsburg-Nürnberg zunehmend an Bedeutung gewinnen, weil es sich um Metropolen handle, die sich schnell entwickeln werden, weiß Dietzel.
Mehr Pendler oder Zugreisende würde aber auch heißen, dass der Parkplatz am Hilpoltsteiner Bahnhof schnell an seine Grenzen stoßen könnte, wenn Zugreisende aus den südlichen Landkreis-Gemeinden dort ihr Auto abstellen wollen. Es seien Möglichkeiten für eine Erweiterung da.
Und vielleicht ließen sich ja auch mehr Express-Linien einrichten, so wie die bestehende vom Heidecker Marktplatz zum Bahnhof Hilpoltstein. Wenn es dann eine S-Bahn gäbe, könnte man in einer Stunde von Heideck bis Nürnberg kommen. Bis es so weit ist, dauert allerdings noch.
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