Viele Arztpraxen sind nur über Treppen und Stufen erreichbar

25.02.2014, 00:00 Uhr
Viele Arztpraxen sind nur über Treppen und Stufen erreichbar

© dpa

„Hilpoltstein ist unattraktiv für Ärzte“. So hatte Ulla Dietzel, CSU-Bürgermeister-Kandidatin, in der Podiumsdiskussion der Hilpoltsteiner Zeitung am Donnerstag in der Stadthalle kritisiert und dabei vor allem auf die mangelnde Barrierefreiheit vieler Praxen hingewiesen, die oft nur über Stufen oder Treppen zu erreichen seien.

Viele Arztpraxen sind nur über Treppen und Stufen erreichbar

Auch die neue Hausarzt-Praxis liegt im ersten Stock. Mitte April will Dr. Sibylle Beyer, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Akupunktur, Naturheilverfahren, Chirotherapie und Umweltmedizin, in der Johann-Friedrich-Straße3 ihre Praxis eröffnen, in den Räumen der ehemaligen Praxis von Dr. Henno Daniel, die seit einem Jahr leerstehen. Der Internist hatte aufgehört und seinerzeit keinen Nachfolger gefunden.

Seit Mitte Januar wird jetzt umgebaut. Die Praxis von Dr. Sibylle Beyer wird nur halb so groß sein wie die alte. Die 43-jährige Heideckerin hat nach Stationen in der Schweiz, in Canada, in München, in Roth, im Allgäu und in Bad Kötzting im Bayerischen Wald sich 2005 mit einem Kollegen in der eigenen Praxis in Berg bei Neumarkt niedergelassen.

Sie wäre schon gerne nach der Ausbildung wieder zurück in ihren Heimatlandkreis gekommen, erklärt die Ärztin, seinerzeit aber gab es von der Kassenärztlichen Vereinigung kein grünes Licht, war doch der Landkreis mit Blick auf neue Zulassungen „gesperrtes Gebiet“.

Nun aber wurde eine Stelle frei. Und weil sich zeitgleich mit Sibylle Beyer auch eine Kollegin aus Roth um die Zulassung beworben hat, teilen sich beide jetzt diese eine Stelle beziehungsweise das eine Budget: Jeder hat seine eigene, eigenständige Praxis — die eine in Roth, die andere in Hilpoltstein — und für die Behandlung damit nur ein halbes kassenärztliches Budget zur Verfügung.

Für die Heideckerin, die aus ihrer alten Praxis in Berg aussteigt, ist dies nach eigener Aussage derzeit aber noch kein Problem. Sie übernimmt schließlich keine alte Praxis mit einem festen Kundenstamm, sondern fängt „bei Null an“. Und sollte die Zahl der (Kassen-)Patienten mal so weit gestiegen sein, dass das halbe Budget nicht mehr reicht, dann wird vielleicht auch eine weitere Stelle frei.

So unwahrscheinlich ist dies nicht. Zwar sei die ärztliche Versorgung in Hilpoltstein gut, versichert Bürgermeister Markus Mahl (und widerspricht damit seiner Konkurrentin im Bürgermeister-Wahlkampf), in den Hausarztpraxen aber liege das Durchschnittsalter der Ärzte „bei rund 60 Jahren“.

So mancher wird also in absehbarer Zeit aufhören, nicht immer ist die Nachfolge geklärt. Insgesamt gibt es laut Mahl derzeit sieben Hausarztpraxen in der Burgstadt (ab April dann acht). Außerdem gibt es sechs Zahnarztpraxen (inklusive Kiefernchirurgie), eine chirurgische Praxis, auch Augenarzt, Frauenarzt und Orthopäde haben sich angesiedelt, und der Rother Hautarzt hat in Hilpoltstein eine Außenstelle. Nur Kinderarzt und Internist fehlen noch immer und sind auch nicht in Sicht.

Was zudem bleibt, ist das Problem mit der fehlenden Barrierefreiheit. Ein neues Ärztehaus könnte Abhilfe schaffen. Für die Patienten, glaubt auch Mahl, wäre so eine zentrale Anlaufstelle „eine gute Sache“. Dann aber müssten auch die Ärzte bereit sein, zu investieren.

Bislang jedoch sei die Idee daran gescheitert, dass die Mediziner schon viel Geld in die Ausstattung ihrer derzeitigen Räume gesteckt hatten. Dass jetzt erstmal die leerstehende Praxis in der Johann-Friedrich-Straße wieder mit Leben erfüllt werden soll, freut den Bürgermeister. Bei ihm hatte Sibylle Beyer im vergangenen Herbst angerufen, er hat dann den Kontakt zum Vermieter hergestellt. Dass die neue Hilpoltsteiner Hausärztin lange auf die ersten Patienten wird warten müssen, glaubt Mahl nicht. Die Wartezimmer der Ärzte seien voll.

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