Gründer widerstehen der Wirtschaftskrise
21.12.2009, 00:00 Uhr Karin Bucher berichtete, dass im dritten Quartal eine Steigerung der Gewerbeanmeldungen in Mittelfranken um 6,6 Prozent vorlag, während Bayern nur einen Zuwachs von 4,2 Prozent aufwies. Um 400 Prozent haben die Beratungen im Bereich Mittelstand mit Themen wie Liquiditätsengpässe und Wachstumsfinanzierung zugelegt. An dieser Steigerung lasse sich das Schlagwort «Kreditklemme» wohl am besten beweisen. Die IHK ist der Regionalpartner der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und damit mit dem Programm Gründercoaching Deutschland betraut. Bucher erwartet, dass die Gründerzahlen noch weiter steigen werden.
Michael Finster schilderte, dass 2009 ein Gleichstand (minus 0,4 Prozent) der Handwerksbetriebe in Mittelfranken zu verzeichnen gewesen sei. Im Bereich Schwabach sank die Zahl um 15 auf 483 Betriebe. Der stärkste Rückgang war bei den handwerksähnlichen Betrieben zu verzeichnen, was man auch auf die meist schwächere Qualifikation dieser Gründer zurückführen könne. Das stärkste Gewerbe bleibt der Metallsektor. Echte Neugründungen waren es bis November 2009 nurmehr 18 gegenüber 31 im Vorjahr.
Michaela Müller betonte, dass der Businessplanwettbewerb Nordbayern 2008/09 mit 160 Teilnehmern die höchste Teilnehmerzahl seit 2003 erreicht habe, während im Gegenzug die Gewerbeanmeldungen von 60 122 auf 50 155 gesunken seien. In der letzten Finanzierungsrunde konnten wieder 14 Millionen Euro von öffentlichen und privaten Investoren an acht Unternehmer vermittelt werden.
Dass die Bewertungen und Kommentare der Juroren als sehr wertvoll empfunden werden, sehe man auch an den steigenden Teilnehmerzahlen der Veranstaltungen.
Werner Pohl berichtete, dass bis November 80 Anträge für den Gründerzuschuss gestellt worden seien. Im Jahr zuvor waren es 73 Fälle. Die meisten Antragsteller sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. «Von den inzwischen unterstützten Gründern sind nur neun Prozent wieder bei uns aufgetaucht», so Pohl. Dies freue ihn ganz besonders und zeige, dass der Gründungszuschuss zu einem wirksamen Instrument für Gründer geworden ist.
In einem Überblick über die bayerischen kommunalen und technologieorientierten Gründerzentren zeigte Alfred Dornisch auf, dass sich das Schwabacher «Schwung» bei der Zahl der Ausgründungen, eingemieteten Unternehmen, Beschäftigtenzahlen und Auslastungsquote über dem Durchschnitt bewegt. «Zum ersten Mal», so Dornisch, «haben wir eine kleine Warteliste».
Als spannend empfunden wurden die Schilderungen von Gründern unter dem Motto «Abenteuer Unternehmensgründung». Dr. Frank Reimers war im Industrieprojektmanagement gut beschäftigt, als sein Arbeitgeber Insolvenz anmeldete. Mit seinen Kundenkontakten machte er sich selbständig. Gerade als die Wirtschaftskrise sich abzeichnete, trug man ihm die Ausbildung der Berufskraftfahrer nach den neuen EU-Richtlinien an. Daraus entstand die RIM-Akademie.
Bernd Fichtner war neben seinem Beruf als Diplominformatiker bei der Datev auch im väterlichen Geschäft, der Messeorganisation in Russland, tätig. Mitte 2008 gründete er die Emporex GmbH und holte fünf Mitarbeiterinnen von Weiden nach Schwabach. Er organisiert eine Pelz-, Leuchten- und Bäckereimaschinenmesse in Moskau. «Die Seele der Russen ist oft stärker asiatisch geprägt, obwohl man es ihnen nicht ansieht», so Fichtner. «Langjähriges Vertrauen ist das wichtigste Kapital in diesem Geschäft.»
Nach einer Übernahme ihrer früheren Firma gründete Claudia Bleicher Mitte 2008 mit zwei Mitarbeitern aus der Niederlassung Schwabach in nur neun Tagen die alto GmbH Personaldienstleistungen. Von ursprünglich 80 Mitarbeitern verblieben nur zehn. Inzwischen beschäftigt man wieder knapp 30 Mitarbeiter, hat ein Kreditinstitut gefunden, das die junge Firma finanziert, und sieht optimistisch in die Zukunft.
Manfred Herrler hat viele Jahre in führenden Positionen in der Autozulieferbranche gearbeitet, bis ihm der Druck und das ständige Reisen zu viel wurden. Er gründete zusammen mit einer Teilhaberin die Firma Automotiv Synergies GmbH und fertigte elektronische Steuerungen in Slowenien. 2007 investierte er in neueste Bestückungsmaschinen und holte die Fertigung nach Schwabach. Nach dem krisenbedingten Ausfall des wichtigen Lkw-Geschäfts hing das Überleben der Firma am seidenen Faden, doch Aufträge aus anderen Branchen sicherten die Existenz des Unternehmens und aller Arbeitsplätze.