Lebendiges Krippenspiel mit Schwabacher Prominenz

27.12.2016, 15:55 Uhr
Spaß an der Krippe: Es darf gelacht werden, auch das Jesulein ist putzmunter.

© Hertlein Spaß an der Krippe: Es darf gelacht werden, auch das Jesulein ist putzmunter.

Die Weihnachtsgeschichte ist tausend Mal erzählt worden, tausendfach nachempfunden, aber im fränkischen Dialekt immer wieder originell und anrührend.

Die Fans drängten sich auf dem Platz vor dem Café und der Buchhandlung Kreutzer, auf einem Tennis-Schiedsrichterstuhl thronte Spielleiter Bach, dirigierte den Ablauf mit trockenem Humor, fränkischem Charme und spitzbübischen Zwischenbemerkungen. Und mit stark Schwabacher Zügen.

Der beschwerliche Weg der hochschwangeren Maria (gespielt von Caro Lubowski) und Josef (Ex-Stadtkämmerer Richard Schwager) nach Bethlehem hatte zahlreiche Momente zum Schmunzeln: Beispielsweise als einer der Engel, Ober-Schnitzerneggl Willy Büttl mit voller Haarpracht à la Albrecht Dürer, auf die Bühne trat. Im normalen Leben finden sich nur wenige Haarbüschel auf dem Kopf. Mehr noch, Büttl, verbal kein Kind von Traurigkeit, musste bei seinen Auftritten schweigen. Eisern, nur Grimassen ziehen und gestikulieren.

Mit Schnuller beschäftigt

„Für jemanden, der gerne redet, keine einfache Geschichte“, meinte der Engel nach getaner Arbeit augenzwinkernd. Büttl war laut Drehbuch umgestiegen. Vom Jesulein. Heuer gespielt von Germal Müller, der sich größtenteils mit einem Schnuller beschäftigen musste.

Lacher gab es auch, als der Schäfer (dargestellt von Herren-Ausstatter Bruno Fetzer) zu früh seinen Einsatz starten wollte. Vor drei Jahren war der heute 65-Jährige an gleicher Stätte etwas zu spät eingestiegen. Live, authentisch und Laiendarsteller, das macht die Aufführung zu etwas Besonderem, umrahmt von regelmäßigem Applaus.

Akribisch hatte Sven Bach jede Bewegung, jede Handlung im 15-seitigen „Drehbuch“ festgehalten, sogar die Familie war mit eingespannt. Mama Grit hatte die Beleuchter-Rolle fest im Griff, assistiert von Stefan Gruber (Theatrum-Mundi-Ensemble). Und Schäfer Bruno stoppte sogar den Busverkehr am Abend für die Dauer der Aufführung, der am Schauspiel-Ort vorbeiführen sollte. Die städtischen Busse werden umgeleitet.

„Maria, wir schaffen das“

Rechtzeitig war das besondere Requisit, der Bollerwagen von Heiner Hack, eingetroffen, damit Maria durch die Nacht in Richtung Bethlehem gezogen werden konnte. Der Stadtrat war Großvater geworden und nicht gleich erreichbar gewesen. „Das Café“ diente als Umkleidekabine und für Marie und Josef auch als Werkstatt. Sogar die Bundeskanzlerin kam zu Ehren. Angela Merkels inzwischen berühmtes Zitat „Wir schaffen das“ hatte Bach in der Passage bei der Quartier-Suche galant mit eingebaut. Und dem Josef in den Mund gelegt: „Maria, ja: Wir schaffen das.“

Auch Wohnheimbesitzer Rudi Nobis konnte bei der Quartiersuche nicht weiterhelfen. Bach: „An der Landsknechtsbrück'n houd der Nobis letzns erschd a neis Wohnheim fei aafg‘machd!“ Nobis dazu: „Vull is vull, dou konnsd nix mach‘n!“

Weihnachten für die Herzen

Versöhnliches Ende: Maria brachte das Jesulein in einem Stall zur Welt. Verbunden mit Bachs Wunsch: „Wir woll‘n zum goudn Schluss nu hoff‘n, dass wir a bissla Weihnachtssinn nu neitroong.“ In die Herzen, in die Weihnachtsstuben. Das war perfekt gelungen! Gesammelt wurde im Übrigen für die Kinder im Frauenhaus.

Am Krippenspiel haben mitgewirkt: Schäfer (Bruno Fetzer), Maria (Caro Lubowski), Josef (Richard Schwager), Esel (Dr. Volker Rösch), Stadtwache (Tobias Franzke), Wirt und Bauer (Jürgen Ganss), Wohnheimbetreiber Rudi Nobis (Rudi Nobis), Ochse (Clemens Lubowski), die Hirten (Samuel Plötz, Leon Lubowski, Detlef Goltz und Hund Hazel), Engel (Willy Büttl), Jesus-Kind (Germal Müller), die Heiligen Drei Könige (Thomas Beckstein, Altbürgermeisterin Rosy Stengel, Stefan Fischer), der unsichtbare Stern (Annalina Leupold), das Goldengerla (Marie Leupold), Gold-Pfosten (Heiko Schnütgen) und die Kinder rund um den Schäfer am Lagerfeuer (Nico Rösch, Sophia Beckstein, CelinePlötz und Elio Karg).

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