Großlogistiker ist nicht gerne gesehen
Neuer Anlauf: Weitere Bürgerinitiative gegen Amazon in Allersberg
7.8.2021, 06:04 UhrDer Titel der BI: "Mit Ja – für Gewerbeentwicklung ohne Amazon". In absehbarer Zeit wird eine Gruppe unter der Führung von Sarah Brückmann und Dominik Mücke in Allersberg ausschwärmen, um auch für das Gewerbegebiet West I einen Branchenmix zu erreichen, statt dort einen Großlogistiker anzusiedeln, der nach Ansicht der Kritiker zu viel Platz braucht, schlecht bezahlte Arbeitsplätze bietet und lediglich durch den Kaufpreis kurzfristig Geld in die Marktkasse schwemmt.
"In punkto Gewerbesteuer sind nach unseren Informationen nicht mehr als 150.000 bis 200.000 Euro pro Jahr drin. Das sind im Vergleich mit dem, was andere Mitbewerber bieten, Peanuts", so die beiden BI-Sprecher Brückmann und Mücke. Dafür werde aber die Verkehrssituation der Region laut Gutachten massiv belastet.
"Nachhaltigkeitkeit schaut anders aus", meint Brückmann, die felsenfest davon überzeugt ist, dass die Mehrheit in Allersberg Amazon nicht will. Nicht zuletzt, weil der Onlineversand in den vergangenen Monaten fast ausschließlich negative Schlagzeilen geschrieben habe, und das nicht nur in Allersberg.
"Wir sind der Auffassung, dass zum derzeit geplanten Sondergebiet Logistik alternative Nutzungsmöglichkeiten angestrebt werden müssen", erklärt Brückmann. Abseits von Logistikern sei diese Fläche heiß begehrt. Zahlreiche Unternehmen von europäischer Bedeutung würden sich dafür interessieren, wisse sie aus gut informierten Kreisen.
Der "Deal" bleibt vielen suspekt
Bezüglich des potenziellen Amazon-Logistikzentrums betont Brückmann: "Die Kombination aus geringen Gewerbesteuereinnahmen bei hohem Flächenverbrauch birgt aus unserer Sicht das Risiko, sich für Allersberg letztlich als negativ zu erweisen."
Dass sich bei den ersten beiden Bürgerentscheiden im Mai 2020 keine Mehrheit gegen Logistikbetriebe fand, schreckt die neue BI nicht ab. Denn nach wie vor sind Brückmann und ihre Mitstreiter davon überzeugt, dass beim "Deal" zwischen dem Projektentwickler P3, der Anfang Mai nach Informationen aus einer nichtöffentlichen Sitzung des Marktgemeinderats den Zuschlag für West I bekommen hat, einiges nicht korrekt gelaufen sei.
Dass es ein schwerer Weg sein wird, bis West I umgewandelt wird in ein Gewerbegebiet mit einem aus ihrer Sicht solideren Branchenmix, weiß Sarah Brückmann. Nicht nur, dass jetzt Klinkenputzen ansteht, um die für ein Bürgerbegehren nötigen rund 700 Stimmen zu erhalten – auch der Marktgemeinderat muss das Unterfangen nun prüfen. Dies dürfte die größere Hürde sein, prognostiziert die Initiatorin.
Notfalls bis vors Gericht
In dem Gremium haben die Freien Wähler (FW) und das Allersberger Bürgerforum (ABF) zusammen mit Bürgermeister Daniel Horndasch eine hauchdünne Mehrheit, die sich laut Informationen unserer Zeitung bereits für P3 beziehungsweise Amazon entschieden hat. Sollte sich der Rat erneut – wie in jüngster Vergangenheit schon passiert – an der Formulierung des Fragentextes stoßen, bleibe immer noch der Gang zum Verwaltungsgericht in Ansbach, erklärt Brückmann.
Doch so weit werde es dieses Mal nicht kommen, ist sie überzeugt. Denn für ihr Unterfangen könne sie auf die Unterstützung der Ortsvorstände von CSU, SPD und den Grünen bauen.