Architekten plädieren für Sanierung durch die Stadt
06.07.2012, 08:19 Uhr
Dies haben die beiden Schwabacher Architekten Gernot Brandl und Jürgen Gehring (Büro Kehrbach) sowie Professor Dr. Hartmut Niederwöhrmeier aus Nürnberg und Rainer Kriebel aus Würzburg am Mittwoch bei einer Bürgerinformation im fast vollbesetzten Saal des Evangelischen Hauses deutlich gemacht.
Die Ausgangslage: Zur Einführung umriss OB Matthias Thürauf die unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Aufgaben, die für die Stadt anstehen. Sowohl das alte Hallenbad als auch der Markgrafensaal sind nicht mehr sinnvoll zu sanieren. Deshalb hat der Stadtrat beschlossen, ein neues Hallenbad am Parkbad-Gelände zu bauen. Damit steht das jetzige Hallenbadgrundstück für eine neue Verwendung zur Verfügung. Möglicherweise für ein Parkdeck für ein saniertes Altes DG.
Zudem will Thürauf die Verwaltung möglichst zentrieren. Dies und der Neubau des Markgrafensaals könnten mit der ebenfalls dringend erforderlichen Sanierung des Alten DG kombiniert werden.
Der Stadtrat hat deshalb eine Machbarkeitsstudie beschlossen. Dazu hat die Stadt vier Architekturbüros beauftragt, erste Ideen für das Alte DG zu entwickeln. „Das ist aber kein Wettbewerb“, stellte Margarethe Koenen, die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements, klar. „Es gibt hier keinen Sieger, keine richtigen oder falschen Entwürfe, sondern um ein Herangehen ohne Schere im Kopf.“ Deshalb gab es auch keine Bewertung der einzelnen Konzepte.
Die Grundsatzfrage: Verkaufen zum Umbau in Wohnungen oder Sanieren durch die Stadt? Darauf muss der Stadtrat eine Antwort geben. Für die vier Architekten ist sie bereits klar. „Wohnungen zerlegen dieses schöne Gebäude“, sagte Rainer Kriebel. Für Wohnen sei dies „nicht der richtige Platz“, erklärte Jürgen Gehring. Gernot Brandl nannte die Wohnungspläne an der stark befahrenen Kreuzung schlicht „wahnsinnig“. Auch Hartmut Niederwöhrmeier sprach sich klar gegen einen Verkauf aus und riet der Stadt, dieses städtebaulich so attraktive Ensemble selbst zu sanieren.
Zwei wichtige Gemeinsamkeiten: Bei allen Unterschieden, das Wichtigste ist eine durchaus überraschende Gemeinsamkeit aller vier Experten: Im Gegensatz zu den bisherigen Diskussionen sieht keiner der vier Entwürfe den neuen Markgrafensaal im Innenhof vor. Den wollen alle weitest möglich erhalten.
Statt dessen würde er entweder als Ersatz oder hinter der jetzigen Turnhalle platziert und damit auch in einen Teil des idyllischen Seminargartens hineinreichen. Der Garten wiederum soll sensibel gestaltet, aufgewertet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. OB Thürauf hob diesen neuen Standort für den Saal in seiner Einführung besonders hervor.
Ebenso wichtig: Alle vier Konzepte integrieren nicht nur den neuen Markgrafensaal und Räume für die Stadtverwaltung in einem sanierten Alten DG, sondern auch die Marionettenbühne und die Musikschule. Allerdings hat OB Thürauf auch betont, dass es „noch nicht um den Besatz“ gehe. Will heißen: Die Verwaltung hat Vorrang, um zumindest die drei Verwaltungsgebäude in der Ludwigstraße, der Bahnhofstraße und der Friedrich-Ebert-Straße aufgegeben und — zur Gegenfinanzierung — verkaufen zu können.

Die einzelnen Konzepte:
Gernot Brandl schlägt ein zentrales Foyer im Innenhof vor. Der neue Saal würde die jetzige Turnhalle ersetzen. Sein Entwurf würde den wohl geringsten Eingriff in den Seminargarten bedeuten. „Der Baumbestand bleibt weitgehend erhalten“, betonte Brandl. Das künftige Tagungs- und Kulturzentrum würde durch ein Hotel im Bereich der jetzigen Musikschule ergänzt. Die Musikschule wiederum würde in den Trakt an der Südlichen Ringstraße verlagert.
Auch Rainer Kriebel will sowohl den Innenhof als auch den Seminargarten so weit wie möglich erhalten. Auch die jetzige Turnhalle würde nicht abgerissen. Der neue Saal entstünde an deren Rückseite. Dort befindet sich jetzt ein Treppenhaus aus den 1960er Jahren und ein ungenutzter Hinterhof, der von einer Sandsteinmauer abgegrenzt ist. Die bestehenden Räume im Innenhof würden zum Foyer des neuen Saals umgebaut und durch einen kleinen Glasbau erweitert. „Die Eingriffe in den Bestand könnten somit gering gehalten werden“, erklärte Kriebel.
Jürgen Gehring will den Hauptzugang für den neuen Saal in die Südliche Ringstraße verlagern. Dieser Saal wäre ein markanter Neubau mit Gastronomie und Tiefgarage. Dafür würde er „einen kleinen Teil“ des Alten DG abreißen. Optisch würde dies die wohl augenfälligste Neugestaltung des Ensembles bedeuten. Als Ausgleich für den Eingriff in den Seminargarten sieht sein Entwurf einen Grüngürtel vor, der die Fläche des jetzigen Hallenbads einschließt.
Hartmut Niederwöhrmeier möchte als einziger den Innenhof um einen Zwischenbau ergänzen und dadurch insgesamt drei Höfe schaffen (zwei sind bereits vorhanden). Dieser Zwischenbau sei für die Nutzung als Verwaltunsgebäude vorteilhaft. Die Turnhalle würde zum Foyer für den neuen Saal, den er dahinter auf einer „ehemals barocken Gartenachse“ platziert. In Verlängerung des Saals solle eine Holzterrasse entstehen. Der Seminargarten könne zu einem „neuen Forum“ umgestaltet werden, in dem auch ein „wilder Winkel“ zu einem „Augenschmaus in jeder Jahrezeit“ werden könne.
Das Parken: Einig sind sich alle, dass die jetzigen Parkplätze an der Seminarstraße und der Wittelsbacher Straße bei weitem nicht ausreichen. Alternativen sind ausnahmslos schwierig. Niederwöhrmeier, Gehring und Kriebel schlagen Lösungen mit einer Tiefgarage vor. Eine Bodenuntersuchung hat den Bau unterirdischer Parkplätze als möglich eingestuft. Gernot Brandl dagegen warnt aus Kostengründen ausdrücklich davor. Er plädiert als Alternative dafür, das alte Hallenbad abzureißen und dort ein Parkhaus zu bauen. In der Diskussion sind zudem neue Parkddecks auf den Parkplätzen in der Bismark- und Reichswaisenhausstraße.
Neue Räume für das AKG: Der Ersatz für die derzeit 14 Räume des Adam-Kraft-Gymnasiums im Alten DG ist eines des Hauptprobleme. Als Lösung schlägt Gernot Brand das neue Parkhaus mit Sporthalle auf dem Gelände des jetzigen Hallenbades vor. Daneben bliebe noch Platz für neue Klassenzimmer.
Jürgen Gehring greift eine Idee auf, die AKG-Elternbeirat Bernhard Spachmüller auf einer früheren Informationsveranstaltung bereits vorgeschlagen hat: Die Wirtschafts- und Berufsschule könne in das alte Verwaltungsgebäude der Firma Niehoff ziehen, das AKG dafür in die jetzige Wirtschafts- und Berufsschule.
Die Kosten: Selbstverständlich haben die vier Architekten die Kosten ihrer Pläne grob berechnet. Die Zahlen liegen der Stadt auch vor. Doch nennen wollte sie am Mittwoch niemand. Auch nicht auf mehrfache Nachfrage von Bürgern. Rainer Kriebel begründete dies mit dem „Fluch der ersten Zahl“, die einem später vorgehalten würde. „Zum jetzigen Zeitpunkt eine Zahl zu nennen, wäre abenteuerlich“, so der Würzburger Architekt.
Stadtbaurat Volker Arnold zeigte dafür ausdrücklich Verständnis: „Wir sind ja noch ganz am Anfang. Jetzt sich auf Zahlen festlegen zu müssen, wäre nicht fair.“
Professor Niederwöhrmeier aber sprach zumindest von „für die Stadt vertretbaren Kosten“.
Gernot Brandl wies auf eine Frage von Stadträtin Evy Grau-Karg darauf hin, dass die Sanierung in mehreren Bauabschnitten möglich sei. Damit könnte auch die Finanzierung über mehrere Jahre erleichtert werden.
Oberbürgermeister Matthias Thürauf hatte in einem Pressegespräch vergangene Woche vorsichtig von „über 20 Millionen Euro“ gesprochen und die Sanierung durch die Stadt als „schwer, aber vorstellbar“ bezeichnet. Am Mittwoch griff er in die Diskussion nicht ein.
Das weitere Vorgehen: „Im Herbst werden die Entwürfe dem Stadtrat vorgestellt“, kündigte der Ende Juli aus dem Amt scheidende Stadtbaurat Volker Arnold an. Bis dahin wird man sicher auch bei der Kostenschätzung so weit sein, dass eine Entscheidung getroffen werden kann. Und wohl auch muss. Schließlich muss die Stadt das Kaufangebot eines privaten Investors beantworten. In dem Vorgespräch hat OB Thürauf gegenüber dem Tagblatt erklärt, der Investor mache „keinerlei Druck“ und sei an einem Kauf „weiter stark interessiert“.
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