Grundwasser: Zu wenig Regentage im Landkreis Roth

Milena Kühnlein

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28.8.2020, 06:03 Uhr
Viele haben sich heuer einen eigenen Pool angeschafft. Das lässt den Wasserverbrauch in die Höhe schnellen. Gleichzeitig regnet es seit Jahren zu wenig.

© Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa Viele haben sich heuer einen eigenen Pool angeschafft. Das lässt den Wasserverbrauch in die Höhe schnellen. Gleichzeitig regnet es seit Jahren zu wenig.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen morgens ihre Zahnbürste mit Wasser befeuchten, doch aus dem Hahn im Badezimmer kommt einfach nichts heraus. Glücklicherweise ist das in der Region nur ein theoretisches Szenario, doch das dahinter stehende Problem ist real: Die Wasserknappheit. Kürzlich kam es in der niedersächsischen Gemeinde Lauenau – während der besonders heißen Tage – wegen des erhöhtem Verbrauchs zeitweise zu Störungen.

Heißt: Das Wasser war knapp, sogar die Feuerwehr musste aushelfen. In Roth droht ein solches Problem derzeit nicht. "Kritische Werte für den Grundwasserstand können nicht pauschal genannt werden", sagt Volker Siebel vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg.

Doch: "In den letzten 4 Jahren gab es im Landkreis Roth zu wenig Jahresniederschlag. Dies führt auch zu einer geringeren Grundwasserneubildung. Des Weiteren tragen auch vermehrte extreme Wetterereignisse mit Starkregen wenig zur Grundwasserneubildung bei, da die Regenwässer zu schnell von Wiesen und Wäldern abfließen", so der Experte für den Landkreis Roth.


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Doch, so wie bei allen Themen welche die Natur und das Klima betreffen, sagen Momentaufnahmen relativ wenig aus. Und der Trend, sagt auch sein Kollege Hans-Dietrich Uhl vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg, mache eben schon Sorgen. Die vergangenen drei Jahre waren besonders trocken, es ist das siebte Jahr mit einem Defizit in der Grundwasserneubildung. Insgesamt fehlt dem Grundwasser der Niederschlag eines ganzen Jahres. "Deshalb ist die Beobachtung über einen langen Zeitraum so wichtig", erklärt der stellvertretende Behördenleiter. Nur so könne man die Veränderungen erkennen.

Ein sinkender Mittelwert des Grundwasserpegels wäre zum Beispiel ein eindeutiges Signal. "Das Problem ist unter anderem der trockene Oberboden. Wenn es einen Tag regnet, wird das entweder gleich weggespült, oder es gelangt eben gar nicht in die Tiefen", erklärt Uhl. "Wir bräuchten einen richtig feuchten Winter." Dass überhaupt Wasser aus der Leitung kommt, ist für die Menschen selbstverständlich. Doch so selbstverständlich sei das eigentlich gar nicht, erklärt Uhl.

Corona als Faktor für mehr Wasserverbrauch

Im eher trockenen Franken klappt die Trinkwasserversorgung unter anderem durch Überleitungssysteme aus der Donau gut. In diesem Jahr kommt zum Thema Wasserknappheit noch eine globale Pandemie hinzu. Die Menschen arbeiten teilweise von zuhause aus, gehen abends vielleicht weniger ins Kino und Feste und Events fallen aus.

Der Familienurlaub am Meer musste bei vielen Menschen einem Planschbecken oder Pool im Garten weichen. Das Resultat: Der Wasserverbrauch in den eigenen vier Wänden schnellt in die Höhe. Frech Wasser aus Teichen, Bächen oder Flüssen abzupumpen, um zum Beispiel den Rasen daheim schön grün zu halten, ist nicht einfach so genehmigt und auch keine gute Idee.

Man würde so wieder den Wasserpegel der Gewässer beeinflussen, die durch die Hitze mancherorts schon niedrig stehen. Was also tun? Auch wenn der Landkreis Roth derzeit keine Wasserknappheit fürchten muss, ist Wassersparen in jedem Fall sinnvoll. Im Garten kann das ganz klassisch durch eine Regentonne und den Verzicht auf eine private Bademöglichkeit geschehen. Im Haushalt helfen kurze Duschen, anstatt ausgedehnte Schaumbäder, spezielle Schaltungen an der Toilettenspülung oder vor dem Kochen das Gemüse zusammen in einem Topf abwaschen, anstatt jede Tomate einzeln unter den Wasserhahn zu halten.

Man müsse verstehen, dass Grundwasser ein rares Gut ist, meint auch Hans-Dietrich Uhl. Das Thema Wasserknappheit ist mittlerweile in Deutschland präsent und eben nicht nur weit weg am Tschadsee in Afrika. Das zeigt, dass der Klimawandel das Leben der Menschen hierzulande in Zukunft direkt beeinflussen kann und wird. Spätestens dann, wenn kein Tropfen mehr aus der Leitung kommt und man sich fragt, wie man jetzt seine Zähne putzen soll.

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