Ein Tennismärchen im Sommer
11.07.2011, 00:00 Uhr
Es mag nach einem erfreuten „Uaaah!“ geklungen haben, als die Damen30 ihren Coup perfekt machten. Dieser war zwar am letzten Spieltag keine große Überraschung mehr, wer aber das „ganze Große“ betrachtet, muss zwangsläufig ins Staunen geraten. So konnten es auch die Tennisspielerinnen beim Siegessekt noch nicht richtig glauben.

Zu Saisonbeginn sei der Aufstieg überhaupt kein Thema gewesen, erinnerte sich Mannschaftsführerin Sabine Wohn. Zwar habe man im ersten Bayernligajahr gut mitgehalten, dass es heuer aber für „ganz oben“ — noch dazu ohne Niederlage reichen würde, sei „im Grunde unvorstellbar“, wie sie meinte. Erst als am vorletzten Spieltag die Weichen derart eindeutig auf Platz eins gestellt waren, dass ein „Verfahren“ kaum noch möglich war, sei das Thema im Spielerinnenkreis mal besprochen worden.
Den Aufstieg ablehnen – so etwas geht nämlich auch. Aber zu Ende gedacht haben sie diese Option beim TC Roth nicht, denn: „Die Chance ist einmalig“, waren sich die Damen einig und „zu verlieren haben wir ja wahrlich nichts“. Wenngleich in naher Zukunft mit dieser Entscheidung einiges auf sie zukommt, denn die Liga stellt auch Ansprüche. So muss etwa zu jedem Spieltag eine Halle als Ausweichmöglichkeit vorgehalten werden – mal eben Absagen und mit den Gegnern einen neuen Termin suchen „ist einfach nicht mehr“.
Und das wird nicht die einzige Umstellung sein. Denn künftig spielen die Rotherinnen mit im „Konzert der Großen“, in denen namhafte Vereine – vorwiegend aus dem Münchener Raum – wie der „Olympiapark“ der Landeshauptstadt oder Vereine, die hochdotierte Turniere ausrichten, den Ton angeben. Dass da manches anders ist, haben die Rotherinnen schon in den jetzigen Gefilden gemerkt.
Während auf der heimischen Anlage die Gastmannschaften selbst bewirtet wurden – mit meist selbst gebackenem Kuchen oder selbst gemachtem Salat – heißt es auf anderen Plätzen: „Hier ist der Bon, holt euch was im Sportheim!“. Sabine Wohn ist aber auch gespannt, was die künftigen Kontrahenten zur Anlage am Stadtpark sagen werden, die ja schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Und die sich beim entscheidenden Spiel am Samstag nicht als beste Wahl herausstellte. Denn durch den Triathlon ging es in der Otto-Schrimpff-Straße und der Zufahrt zum Challenge-Zielbereich auf dem Stadtgartengelände „zu wie die Angst“. Wendende Autos, fluchende Fahrer, ungeschickte Manöver, laute Motorräder, Hupkonzerte – selbst für die Heimmannschaft extreme Umstände.
Als Entschuldigung für den 2:4-Rückstand nach den Einzeln gegen TF Grün-Weiß Fürth wollte Sabine Wohn das aber nicht gelten lassen, schließlich hätten die Gäste die gleichen Probleme gehabt. „Wir waren aber irgendwie dauernd abgelenkt“, beschreibt die Teamchefin die nicht einfache Situation, mit der Steffi Bachmann und Sonja Steinhäuser noch am besten zurecht gekommen waren und die ihre Partien gewinnen konnten.
Viel Mannschaftsgeist
Gerade diese beiden seien durch ihre Stärke an den Positionen eins und zwei für den TC „eine Bank“ gewesen, wie Sabine Wohn berichtete, wenngleich sie die Stärke des gesamten Teams als eingespielte – man könnte fast sagen „verschworene“ – Gemeinschaft unterstreicht. Doch gerade durch das Spitzenduo hätte sich auch der Rest der Mannschaft, die seit rund sechs Jahren in dieser Besetzung zusammen ist, enorm verbessern können.
Neben Wohn selber gehören noch Anja Hammerl, Anja Ratschmeier, Sabine Fischer, Angela Bedau und Sandra Pelikan-Weiss zur 30-Meistermannschaft, wobei 30 Jahre die untere Grenze ist. Nach oben ist die Skala hingegen offen – zum Glück für die Rother, deren Mannschaftsführerin mit 49 Jahren jede Menge Erfahrung mitbringt.
Insgesamt vier Spiele mussten die Rother für sich entscheiden, um auch im Falle eines 9:0-Sieges des Tabellenzweiten aufzusteigen. Richtig gut sah es nach den Einzeln folglich (noch) nicht aus. Als sich dann aber durch eine kluge Aufstellung und jede Menge Kampfgeist („wenn, dann wollten wir es natürlich ohne Niederlage schaffen“) abzeichnete, dass mehr als ein Doppel an die Rotherinnen gehen könnte, ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft – mit der Folge, dass nach guten sechs Stunden Tennis nach drei gewonnenen Doppeln (Hammerl/Ratschmeier, Bachmann/Fischer, Steinhäuser/Bedau) ein 5:4 über den aus Rother Sicht eher unangenehmen Gegner aus Fürth zu Buche stand und der historische Erfolg besiegelt wurde.
Neben den acht Frauen hat ein Mann maßgeblichen Anteil an dem Durchmarsch der TC-Damen: Markov Klineth. Auch für ihn hat der Aufstieg neben der Freude über den Erfolg eine weitere Bedeutung: Statt bisher einmal pro Woche wird er die Mannschaft wohl öfter mal unter seine Fittiche nehmen.
Zwei bis drei Einheiten haben sich die Rotherinnen für die neue Saison schon vorgenommen, denn ganz ohne Ehrgeiz werden sie auch in Deutschlands höchster Spielklasse nicht aufschlagen. Jetzt, wo sie schon mal da sind... Bayernliga Damen 30
1. TC Roth714:047:1698:37633:361
2. TC SpVgg Gr. Fürth 610:236:1880:43543:378
3. TF Grün-Weiß Fürth78:634:2975:65567:512
4. TC Kümmersbruck78:631:3267:68501:498
5. CaM Nürnberg76:833:3075:73557:542
6. Tennisklub Kahl64:820:3444:76375:546
7. SSKC Pos. Aschfbg.74:1024:3954:81484:574
8. TC RW Bayreuth70:1418:4542:92383:632