«Konstruktiver Ansprechpartner«

22.01.2010, 00:00 Uhr
«Konstruktiver Ansprechpartner«

© Hess

Dr. Roland Jüptner, Präsident des Bayerischen Landesamts für Steuern, stellte seine Festrede unter das Leitwort «ästimieren«. Dieses veraltete Wort hat die Bedeutung von achten, anerkennen, wertschätzen, respektieren. Diese Einstellung des Ästimierens empfahl Jüptner der Steuerverwaltung sowohl nach innen als auch nach außen. Nach innen soll es kennzeichnen, wie die Führungskräfte mit ihren Beschäftigten umgehen. Nach außen meint es, dass der Bürger die Steuerverwaltung als Partner erlebt. Ziel sei es, ihm die Last des Steuerzahlens so einfach wie möglich zu machen. Die Servicezentren an den Finanzämtern seien nur ein Beispiel für den Wandel hin zu einer modernen Dienstleistungsverwaltung.

Engagement trotz «Knirschens«

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen – er räumte ein, dass es beim Personal «an allen Ecken und Enden knirscht« – seien die Mitarbeiter engagiert. Er versprach mittelfristig sogar eine Linderung der Personalnot sowie 20 weitere Beförderungsmöglichkeiten im Finanzamt Schwabach. Wolfgang Sädtler dankte er für die «in den vergangenen Jahrzehnten für die Steuerverwaltung geleisteten Dienste an den Finanzämtern« und bescheinigte ihm, dass er «ein wohlgeordnetes Amt hinterlässt«. Dem Nachfolger wünschte er alles Gute und das Quäntchen Glück.

Dank für den scheidenden und gute Wünsche für den neuen Finanzamtsleiter gab es auch von Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf, dem Rother Landrat Herbert Eckstein und Professor Dr. Walter Fürst, Vorstandsmitglied der Steuerberaterkammer Nürnberg. Ihren Dank und die guten Wünsche garnierte Personalrats-Vorsitzende Hildegard Jekal mit deutlicher Kritik an den Verantwortlichen in Politik und Finanzverwaltungsspitze: Das Steuerrecht sollte durchschaubar sein, der Wirtschaft entsprechen und auch noch sozial sein, fasste sie die Grundsätze zusammen. Von diesen drei Elementen träfen jedoch stets nur zwei zu.

Die Steuergesetzgebung sei nicht einfacher geworden, was für die entsprechende Gesetzgebung Vertrauensverlust bedeute. Hilde Jekal sprach den mit 50 Jahren hohen Altersdurchschnitt am Schwabacher Finanzamt an, ebenso den Beförderungsstau und den Umstand, dass seit Jahren keine neuen Kräfte eingestellt wurden. Das Schwabacher Finanzamt solle wieder Ausbildungsfinanzamt werden, war Jekals Wunsch.

Wolfgang Sädtler ging mit einen Augenzwinkern ebenfalls auf das Steuerrecht ein, das er zu Anfang seiner Ausbildung irrigerweise für klar und einfach gehalten habe. Er rekapitulierte seine Dienstzeit und den Wandel und Fortschritt der Finanzverwaltung, die in dieser Zeit effizienter und bürgernäher geworden sei.

Kompliziertes Steuerrecht

«Ich versichere dem Steuerbürger, dass wir als konstruktiver Ansprechpartner in einem möglichst konfliktfreien Klima der Zusammenarbeit zur Verfügung stehen«, versprach der neue Finanzamtschef Gerhard Schweser. Auch er sparte nicht mit Kritik am immer komplizierter werdenden Steuerrecht. Gleichwohl bezeichnete er die Arbeit in der Finanzverwaltung als sinnvoll. Sie sei nötig, um den Finanzbedarf des Staats zu decken.

Den Amtswechsel umrahmte musikalisch eine Bläsergruppe von Beschäftigten des Finanzamts und der Chor des Finanzamts, begleitet von Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik am Klavier.

Das Finanzamt Schwabach ist zuständig für die Stadt Schwabach sowie für zehn Städte und Gemeinden im Landkreis Roth (Gebiet des früheren Landkreises Schwabach). Rund 215 Millionen Euro werden über diese Behörde umgeschlagen. Beschäftigt sind hier 143 Personen, davon 97 in einem Teilzeit-Arbeitsverhältnis.

-he-