"Ich will wieder helfen, aber nicht mehr in Peru"
24.03.2016, 08:56 UhrErst im November hat die junge Frau in Erlangen ihr Examen gemacht. Seit Dezember arbeitet sie in der Praxis ihres Vaters in Schwabach. Doch Ende Januar legte sie schon eine fünfwöchige Pause ein. Denn sie folgte dem Ruf des Zahnärztlichen Austauschdienstes (ZAD). Der suchte für ein Hilfsprojekt in Südamerika Zahnärztinnen und Zahnärzte, die vier Wochen lang Dienst schieben in einer Art Gesundheitszentrum nahe Urubamba in den peruanischen Hochanden. Dort sollten vor allem Waisen und Halbwaisen aus dem Kinderdorf Munaychay behandelt werden. Dieses Kinderdorf wird vom deutschen Verein „Herzen für eine neue Welt“ betrieben.
„Das will ich machen“: Gwendolin Wallner war Feuer und Flamme und überzeugte auch ihre Kollegin Stephanie Oschmann, mit der sie im Herbst das Studium abgeschlossen hatte. Die beiden akquirierten 30 Kilogramm Spenden vom Einmalhandschuh über Füllmaterial bis hin zu Praxiszubehör und flogen im Januar nach Südamerika.
Aber: „So wahnsinnig viel zu tun hatten wir eigentlich nicht“, sagt die Schwabacherin ein wenig enttäuscht. Im Kinderdorf waren viele Kinder „ausgeflogen“, weil Ferien waren. Die armen Dorfbewohner vertrauten lieber einem Schamanen als einer Zahnärztin aus Deutschland. Und der, der es sich leisten kann, bekommt in Peru ohnehin jederzeit einheimische Hilfe. Das Gesundheitssystem entspricht vielleicht nicht europäischem Standard, ist aber gut ausgebaut.
Die Folge: „Wir haben schon behandelt, aber es war nicht so, dass die Leute Schlange gestanden sind“, erzählt Wallner und findet deshalb: „Beruflich und fachlich hat mich das jetzt nicht so sehr vorangebracht.“
Trotzdem wertvolle Erfahrung
Die Erfahrung möchte sie trotzdem nicht missen. „Ich wollte ja schon immer mal für eine geraume Zeit im Ausland arbeiten“, sagt sei. Weil sie fast perfekt spanisch spricht, sprang ihr der Peru-Aufruf besonders ins Auge. Sprache ist nun einmal das A & O. Gwendolin Wallner war so immer nah dran an der peruanischen Bevölkerung. Und die einwöchige touristische Tour, welche die beiden jungen Zahnärztinnen nach Ende ihrer vierwöchigen Dienstzeit unter anderem zum Titicacasee und zur Inka-Ruinenstadt Machu Picchu geführt hat, wird sie ebenfalls so schnell nicht vergessen.
Und die berufliche Zukunft? Seit einigen Wochen arbeitet Gwendolin Wallner wieder in der Praxis ihres Vaters. Für dieses Jahr ist der Jahresurlaub aufgebraucht. Die Schwabacherin will aber nicht ausschließen, irgendwann einmal wieder dem Aufruf des Zahnärztlichen Austauschdienstes zu folgen. Nur nicht mehr nach Peru. „Ich glaube“, sagt Wallner, „dass es Länder gibt, in denen unsere Hilfe viel mehr benötigt wird.“
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