Fotovoltaik im Fadenkreuz
16.06.2009, 00:00 Uhr
Ein Großteil der Meckenhausener, so Irmgard Netter, sei gegen die Ausweisung von Flächen für Fotovoltaik auf einem Areal, das den Dorfbewohnern als Naherholungsgebiet diene. Bei einer Abstimmung in einer eigens zum Thema Fotovoltaik initiierten Bürgerversammlung im April (wir berichteten) hätten sich drei Fünftel der Teilnehmer gegen dieses Projekt ausgesprochen. Diese Meinung sollte man auch respektieren, erklärte Hans Harrer, der in der vergangenen Wahlperiode Mitglied der Stadtratsfraktion der CSU war.
Über einen Antrag der stellvertretenden CSU-Fraktionssprecherin Monika Kraft, die in Meckenhausen wohnt, wolle man versuchen, das Thema Fotovoltaik in der Stadtratssitzung am Donnerstag, 18. Juni, erst einmal zu vertagen.
Das Aktionsbündnis, das sich in Meckenhausen in den vergangenen Monaten gegen Fotovoltaik formiert hat, fordert vom Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl und den Stadtratsmitgliedern eine grundsätzliche Diskussion zu diesem Thema, wie sie heute Abend im Thalmässinger Marktgemeinderat geführt wird. Netter, Menath & Co. wenden sich nicht nur gegen eine Verschandelung des Ortsbildes, sondern auch gegen eine Verschwendung wertvollen Ackerlandes und erhalten dabei Unterstützung von Landwirt Markus Walter. Dieser würde zehn Hektar gepachteten Boden verlieren, wenn fünf Grundstücksbesitzer tatsächlich, wie geplant, knapp 25 Hektar für das Projekt Fotovoltaik zur Verfügung stellen würden. «Ich bin nicht grundsätzlich gegen regenerative Energien, nur wehre ich mich dagegen, dafür wertvolle Ackerflächen herzunehmen.«
In die selbe Richtung geht die Argumentation von Renate Menath. Der Boden der für Fotovoltaik vorgesehenen Flächen sei feinkrümelig und speichere Wasser. Ein Umstand, den man gerade angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels berücksichtigen müsse.
Die Projektgegner verstehen auch überhaupt nicht, warum man seitens der Stadt nicht nach Alternativflächen Ausschau hält und die Fotovoltaikanlagen so nah am Ort bauen will. Aus ihrer Sicht würde sich das Gelände um die Erdaushubdeponie zwischen Jahrsdorf und der ICE-Trasse für Solaranlagen hervorragend eignen. «Geht nicht«, meinte gestern Bürgermeister Mahl. Zum einen sei dieser Erdhügel ökologische Ausgleichsfläche für den Bau der ICE-Trasse und nicht umzuwidmen; zum anderen würde es keine Fördergelder geben, weil es kein Ackerland sei.
Was die Forderung nach einer Grundsatzentscheidung angeht, verwies Mahl auf eine Sitzung im Spätsommer 2008. Am 18. September habe man sich im Stadtrat, nach einer Präsentation des Landschaftsarchitekten Jörg Ermisch, ohne formellen Beschluss darauf verständigt, das Projekt weiterzuentwickeln, ergänzte geschäftsführender Beamter Franz Stadler. Von mehreren untersuchten Standorten habe sich die Gegend um Meckenhausen als die geeignetste für die Gewinnung von Solarstrom erwiesen.
Wie der Bürgermeister schon in der Sitzung des Stadtrats vor zwei Wochen betonte, seien die Aufstellung eines Bebauungsplans für Fotovoltaik und eine Änderung des Flächennutzungsplans nicht mehr als ein «erster Schritt«. So könne sich «im Rahmen des Verfahrens durchaus herausstellen, dass dieses Projekt nicht weiterverfolgt wird«. Aber es würden fünf Anträge auf Fotovoltaik vorliegen, die entsprechend behandelt werden müssten.
Für das Aktionsbündnis hingegen bedeuten ein Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans, dass potenziellen Investoren Tür und Tor geöffnet werden. Selbst wenn man mit kleinen Flächen anfängt, könne man damit eine Lawine auslösen und Meckenhausen hätte in Kürze einen Solarpark am Ortseingang, brachte Irmgard Netter ihre Befürchtungen zum Ausdruck.
Ungeachtet der Kritik an den Fotovoltaikanlagen, wiesen die Projektgegner darauf hin, dass sie Verständnis für die wirtschaftlichen Belange der Grundstücksbesitzer aufbringen würden.