Rother kämpft mit Partei für fränkische Interessen in Bayern
10.7.2019, 11:28 UhrWer wissen will, wofür Robert Gattenlöhners Herz schlägt, der muss in den Garten seines Einfamilienhauses in Roth kommen. Dort steht, weithin sichtbar, ein hoher Mast, an dem die fränkische Fahne weht. Wo Gattenlöhner ist, ist das Wappen unserer Region, der Frankenrechen, nicht weit. Ob sein Poloshirt oder die Heckklappe seines Autos – alles ist auf fränkisch getrimmt.
"Franken ist die älteste Kultur Europas", erklärt der 63-Jährige nicht ohne Stolz. Doch schon immer würde versucht, den Franken die "bayerische Sepplkultur" überzustreifen. "Die jungen Leute ziehen heute auf den Kirchweihen altbayerische Trachten an. So ein Krampf!", wettert Gattenlöhner. Seiner Liebe zur Heimat verleiht er seit 2009 auch politisch Ausdruck. Damals hat sich im Bamberger Klosterkeller die "Partei für Franken" gegründet. Als der Gründungstermin näher rückte und noch kein Vorsitzender gefunden war, ließ sich Gattenlöhner erweichen. Nach Rücksprache mit seiner Ehefrau und im Vertrauen darauf, dass der Vorsitzende "sowieso nur repräsentieren" muss – so jedenfalls hatten es die anderen 52 Gründungsmitglieder im Oktober vor zehn Jahren formuliert.
Zünglein an der Waage
Es kam dann doch etwas anders: Inzwischen mischt Gattenlöhner kräftig in der Lokalpolitik mit. Er vertritt seine Partei im Rother Stadtrat und sitzt außerdem im mittelfränkischen Bezirkstag. "Ich komme eigentlich nur noch halbtags zum Arbeiten", erzählt er. "Zum Glück bin ich selbstständig." Gattenlöhner kümmert sich als Sicherheitstechniker um Unfallverhütung. Der Einfluss seiner kleinen Partei zeigte sich beim Tauziehen um die Wahl des neuen Bezirkstagspräsidenten im November 2018.
Es war der Vollblut-Franke, der letztlich dafür sorgte, dass Armin Kroder (FW) – und damit erstmals seit 55 Jahren kein Abgeordneter der CSU – seitdem die Sitzungen des Hauses leitet. 17 zu 16 ging die Wahl zugunsten Kroders aus. Im Bezirkstag hat es Gattenlöhner auch mit der AfD zu tun. "Wir wissen alle, dass die nicht ganz einfach sind. Aber nicht jeder AfD’ler ist ein Rechtsradikaler", sagt er. Seine "Partei für Franken" grenzt sich klar von rechten Umtrieben ab und ist Mitglied in der "Allianz gegen Rechtsextremismus".
Bis 1999 war Gattenlöhner in der SPD, sogar Vorsitzender der Jusos in Roth und später stellvertretender Ortsvorstand. Doch bald konnte er sich mit der Partei nicht mehr identifizieren. "Zu wenig sozial" sei sie geworden und "zu weit in die Mitte gerückt". Die Möglichkeiten einer etablierten Kraft wie der SPD hat seine heutige politische Heimat natürlich nicht. Stattdessen konzentrieren sich Gattenlöhner und seine 300 Parteimitglieder darauf, kleine Nadelstiche zu setzen. Mit Erfolg, findet er: "In der letzten Legislaturperiode hat die CSU einige unserer Vorschläge umgesetzt. Zum Beispiel die Verlagerung von Ministerien nach Nürnberg."
Weltpolitik ist keine Lokalpolitik
Dass der amtierende Ministerpräsident ein Franke ist, beeindruckt Gattenlöhner nicht. "Wenn Söder hier ist, betont er, dass er Franke ist. Ist er in München, betont er, dass er der Ministerpräsident von ganz Bayern ist." Die Schaffung der Norikusbucht am Wöhrder See oder die Sanierung der Kaiserburg entspringen für Gattenlöhner taktischem Kalkül: "Leuchtturmprojekte im eigenen Stimmbezirk". Der Lokalpatriot will es besser machen, die Probleme in der Region angehen, die Position Frankens im Freistaat stärken. Dass es seine Partei nun schon fast zehn Jahre gibt, macht ihn stolz. Aber ist eine Regionalpartei nicht überflüssig in einer Zeit, in der viele Probleme globale Lösungen erfordern? "Das ist Weltpolitik. Das ist auch wichtig. Aber wir können doch nicht sagen, was hier in der Gegend abläuft, ist egal," antwortet Gattenlöhner. Die Liebe zur Heimat ist das Lebenselixier des gebürtigen Nürnbergers.
Beim Fototermin mit der Frankenfahne läuft die Katze des Hauses durchs Bild. "Die ist aus Oberfranken", sagt er schnell. Und was ist mit dem Audi, der vor dem Zaun am Straßenrad steht? "Ich habe extra einen genommen, der in Neckarsulm gebaut wurde und nicht in Ingolstadt." Den Bayern auch noch ein Auto abkaufen – das passiert einem wie Gattenlöhner nicht.
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