Vielfalt macht den Unterschied
26.03.2011, 00:00 Uhr
Milde Märzluft liegt über der Alfershausener Flur. Nur da, wo die Sonne nicht durch die hohen Fichten dringt, bleibt es schattig. Ein neu gebauter Forstweg führt – vorbei an vielen, kahl erscheinenden Flächen – zum vereinbarten Treffpunkt.
Dort wartet Familie Köbler. In ihrem Wald. Drei Generationen: Helmut Köbler, sein Sohn Matthias mit dessen beiden Söhnen Thomas und Michael. Mit dabei die „Partner für den Wald“: Günther Fackelmeier, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck/Schwabach, und Revierleiter Josef Adam.
Einen passenderen Rahmen hätte Leitender Forstamtsdirektor Harald Gebhardt nicht finden können für ein Gespräch über „den“ Privatwald und die Befindlichkeit eines Privatwaldbesitzers. Doch eines eher überdurchschnittlichen: Dies gilt nicht nur für die Waldbesitzgröße der Köblers, sondern vor allem für deren sprühende Waldbegeisterung.
Die Ausgangslage, die Struktur des Privatwaldes in Franken, so auch im Landkreis Roth und Stadtgebiet Schwabach, ist aber eine andere als die im Betrieb von Gastgeber Köbler: bei einem stattlichen Gesamtanteil des Waldbesitzes in Privathand von 70 Prozent, entfallen auf den Einzelnen der rund 9000 Waldbesitzer in diesem Bereich durchschnittlich 3,6 Hektar. Allerdings besitzen 60 Prozent (zum Teil weit) unter zwei Hektar. Was zudem die Bewirtschaftung besonders erschwert, sind oft winzige Parzellengrößen. Eine Folge der in Franken üblichen Realteilung des vererbten Waldbesitzes.
Wie können diese strukturellen Nachteile überwunden werden? Durch die traditionelle Zusammenarbeit aller Generationen, ist nachdrücklicher Konsens der Köblers. Wald sei doch der Inbegriff des Generationenvertrags. Doch wissen auch sie, dass funktionierende Familienverbände nicht mehr selbstverständlich sind.
Umfassendes Angebot
Deshalb kommt den Forstbetriebsgemeinschaften mit einem umfassenden Dienstleistungsangebot für ihre Mitglieder enorme Bedeutung zu. Nur über sie kann durch Bündelung von Angebot (Holz) und Nachfrage (Unternehmerleistungen) eine befriedigende Position auf den von Großunternehmen dominierten, teilweise globalisierten Märkten erreicht werden.
Und einen weiteren Service beschreibt der FBG-Vorsitzende Fackelmeier: In einer Zeit, da Waldbesitzer immer weniger Zeit, Fertigkeiten und Gerätschaften haben, um Waldarbeiten selbst durchzuführen, bietet die FBG auf vertraglicher Basis und zu günstigen Konditionen die fachkundige Ausführung sämtlicher Arbeiten an: von der Waldpflege und der Holzernte bis zur Waldverjüngung. Eine Solidargemeinschaft sei sie, die FBG,
Mit diesem Service wird grundsätzlich die Möglichkeit gewahrt, auf breiter Basis anspruchsvolles waldbauliches Niveau zu halten, wie es Helmut und Matthias Köbler für sich als Selbstverständlichkeit betrachten. Dieses Bemühen um Vielfalt ist zu spüren und zu sehen im Köbler’schen Wald: Auch dieser wurde nicht verschont von schlimmen Naturereignissen, zuletzt 2008 von Sturm „Emma“. Investitionen in eine sicherere Zukunft „seines“ Waldes fließen bei Helmut Köbler aber nicht erst seitdem in ein intensives Bemühen um eben jene Vielfalt. Seine Favoriten dabei sind die (Weiß-)Tanne und die Eiche.
Vor Wild schützen
Letztere, üppig innerhalb eines sogenannten „Weiserzaunes“ wachsend, führt er gerne vor: stolz, aber ärgerlich darüber, dass diese wichtigen Baumarten ohne zeit- und kostenaufwändigen Zaunschutz keine Chance hätten, dem Wildverbiss zu entkommen. Dies bedrückt auch den Betriebsleiter Matthias Köbler, der die Aufwändungen für Wildschutz in Beziehung setzt zu den „sehr überschaubaren“ Einnahmen aus der Jagdverpachtung.Ist der starke Partner der Privatwaldbesitzer im „Operationalen“ die Selbsthilfeeinrichtung FBG, so steht ihnen auch die Forstverwaltung zur Seite – mit einem Angebot, das LFD Harald Gebhardt nicht müde wird zu offerieren: von A wie Anpflanzung bis Z wie Zaunbau.
Aus den diversen „Kalamitäten“ der vergangenen Zeit haben die Köblers nicht nur ihre waldbaulichen Lehren gezogen. Gerade Matthias Köbler war und ist es, der der Walderschließung erste Priorität einräumt und damit bei den Förstern in der Runde „offene Türen“ einrennt.
Ohne Erschließung mit Lkw-fähigen Wegen ist eine Waldbewirtschaftung nach modernem Standard schier unmöglich.
So wird auch der oft kleine private Waldbesitz Zukunft haben und für die bekannte und geschätzte Vielfalt in den Wäldern sorgen. Bestimmt auch derjenige der Familie Köbler in Alfershausen. Da braucht es den begeisterten Land- und Forstwirten Helmut und Matthias Köbler angesichts der zwei Buben, die jetzt schon mal „mit hinlangen“, wohl nicht bange zu sein.