Rewe-Parkplatz:

Dröhnende Motoren, wummernde Bässe: Schwabacher genervt von Auto-Posern

10.6.2021, 06:00 Uhr
Die Polizei hat ein wachsames Auge auf die Fahrzeuge der Auto-Poser, die sich auf dem Schwabacher Rewe-Parkplatz treffen. Sie kontrolliert auch, ob Änderungen an den Autos vorgenommen wurden, durch die unter Umständen die Betriebserlaubnis erlischt.

© Caroline Seidel, NN Die Polizei hat ein wachsames Auge auf die Fahrzeuge der Auto-Poser, die sich auf dem Schwabacher Rewe-Parkplatz treffen. Sie kontrolliert auch, ob Änderungen an den Autos vorgenommen wurden, durch die unter Umständen die Betriebserlaubnis erlischt.

Sie kommen am Wochenende. Wenn die Geschäfte geschlossen sind und nur noch der Burger-King offen hat. Dann öffnen manche die Motorhaube, zeigen ihre Autos her und lassen laut Musik dazu laufen. Fahrer und Beifahrerin sitzen dabei oft auf mitgebrachten Campingstühlen neben dem Fahrzeug.

Es ist ein Treffpunkt der jungen Leute. Fährt ein Bekannter außen auf der Straße vorbei, wird gehupt. Man kennt und begrüßt sich. Doch Bernd M. (Name geändert), der im Hembacher Weg wohnt, will dass jemand die für ihn und seine Nachbarn dramatische Situation angeht.

Treffpunkt der Auto-Poser

Der große Parkplatz an der Rother Straße entwickelt sich zunehmend zum Treffpunkt der „Auto-Poser“. Er ist dafür wie geschaffen. Verpflegung gibt es beim Burger-King, flüssige Nahrung bei Bedarf in den Tankstellen auf der anderen Straßenseite. Dieser Parkplatz ist ein Gemeinschaftsparkplatz von Rewe, Tevi, Dönerladen, Drogeriemarkt Müller, Sonnenstudio, und Burger-King. Den vorderen Bereich teilen sich Norma und eine Metzgerei.


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Die getunten Autos fahren manchmal auch kurze Rennen. Von der Ampel an der Unterführung bis zur nächsten Ampel, an der es rechts zum Burger-King reingeht. Oder in der anderen Richtung. Da heulen die Motoren und quietschen manchmal auch die Reifen.

Man muss schließlich zeigen, dass ordentlich PS unter der Motorhaube sind. Gefahren wird selbstverständlich mit einem Tempo weit jenseits der erlaubten 50 Stundenkilometer. Bei manchen der Autos handelt es sich um Fahrzeuge, die eine schöne Stange Geld kosten und die sich beileibe nicht jeder leisten kann.

Wummernder Bass

„Das kann man alles nachvollziehen“, zeigt Bernd M. Verständnis. Eigentlich liegt sein Haus im Hembacher Weg rund 200 Meter von dem Parkplatz entfernt. Was ihn richtig nervt, sind nicht nur die Autorennen, sondern auch die Bässe der Musikanlagen in den Autos, die bis zu ihm hinüberdröhnen. Manche Fahrzeuge sind zu rollenden Diskotheken umgebaut, und das hört man vom weitem. Am wummernden Bass: „Bump, bump, bump, bump, bump…“

„Das geht auch auf die Gesundheit“, stellt M. fest, „an Schlaf ist da selbst nach 23 Uhr nicht zu denken.“ Das Problem hat er seit mindestens 2019. Seit dem Ende des „Lockdowns“ sei es wieder besonders schlimm, jeden Freitag und jeden Samstag. Ab 21 Uhr sei der Parkplatz halb voll, „das sind bestimmt 40 bis 50 Fahrzeuge“, sagt M.

Viel Müll bleibt zurück

Dass da gelegentlich ziemlich viel Müll zurückbleibt, ist eher ein untergeordneter Aspekt. „Es kotzt uns so an, wieder den Müll morgens vorzufinden“, sagt eine Filialleiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihre Angestellten müssen immer wieder zwei volle Müllsäcke entsorgen.

Das Ordnungsamt wisse Bescheid, unternehme aber nichts. Auch nicht gegen die Raserei auf der Rother Straße und die damit verbundenen Gefahren. „Wir weisen die Stadt seit Monaten auf die Probleme hin. Wenn etwas passiert, ist die Stadt mit Schuld, weil sie es wusste und nichts gemacht hat“, ist Bernd M. überzeugt.

Manchmal werden auch Verkäuferinnen angemacht, wenn sie den Laden verlassen. Auch das ist unschön, doch es ist beileibe nicht das größte Problem.

Polizei: Keine Schwabacher Besonderheit

„Wir haben das durchaus im Focus“, erklärt Erster Polizeihauptkommissar Patrick Stiegler, der stellvertretende Leiter der Polizei-Inspektion Schwabach, auf Anfrage. „Das Problem besteht hauptsächlich in den Sommermonaten, von April bis Oktober.“ Die „Auto-Poser“ seien keine Schwabacher Besonderheit, es gebe sie bundesweit. Ein beliebter Platz, an dem sich die Szene treffe, sei beispielsweise auch die Zeppelintribüne in Nürnberg. Wegen Corona sei die Organisation der Tunig-Szene eingeschlafen. „Jetzt treffen sie sich halt hier“, meint er

Am Pfingstwochenende beispielsweise habe es mehrere Beschwerden von Bürger gegeben. „Wenn wir kommen, sind die sehr schnell weg“, erläutert Stiegler. Es gebe derzeit keine Disco und keinen Biergarten. Früher hätten sich die jungen Leute vor dem Disco-Besuch getroffen, um zu zeigen, was ihr Fahrzeug könne und um ihre Musikanlage vorzuführen. Dies sei nun eben auf dem Parkplatz an der Rother Straße der Fall.

Ist alles eingetragen?

Viele Möglichkeiten habe die Polizei ohnehin nicht. Sie müsse immer auch die Verhältnismäßigkeit im Auge behalten. Sie könne Fahrer und Fahrzeug-Papiere kontrollieren und prüfen, ob An- und Einbauten der Fahrzeuge in die Papiere eingetragen seien. Sei dies nicht der Fall, erstatteten die Beamten Anzeige wegen fehlender Betriebserlaubnis. Doch dies sei nur äußerst selten der Fall, die meisten wüssten sehr genau, wie und womit sie ihre Fahrzeuge modifiziert hätten. „Die haben alles ausgereizt. Was eingebaut ist, hat der TÜV auch genehmigt“, fasst Stiegler die Erkenntnisse der Polizei-Beamten zusammen.


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Bleibt die Lärmbelästigung. „Ein einzelner reicht im Normalfall nicht aus“, so Stiegler. Würden sich aber mehrere Bürger beschweren, nähme die Polizei das sehr ernst. Dann werde kontrolliert und auch zur Ruhe ermahnt. Die Betreffenden würden gebeten, die Musikanlage auszumachen oder die Lautstärke weit herunterzufahren. „Die sind in aller Regel kooperativ“, erklärt Patrick Stiegler. Meist würden die jungen Leute ein paar Minuten später alles einpacken und wegfahren. Oft würden sie dann am Burger-King noch Essen fassen und ausmachen, wo sie sich als nächstes treffen. „Das Treffen in der Rother Straße ist oft nur die Aufwärmphase für andere Treffs im Nürnberg-Fürther Raum“, weiß Patrick Stiegler.

Schilder oder Schranken wären nötig

Helfen könnte es, wenn der Eigentümer des Parkplatzes mit Schildern oder durch bauliche Maßnahmen den Aufenthalt auf dem Platz nach Geschäftsschluss einschränken würde. So, wie beim Oro-Parkplatz, der mit einer Schranke gesperrt ist. Doch dafür ist entweder aufwändige Technik oder wieder Personal notwendig. Wobei das Sperren des kompletten Parkplatzes sowieso erst nach Mitternacht möglich wäre, denn der Burger-King hat geöffnet von 9 bis 24 Uhr.

„Wir kontrollieren im Rahmen unserer Möglichkeiten“, verspricht Patrick Stiegler, „so bald wir Meldungen bekommen und eine Streife frei wird, fahren wir hin.“

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