Überraschung bei der Kreis-SPD: Eckstein führt Liste an
15.11.2019, 14:37 UhrUnd warum? Um der SPD wieder zu etwas mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Denn die Sozialdemokraten, in Bund und Land stark gebeutelt, haben auch bei der Kreistagswahl am 15. März 2020 einiges zu verlieren. Noch sind sie im 60-köpfigen Kreistag die zweitgrößte Kraft. 813 000 Stimmen haben sie vor sechs Jahren geholt. Das waren 27,25 Prozent. Das beste "rote" Ergebnis in den 71 bayerischen Landkreisen. Das hat zu 16 Sitzen gereicht.
Doch überregional hat der Niedergang der ältesten deutschen Partei zuletzt dramatische Züge angenommen. Bei der bayerischen Landtagswahl 2018 hechelten die Erben von Willy Brandt und Helmut Schmidt hinter CSU, Grünen, Freien Wählern und AfD auf Platz fünf über die Ziellinie. Deshalb wird man die SPD bei der Kreistagswahl 2020 auf dem riesigen Wahlzettel auch nur relativ weit rechts, knapp vor FDP und Linken, finden. Listenplatz fünf.
Eckstein verschafft Aufmerksamkeit
Was die SPD also dort hinten gut gebrauchen kann, das ist Aufmerksamkeit. Und die verschafft den Genossen ein Listenführer Herbert Eckstein ganz gewiss. Vor sechs Jahren wäre Ecksteins Kandidatur rechtlich gar nicht möglich gewesen. Denn als amtierender Landrat kann er ohnehin nicht Kreisrat sein. Aber im Landtag hat die CSU im Februar 2018 mehrere Korrekturen im Kommunalwahlrecht beschlossen. Davon profitiert jetzt auch die SPD, weil sie erstmals auch auf der Liste mit ihrem Landrat punkten und Stimmen sammeln kann.
Natürlich geht es bei der Kreistagswahl auch um Themen. Aber die sind bei allen im Kreistag vertretenden Gruppierungen nicht umstritten: Klinikausbau, Schulsanierungen, Radwegebau. Wer soll da schon dagegen sein? Also sollen, ja müssen es auch für die SPD bekannte Namen richten. Herbert Eckstein ist dabei der "Turbo-Motor", wie ihn die langjährige Fraktionsvorsitzende Christine Rodarius bezeichnet hat. Auf der Liste finden sich jedoch auch Bürgermeister (Ben Schwarz, Markus Mahl, Robert Pfann, Felix Fröhlich), Altbürgermeister (Richard Erdmann), künftige Ex-Bürgermeister (Werner Bäuerlein), Vielleicht-Bald-Bürgermeister (Susanne König, Maximilian Lindner), Vielleicht-Bald-Bürgermeister-Kandidaten (Jutta Niedermann-Kriegel) und darüber hinaus beruflich alles von der Strahlenmedizinerin bis zum Handwerksmeister. "Eine wirklich tolle Liste", wie Christine Rodarius, der Georgensgmünder Rathauschef Ben Schwarz und der SPD-Kreisvorsitzende Sven Ehrhardt unisono betonten.
"Nicht in Sack und Asche"
Die Genossen vor Ort sind optimistisch, dass sie sich gegen den bundes- und landesweiten Trend stemmen können. "Denn in der Kommunalpolitik haben wir von der SPD schon einiges vorzuweisen", so Ben Schwarz. Das liege an den engagierten Leuten vor Ort, was es gar nicht so einfach gemacht habe, die Liste zusammenzustellen. "Personell haben wir fast ein Luxusproblem", so Schwarz. "Zu viele sehr, sehr gute Bewerber."
Auch die, die schon gewählt sind, müssen "nicht in Sack und Asche gehen", so Fraktionschefin Rodarius. Man sei vor Ort die gestaltende Kraft, stehe für gute, ehrliche, offene Kommunalpolitik. Herbert Eckstein vergaß dabei auch die politische Konkurrenz nicht. Sehr partnerschaftlich gehe man miteinander im Kreistag um. Die Zeiten, in denen sich manchmal alle mittleren und kleinen Fraktionen zusammengetan haben, um eine Mehrheit gegen die CSU zu bilden, sind tatsächlich lange vorbei.
Die Delegierten haben die SPD-Kreistagsliste in geheimer Abstimmung am Ende mit 55:3 Stimmen gebilligt. Die drei Gegenstimmen hängen mutmaßlich auch mit der grundsätzlich gefeierten Kandidatur von Herbert Eckstein zusammen. Dadurch gaben die Sozialdemokraten nämlich ein anderes Prinzip auf: Der "Reißverschluss", also die abwechselnde Listenplatzierung von Männern und Frauen, beginnt diesmal erst ab Listenplatz zwei, weil hinter Eckstein der Georgensgmünder Rathauschef Ben Schwarz steht, einer der ganz heißen Kandidaten, wenn es in drei Jahren um die Eckstein-Nachfolge geht.
Die Liste im Detail:
1. Herbert Eckstein, Wendelstein
2. Ben Schwarz, Georgensgmünd
3. Dr. Hannedore Novotny, Roth
4. Sven Ehrhardt, Roth
5. Christine Rodarius, Hilpoltstein
6. Markus Mahl, Hilpoltstein
7. Elke Lades-Eckstein, Wendelstein
8. Marcel Schneider, Rednitzhembach
9. Susanne König, Abenberg
10. Robert Pfann, Schwanstetten
11. Ursula Klobe, Thalmässing
12. Felix Fröhlich, Rohr
13. Christine Waitz, Roth
14. Maximilian Lindner, Wendelstein
15. Ute Mahl, Hilpoltstein
16. Andreas Buckreus, Roth
17. Irene Heckel, Georgensgmünd
18. Klaus Vogel, Wendelstein
19. Jutta Niedermann-Kriegel, K’-stein
20. Andreas Schermeyer, Thalmässing
21. Maria Brunner, Heideck
22. Bernd Krebs, Spalt
23. Buse Ergüno, Allersberg
24. Thomas Schulz, Büchenbach
25. Dr. Anja Tobermann, Wendelstein
26. Markus Schneider, Greding
27. Anita Kohl, Rednitzhembach
28. Werner Bäuerlein, Abenberg
29. Petra Hoefer, Roth
30. Richard Erdmann, Roth
31. Dr. Danielle Bartes, Abenberg
32. Eduard Riehl, Allersberg
33. Barbara Sterner, Spalt
34. Benjamin Beringer, Hilpoltstein
35. Irene Schinkel, Büchenbach
36. Dr. Benjamin Waldmann, Wendelstein
37. Evelyn Hartmann-Hauselt, Roth
38. Richard Fleischer, Röttenbach
39. Dr. Nadine Ruppel, Georgensgmünd
40. Markus Schaffer, Roth
41. Danielle Rodarius, Hilpoltstein
42. Lukas Falkner, Rednitzhembach
43. Ulla Bächle, Wendelstein
44. Andre Itjes, Heideck
45. Petra Metzger, Wendelstein
46. Jobst-Bernd Krebs, Schwanstetten
47. Hedwig Waldmüller, Hilpoltstein
48. Herbert Wildfeuer, Allersberg
49. Lisa Luff, Wendelstein
50. Markus Dischner, Greding
51. Margit Grüßner, Wendelstein
52. Uli Hallmeyer, Spalt
53. Hans Raithel, Roth
54. Benno Schuh, Büchenbach
55. Thomas Weißfeld, Greding
56. Wolfgang Lebok, Roth
57. Uwe Beyer, Georgensgmünd
58. Dr. Axel Zessin, Schwanstetten
59. Dr. Edgar Michel, Roth
60. Josef Lerzer, Hilpoltstein
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