Lehrer, Kantor, Kirchenchorleiter
07.03.2009, 00:00 Uhr
Mit unvermindertem Interesse verfolgt Alfred Bruckdorfer so die Arbeit des GHV wie auch das musikalische Leben in der katholische Pfarrei St. Sebald, für die er sich als Kantor und Kirchenchorleiter viele Jahrzehnte eingesetzt hatte. Dafür sprach ihm Domkapitular Alois Ehrl seine herzlichsten Dank- und Segenswünsche aus.
Rückblickend betrachtet, charakterisierte der Jubilar sein Leben als von einer «guten Fügung» gelenkt. Seit seinem dritten Lebensjahr lebte er mit seinem Vater, einem Schuhmachermeister, im ersten Stock des heutigen Wissmeierhauses unterhalb des Rathauses, das damals noch Georg Degenbeck gehörte. Da Alfred Bruckdorfer schon als kleiner Junge von der Musik begeistert war, brachte ihm sein Vater, der ein Hobbymusiker war, das Wissen in der Harmonielehre sowie das Geigenspiel bei. Richtig angesteckt von der geistlichen Musik wurde der junge Alfred als Erstkommunikant im Jahre 1924, als er dem Kantor und Organisten Andreas Zahlhaas, der Vater seines Schulfreundes Hans, beim sonntäglichen Gottesdienst an der Orgelempore zusehen konnte.
Nach der Volksschulzeit wechselte Alfred Bruckdorfer auf das Progymnasium (dem heutigen Adam-Kraft-Gymnasium) bis zur heutigen 10. Klasse. Danach ging er auf die Oberrealschule nach Nürnberg (gegenüber der Klara-Kirche) und legte dort, wo er bereits im Schulorchester zur ersten Geige aufgestiegen war, sein Abitur ab.
Mit 17 im Kirchenchor
Schon während seiner Schulzeit kam er der Kirchenmusik immer näher. Mit 17 trat er in den katholischen St. Sebalder Kirchenchor von Andreas Zahlhaas ein. Zusätzlich lernte er das Orgelspiel. Unterstützung fand er hierbei bei seinem Kantor sowie beim damaligen Stadtpfarrer Franz Xaver Schuster, der ihn mit einer Organistenstelle in Rednitzhembach betraute.
Eigentlich wollte Alfred Bruckdorfer gerne Kirchenmusik studieren, doch die finanziellen Mittel seines Elternhauses erlaubten dies nicht. So führte ihn sein Weg nicht an die Musikhochschule in München, sondern an die Lehrerbildungsanstalt in Eichstätt. Hier legte er 1933/34 auch die C-Prüfung für den Kantorendienst ab.
Den Zweiten Weltkriegs erlebte er die gesamten sechs Jahre als Soldat an verschiedenen Fronten. Belgien, Frankreich, Polen, die Sowjetunion, wieder Frankreich: Dort geriet er schließlich in amerikanische Gefangenschaft und kam in ein Lager im Süden der USA.
1945 kehrte Alfred Bruckdorfer nach Schwabach zurück. 1946 heiratete er seine Rose, die ihm sieben Kinder schenkte. Mit lachendem Auge erinnerte sie sich: «Ich habe damals einen Hilfsarbeiter geheiratet, der bei der Bahn eingesetzt war!» Doch zusätzlich nutzte ihr Ehrenmann die Möglichkeit, als Übersetzer vom Deutschen ins Englische und Französische tätig zu sein. Beruflich wurde er als Junglehrer in den Landkreis Hilpoltstein geschickt, wo er bald einen Dorfkirchenchor leitete. Weitere Stationen waren Röttenbach bei Mühlstetten und Heilsbronn.
1954 konnte er endlich wieder mit seiner damals noch kleinen Familie nach Schwabach zurückkehren. Hier unterrichtete er im Mädchen-Schulhaus in der Friedrichstraße, in der Johannes-Helm-Schule, der Luitpoldschule und schließlich bis zu seiner Pensionierung im Jahre bis 1977 an der Nordschule.
Ab 1954 Kantor
Gleichzeitig übernahm er bereits 1954 von seinem «Lehrmeister» Andreas Zahlhaas das Amt des Kantors und Kirchenchorleiters. Er war hierbei nicht nur für die musikalische Gestaltung der sonntäglichen sowie die Einstudierung von Festmessen zuständig, sondern auch für die Musik bei Hochzeiten und Beerdigungen. Speziell dafür hatte er einen kleinen zweistimmigen Frauenchor ins Leben gerufen. Sicherlich war es für ihn nicht immer einfach, seine musikalischen Vorstellungen gegenüber dem willensstarken Stadtpfarrer Georg Uebler durchzusetzen, der musikalisch sehr pathetische Vorstellungen hatte. Am Ende 1988 übergab Alfred Bruckdorfer sein Kantorenamt an den Organisten Karl Franz sowie die Leitung des Kirchenchors an Johannes Diertl.
In all den Jahren ist Alfred Bruckdorfer als Musiker für Geige, Bratsche, am Klavier und der Orgel ein begehrter Ensemble-Spieler geworden. Dazu schrieb er schon seit dem Militärdienst etliche geistliche Lieder, Psalmen für den mehrstimmigen Chorgesang. In seinem eigentlichen Ruhestand entdeckte er den musikalischen Nutzen der Elektronik. Kaum zu glauben, aber Alfred Bruckdorfer baute fünf elektronische Orgeln. Dass er auch dafür Talent hatte, bewies er als Jugendlicher, als er sich 1925 bereits einen Detektor, eine Art Rundfunk-Empfänger, gebaut hatte. «Die Pläne dafür habe ich noch immer im Kopf», sagt er. Und da er nun nicht mehr komponiert und Orgeln baut, beschäftigt er sich jetzt in aller Ruhe mit seinem Keyboard und einem speziellen Noten-Schreib-Progamm, mit dem er seine handgeschriebenen Werke in die entsprechende Form bringen will, getreu dem Wahlspruch: «Musik hält jung.»