Grundstimmung macht Mut
20.1.2012, 16:54 UhrNie und nimmer hätte er auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass einmal eine Bastelarbeit von ihm in seinem Büro stehen würde. Erst recht nicht, nachdem er diese vor gut zehn Jahren seinem Amtsvorvorgänger Klaus Wernard als Leihgabe fürs Rathaus überlassen hatte. Nun schaut Ben Schwarz seit gut 100 Tagen fast täglich auf sein Modell des ältesten noch erhaltenen Hauses von Georgensgmünd.
Es war seine Facharbeit für den Leistungskurs Kunst. In mühevoller Arbeit hat er den Zustand des Hauses aus dem Jahr 1593 recherchiert und am Modell versucht, Raumaufteilung, Baustil und Fachwerk möglichst ge-nau zu rekonstruieren. Das Gebäude haben seine Eltern, der Vater ist Schreiner, 1977 gekauft. Es wurde bis auf die Grundmauern abgetragen und wieder aufgebaut. Das Lebenswerk seines Vaters ist heute ein Prunkstück, wie kein Zweites in Georgensgmünd steht.
94,78 Prozent Zustimmung bei einer Wahlbeteiligung von 48,19 Prozent – am 9. Oktober 2011 stieg Ben Schwarz (SPD), von Beruf Rechtsanwalt, als gemeinsamer Kandidat von SPD und CSU in die Bürgermeisterriege des Landkreises auf. Nur drei Tage später wurde er schon vereidigt. Seither steht er noch stärker im öffentlichen Rampenlicht und in der Verantwortung. Und er hat ein großes Ziel vor Augen, nämlich Georgensgmünd wieder zu einer der wirtschaftsstärksten Gemeinden in der Region zu machen und somit an alten Zeiten anknüpfen, als der Ort so gut dastand, dass es keine Schlüsselzuweisungen aus München gab.
Bis dieses hehre Ziel erreicht ist, bedürfe es vieler kleiner Schritte. Ideenreichtum sei gefragt, denn „der Haushalt der Gemeinde ist nicht gerade auf Rosen gebettet“. Doch Schwarz setzt auf das Miteinander von Verwaltung, Unternehmen am Ort und den Bürgerinnen und Bürger.
Leichtes Eingewöhnen
Seine Mitarbeiter in der Verwaltung hätten ihm jedenfalls das Eingewöhnen leicht gemacht. „Ich habe gewachsene Strukturen sowie ein wohlwollendes und freundliches Klima vorgefunden, das ich gerne weiterführen und ausbauen möchte“, sagt der 36-Jährige. Wichtig sei ihm das offene Gespräch mit seinen Mitarbeitern. Mitarbeiter, die den Dialog suchen, aber auch Kompetenzen respektieren und gegenseitig Ratschläge annehmen, um zum Wohle der Bürger die beste Lösung zu finden. „Ich hatte das Glück, in eine funktionierende Verwaltung einziehen zu können.“
Schwarz hatte aber auch die Mehrbelastung bemerkt, die die Mitarbeiter in der Zeit aufbrachten, als seine mittlerweile verstorbene Vorgängerin sich krank meldete und die lange Vertretungszeit durch den 2. Bürgermeister begann, der diese Aufgabe „bravourös gemeistert“ habe.
„Die Mitarbeiter haben nach meiner Wahl das Gespräch mit mir gesucht und mich über die wichtigsten Fakten aufgeklärt“. Dass er sich auf seine Mannschaft also verlassen könne, habe er schnell gemerkt.
„Mir ist auch aufgefallen, wie Bürger und Unternehmer am Ort voller Lob über die Verwaltung sprachen“, sagt Schwarz. So ein Kompliment ist nicht oft zu hören.
In seiner noch jungen Amtszeit hat er sich natürlich zunächst bei seinen Bürgermeisterkollegen in der Nachbarschaft, bei Behörden, Ämtern und Gewerbetreibenden am Ort vorgestellt. Dass sein Terminkalender immer voller wurde, ergab sich auch durch die vielen Vereinstermine vor und nach Weihnachten. Diese Veranstaltungen hat er gerne wahrgenommen, weil „man bei diesen Terminen Fragen, Kritik, Bedürfnisse und Anregungen hautnah mitbekommt“, meint Schwarz. Zudem musste er Entscheidungen treffen, die auf die Zeit nach der Bürgermeisterwahl verschoben worden waren.
Ein Thema, dem er sich verstärkt widmen möchte, ist der nachhaltige Umgang mit erneuerbaren Energien. Neuen Ideen steht er aufgeschlossen gegenüber. Wichtig ist ihm aber auch, dass die Ideen umsetzbar sind und dass sich die Bürger „frühzeitig mitgenommen fühlen“. Das habe seiner Meinung nach bei der Diskussion um die Biogasanlage gefehlt.
Kommunalpolitischen Rückhalt erhält der Bürgermeister durch seinen Gemeinderat. „Hier wird durchwegs sachlich und zielorientiert diskutiert“, sagt er. Aber es müssen auch schwierige Entscheidungen getroffen werden, wie die Umlage der Kosten zur Sanierung und Modernisierung der Kläranlage. „Fünf Millionen Euro sind kein Pappenstil“. Hier galt es, eine sozial gerechte Lösung, die für alle Bürger erträglich sei, zu finden. „Und ich glaube, das ist uns gelungen“, erklärt Schwarz.
Was ihn positiv stimmt, ist die Tatsache, dass es in wirtschaftlicher Sicht keine Hiobsbotschaften gibt. „Eine leichte Steigerung im Gewerbesteueraufkommen ist spürbar“, freut er sich. Zudem würden viele ortsansässige Firmen erweitern, was auch bedeuten kann, dass das Arbeitsplatzangebot steigt. Auf dem ehemaligen „Braun-Gelände“ ist ferner ein Einkaufszentrum geplant.
Die Tatsache, dass junge Familien in Georgensgmünd ein für sie attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld vorfinden, stimmt ihn zuversichtlich. „Diese positive Grundstimmung macht Mut und gibt Kraft für die Zukunft“.DETLEF GSÄNGER
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