Mehr Bundespolizei auf dem Bahnhof?

19.11.2011, 07:10 Uhr
Mehr Bundespolizei auf dem Bahnhof?

© Wilhelm

Mandy Jänicke hat genug. Im Juli wurde am Schwabacher Bahnhof ihr Fahrrad gestohlen. „Obwohl ich es an der Fahrradstange mit einem Sicherheitsschloss abgeschlossen hatte“, berichtet die Pendlerin, die jeden Tag aus Nürnberg mit dem Zug kommt und dann vom Bahnhof mit dem Rad zu ihrem Arbeitsplatz weiterfährt. Ihr Fahrrad steht also über Nacht am Schwabacher Bahnhof. Wenn es denn am Morgen noch dort steht.

Eine Anzeige bei der Polizei blieb folgenlos. Der Täter konnte nicht ermittelt werden. Und kürzlich war sie am Morgen erneut fassungslos: Von vielen Fahrrädern waren die Reifen aufgestochen worden.

Doppelt so viele Fälle

Mit ihrem Ärger ist Mandy Jänicke also nicht alleine. Die Fahrraddiebstähle am Schwabacher Bahnhof haben sich heuer im Vergleich zum Vorjahr auf über 100 verdoppelt. Darauf hatte die Schwabacher Polizei bereits im August hingewiesen (wir berichteten in der Druckausgabe).

Der Grund dafür ist unklar. „Eine Bande steckt nicht dahinter“, sagt Erwin Leitner, der Chef der Polizeiinspektion Schwabach. Es verschwinden nämlich keineswegs nur teure Bikes, sondern auch ganz normale Gebrauchsräder. Die werden teils nur für kurze Fahrten gestohlen und dann einfach stehen gelassen. Leitner vermutet daher eher, „dass sich wohl das Unrechtsbewusstsein geändert hat“.

Mehr Polizeikontrollen

Was immer die Gründe sein mögen, die Polizei hat reagiert. Zwei Monate lang führte sie Schwerpunktkontrollen durch. „Dabei wurden 75 Personen festgestellt, die bei der Kontrolle keinen plausiblen Eigentumsnachweis liefern konnten.

Alle Räder wurden zur späteren Überprüfung erfasst, wovon in neun Fällen Verfahren wegen Diebstahls beziehungsweise Unterschlagung eröffnet wurden“, so die Polizeiinspektion. „Die Aktion hatte durchaus Erfolg“, sagt Leitner, macht aber gleichzeitig deutlich: „Diesen massiven Einsatz von Zivilkräften können wir nicht permanent leisten.“

Mandy Jänicke wundert sich darüber, dass die Fahrradabstellplätze nicht videoüberwacht sind. Sie sei regelmäßig in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und dort herrsche offenbar „ein höherer Sicherheitsstandard als in Bayern“. So zumindest ihr Eindruck.

Doch sind Videokameras im öffentlichen Raum aus Datenschutzgründen ein sensibles Thema. Allerdings erklärte ein Sprecher der Bahn gegenüber dem Schwabacher Tagblatt, sie seien an sich durchaus „denkbar und vorstellbar“. Das Problem liegt woanders. „Die Frage ist: Wer installiert sie?“ Mit anderen Worten: Die Bahn habe weder das Geld noch das Personal, um solche Kameras aufzustellen und zu betreuen.

Umzug ins Parkhaus?

Doch Mandy Jänicke hat noch eine Idee: „Besteht die Möglichkeit die Fahrradständer in das Parkhaus zu verlegen? Zum einen wären die Fahrräder bei Regen und Schnee besser geschützt und zum anderen gibt es im Parkhaus eine Kamera, die alles überwacht.“

Tatsächlich gibt es im Parkhaus am Bahnhof ebenso wie in der City-Tiefgarage Kameras. Das Parkhaus gehört der Bahn, bewirtschaftet wird es von der Schwabacher „Stadtdienste GmbH“, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke.

Harald Falkner, der Technische Leiter der Stadtwerke, warnt aber vor übertriebenen Hoffnungen. „Videokameras schützen nicht vor Vandalismus.“ Erst kürzlich sind im Parkhaus Lampen für die Fluchtwegbeleuchtung komplett zerstört worden.

Zudem gibt Stadtwerke-Geschäftsführer Winfried Klinger zu bedenken, dass das Parkhaus sehr gut angenommen wird. Alle vier Etagen sind meist voll belegt. Wollte man hier nun auch noch alle Fahrräder unterbringen, würde das wohl die ganze Seite einer Etage erfordern, also rund 35 Parkplätze kosten. „Das halte ich für eher unwahrscheinlich“, so Klinger.

„Unser Angebot steht“

Entscheiden aber müsste das die Bahn. Die verweist zunächst auf ein rechtliches Problem. Beim Bau des Parkhauses habe es zweckgebundene Fördermittel für Pkw-Stellplätze gegeben. Eine Umnutzung sei deshalb nicht so einfach. Hinzu komme der Verlust von Parkplätzen. „Diese Verlagerung sehe ich deshalb sehr kritisch“, so der Bahnsprecher.

Auch OB Matthias Thürauf hält diesen Vorschlag für „nicht praktikabel“. Die Bahn sei gefordert, mehr für die Sicherheit auf ihren Bahnhöfen zu tun. Der Sprecher der Bahn sieht dafür zwei Möglichkeiten. Zum einen ist für Bahnanlagen die Bundespolizei zuständig. „Wir haben zwar keine Befehlsgewalt, aber wir können sie bitten, ihre Präsenz in Schwabach zu erhöhen.“ Zum anderen gibt es noch einen bahninternen Sicherheitsdienst, die „DB Sicherheit“. Sie soll die Einhaltung der Hausordnung in den Bahnhöfen gewährleisten. Auch deren verstärkter Einsatz sei denkbar, so der Bahnsprecher. „Unser Angebot steht.“

Vier Tipps gegen Fahrraddiebstahl

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