Gotteslob mit Disco
24.9.2013, 16:20 UhrSchon bei der Anreise war die Stimmung bestens, was auch an den Musikgruppen lag, die an den Anlegestellen bei Absberg, Allmannsdorf und Ramsberg aufspielten. In Ramsberg traf rund die Hälfte der Teilnehmer ein. Inklusive Bischof Gregor Maria Hanke, der mit einer Gruppe erst noch eine Runde zur Jakobuskapelle jenes Pleinfelder Ortsteils drehte.
Ob sportlich auf dem Rad, gemütlich im Bus oder auf Schusters Rappen: An den See kamen sie alle. In Ramsberg warteten große Semmellaibe auf die hungrigen Pilger, passend dazu gab es eine kurze Andacht über die biblische „Speisung der 5000“ zu hören. Im Anschluss durften sich die Jugendlichen pärchenweise gegenseitig segnen und mit Brombachseewasser aus kleinen Schälchen ihrem Gegenüber ein Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnen.
Dann ging es zum gemeinsamen Gottesdienst aufs Schiff. Dort kamen neben dem Bischof auch die Jugendlichen reichlich zu Wort und spiegelten dabei in verschiedenen Sprechspielen die Stimmung recht gut wieder, die von großem Gemeinschaftsgeist geprägt war.
Doch die jungen Damen und Herren schlüpften auch in die verschiedenen Rollen der Apostel Jesu: vom kühnen Petrus bis zum zweifelnden Thomas. Nachdenklich stimmten Hankes Worte, der dem Anlass entsprechend das Leben mit einer Wasserstraße verglich. Mit Jesus gehe es auf ihr leichter voran. Dann müsse man kein Freischwimmer mehr sein, sondern könne das Boot des Glaubens besteigen. Wichtig sei aber, dann dort Christus auch Steuermann sein zu lassen und ihn nicht „mit 50 Minuten am Sonntag abzuspeisen“.
Einen besonderen Charme entwickelte die Messfeier, bei der sich die liturgischen Gesänge des Oberhirten mit den fetzigen Klängen der kirchlichen Kult-Band aus Nürnberg abwechselten, die unter anderem ein übermütiges „Du bist heilig!“ erklingen ließ. Zum Ende des Gottesdienstes stellte der Bischof den neuen Diözesanjugendseelsorger vor. Hanke setzte unter großem Applaus der Wallfahrer Christoph Witczak eine Kapitänsmütze auf, sei er doch nun „der Kapitän des Jugendschiffs“ in der Diözese.
„Kirche fetziger machen“
Ein Amt, das dem bald 35-Jährigen sichtlichen Spaß bereitet. „Ich will Kirche fetziger machen!“, erklärt der 2006 zum Priester geweihte Geistliche im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach seiner Zeit als Kaplan wirkte er seit 2008 als Regionaljugendseelsorger in Schelldorf. Nun also kann er sich auf Diözesanebene der jungen Generation widmen. Dabei ist er ein echter Teamspieler. Auch die Idee zur jetzigen Wallfahrt sei gemeinsam entwickelt worden, betont Witczak.
Im Team habe man sich auch auf den späten September als Termin geeinigt, auch deswegen, weil in und vor den Sommerferien die Resonanz aufgrund großer Veranstaltungskonkurrenz erheblich kleiner gewesen wäre. Die zeitliche Nähe zur bereits etablierten Diözesanwallfahrt auf dem Schiff habe dabei keine Rolle gespielt. Eine solch außergewöhnliche Veranstaltung wie die nun ins Leben gerufene Jugendpilgerfahrt auf dem See könne fürs Leben prägen, erhofft sich der Seelsorger eine positive Langzeitwirkung bei den Teilnehmern. Von Witczak selbst darf man wohl noch einiges an ungewöhnlichen Akzenten erwarten, denn „ich will neue Wege gehen“, so der Diözesanjugendpfarrer, bevor die Kult-Band nach dem Gottesdienst den Hebel umlegte und von Gotteslob auf Popmusik schaltete. Unterm Kreuz hüpften die Pilger nun zu Discorhythmen durch den Schiffsrumpf, bevor eine Feuershow am Ramsberger Ufer schließlich die Schiffswallfahrt beendete.
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