Thalmässing: Ein Nahwärmetraum wird wahr
31.10.2018, 16:21 UhrDann sollen auch die beiden Heizkessel mit ihren je 130 Kilowatt Leistung bereits in Betrieb sein. Die beiden Pufferspeicher mit je 5000 Liter Fassungsvermögen sorgen indes dafür, dass die hier erzeugte Wärmeenergie bei den derzeit 15 Anschlussnehmern auch jederzeit verfügbar ist. Die Anlage ist so ausgelegt, dass sie auch noch bis zu sieben weitere mitversorgen könnte.
Mit dem offiziellen Startschuss geht für alle bisher Beteiligten ein Traum in Erfüllung, der sich 2014 in den Köpfen auszubreiten begann. Damals grübelte Thomas Kummerer, der gegenüber des jetzigen Werks in der Ohlanger Straße zu Hause ist, über eine neuen Hackschnitzelheizung. Er ist der Patensohn von Friedrich Mossner, dem heutigen Geschäftsführer des jetzigen Werkes, das aus Haftungsgründen eine UG & Co KG ist.
Schnell war die Idee zu einem gemeinsamen Projekt geboren, zudem sich auch viele andere Ortsbewohner mit dem Gedanken trugen, auf erneuerbare Energien umzusteigen, da sich die Lebensdauer ihrer alten Heizung dem Ende entgegen neigte. "Weg vom Heizöl" war die gemeinsame Devise. Interessenten gab es auch aus dem Wohnbaugebiet "Am Mühlbach". Auch die Marktgemeinde begann sich zu interessieren, könnte man an ein solches Netz doch zugleich etliche kommunale Gebäude anschließen.
Eine Studie brachte dann vor gut eineinhalb Jahren die Ernüchterung: Die Kosten seien zu teuer, ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich. Das habe dem Projekt "beinahe das Genick gebrochen", erinnert sich Georg Schüller zurück, einer der Aktivposten bei der Umsetzung. Doch dann setzte sich eine weitere, kühn anmutende Idee durch: "Machen wir es doch einfach selber", so Helmut Müller, der auch einen gehörigen Teil dazu beitrug, den Traum wahr werden zu lassen.
Er war es, der zwei ehemals landwirtschaftlich genutzte Hallen als Verpächter für das neue Heizwerk zur Verfügung stellt. Das Gebäude, das für die Hackschnitzel bestimmt war, baute er selbst entsprechend um – die Säulen mussten raus, die Nagelbinder rein. Beim Heizhaus selbst war dann Gemeinschaftsgeist gefragt. Mit der Firma Enerpipe aus Hilpoltstein ließ man alles durchplanen und kam auf ein Kostenvolumen in Höhe von 350 000 Euro – etwa die Hälfte von dem, was in der Studie veranschlagt war. Zudem konnte man einen Zuschuss in Höhe von 110 000 Euro einplanen. Und dank der 15 Anschlussnehmer aus der Ohlanger Straße und der Brunnengasse, die zwischen 10 000 und 25 000 Euro berappen durften, ist die gesamte Anlage schon fertig abbezahlt. Allerdings nur deswegen, weil genau dieser Gemeinschaftsgeist auf beeindruckende Weise zu Tage trat: 2000 Arbeitsstunden Eigenleistung stehen zu Buche.
Sowohl beim Verlegen der Rohre wie auch bei den Bauarbeiten am Heizhaus packten die Oberdorfer kräftig mit an. Im März ging es mit den Bauarbeiten los. Die Nahwärmeleitungen auf einer Länge von 820 Metern wurden teils im offenen Graben und teils im Spülbohrverfahren verlegt. Von Teilen der Einrichtung hat man indes schon bei der Oberdorfer Kirchweih profitiert – in deren Rahmen durften die Gäste die neuen Toilettenanlagen nutzen.
Es gibt also Synergieeffekte verschiedenster Art. Hauptziele sind natürlich das Schonen von Ressourcen und des eigenen Geldbeutels. Gerechnet wird mit einem Jahresbedarf von 550 Schüttraummetern Hackschnitzel, die aus den heimischen Wäldern in der Lagerhalle landen. Von dort gelangen sie via Förderschnecke "einen Stock tiefer" ins Heizhaus, wo aus ihnen wohlige Wärme wird. Jährlich sollen auf dieses Weise 50 000 Liter Heizöl eingespart und die Freisetzung von 158 500 Kilogramm Co2 verhindert werden. Die Anlage auf dem modernsten Stand lässt sich komplett digital steuern.
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