Nach mehreren tödlichen Unfällen: Wie sicher ist die A6?

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

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25.7.2017, 05:54 Uhr
Ist die A6 zwischen Roth und Schwabach wirklich so gefährlich? (Archivfoto)

© NEWS5 / Grundmann Ist die A6 zwischen Roth und Schwabach wirklich so gefährlich? (Archivfoto)

In den vergangenen Wochen häuften sich die Unfallmeldungen rund um die A6-Baustelle zwischen den Anschlussstellen Roth und Schwabach-West. Darunter waren auch einige Horrormeldungen. Die vom 13. Juni etwa, als um 14.46 Uhr ein Sattelzug in einen im Rückstau der Baustelle stehenden Lastwagen krachte. Der Fahrer wurde bei der Kollision eingeklemmt und starb noch an der Unfallstelle.

Solche Horrorunfälle sind allerdings die absolute Ausnahme. Alltag in der Baustelle bei Schwabach sind eher abgerissene Seitenspiegel oder Auffahrunfälle beim Einfädeln. "Einige bekommen auch Panik, weil die Spuren relativ eng sind und touchieren dann Lkw oder die Betontrennwand", erzählt Andreas Eisgruber, Leiter der Dienststelle Fürth der Autobahndirektion Nordbayern.

In diesem Jahr ist die Zahl der Unfälle auf dem Autobahnabschnitt zwischen Roth und Schwabach-West durch die Baustelle tatsächlich deutlich in die Höhe geschnellt. 79 Karambolagen gab es von Mitte März bis Ende Juni, 2015 waren es im selben Zeitraum ohne Baustelle gerade mal 29. Allerdings kam es vor allem zu Blechschäden, lediglich ein Schwerverletzter war zu beklagen. Ohne Baustelle dagegen waren es ein Schwerletzter und zusätzlich noch acht Leichtverletzte.

Unfälle werden weniger

Ganz ähnlich sieht es bei der A6-Baustelle zwischen den Autobahnkreuzen Nürnberg-Süd und Nürnberg-Ost aus. Während es dort 2012 ohne Baustelle 53 Unfälle mit Personenschaden gab, waren es 2016 mit Baustelle 45. Während es 2012 einen Toten, 13 Schwerverletzte und 64 Leichtverletzte gab (2013 waren es gar 105 Leichtverletzte), gab es 2016 mit Baustelle keinen einzigen Toten, sechs Schwerverletzte und 77 Leichtverletzte.

"Eine Erhöhung der schweren Unfälle konnte nicht festgestellt werden, sondern rückläufige Zahlen", sagt Michael Petzold, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken.

Die schwersten Unfälle ereignen sich natürlich nicht in den Baustellen selbst, sondern in den Rückstaus davor. Doch auch hier zeigt die Statistik keine wesentliche Steigerung der Unfälle mit Personenschaden. Bereits vor der Baustellenphase sei der Abschnitt zwischen den beiden Autobahnkreuzen der unfallträchtigste in Mittelfranken gewesen, erklärt Polizeisprecher Petzold. Gerade der Ausbau soll ja jetzt Abhilfe schaffen.

Aufmerksamkeit schützt

Andreas Eisgruber von der Autobahndirektion appelliert an die Pendler, ihre volle Aufmerksamkeit der Straße zu widmen. "Bei der Baustelle steigt Rauch auf, Autos blinken, Kräne heben riesige Bauteile in die Höhe. Das ist natürlich eine tolle Show. Trotzdem sollte sich niemand davon ablenken lassen", betont Eisgruber und wird noch einmal richtig deutlich: "Die Leute müssen auf die Schilder schauen, nicht auf ihr Handy oder auf Unfälle, an denen sie vorbeifahren!"

Auch wenn ein Lkw dreimal auf Schildern darauf hingewiesen wird, dass er die Spur wechseln muss - der Fahrer reagiert oft trotzdem erst in letzter Sekunde. "Da können sie auch fünf Schilder hinstellen, solche Fahrer übersehen auch die fünf", meint Eisgruber. 

Im Großraum kann zwar auf großen Anzeigetafeln vor Staus gewarnt werden - doch auch dieses System hat seine Tücken. Denn nur auf Höhe der Anlage werden Verkehrsart, Dichte und Geschwindigkeit gemessen. Bei dem tödlichen Unfall am 13. Juni etwa hatte dies unangenehme Folgen. 

Anzeigetafeln wurde feinjustiert

Das Unglück ereignete sich nur 400 Meter vor einer Anzeigetafel. Die Folge: Es dauerte zehn Minuten bis der Stau sich zur nächsten Tafel ausgedehnt hatte. Bis dahin zeigte diese freie Fahrt an, statt vor dem Stau zu warnen. "Das sind eben alles nur Hilfsmittel, die nichts daran ändern, dass man trotzdem aufpassen muss", betont Eisgruber. 


So funktioniert die Rettungsgasse


Nach dem tödlichen Unfall vom 13. Juni wurden die Anzeigetafeln noch einmal feinjustiert. Jetzt zeigen sie bereits bei Tempo 40 statt zuvor bei Tempo 35 eine Stauwarnung an. "An den genauen Wert muss man sich herantasten. Die Warnung könnte auch zu früh kommen und dadurch erst recht Unfälle auslösen", meint Petra Strunz von der Verkehrs- und Betriebszentrale der Autobahndirektion.

Auch sie appelliert an die Aufmerksamkeit und Vernunft der Verkehrsteilnehmer: "Die Leute werden immer rücksichtsloser. Jeder will schneller vorankommen, und das auf Kosten der anderen. Dadurch kommt es zu vielen Unfällen."

Für das Verhalten im Rückstau hat Eisgruber noch einige Tipps parat: "Immer so hinstellen, dass man noch rangieren kann. Warnblinker an, in den Rückspiegel schauen. Falls ein Lkw zu schnell heranrauscht, Gas geben und ab auf den Standstreifen."

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