Raffinierter Witz und natürlicher Charme
17.04.2008, 00:00 Uhr
Eine zentrale Rolle beim Dorftratsch spielt nämlich Kathi, köstlich auf die Bühne von Helene Walter gebracht. Sie ist für ihr Leben gern total neugierig, will alles wissen und liebt es, dies auch noch weiterzugeben.
Alles, was bei ihrem verwitweten Bauern (souverän gespielt von Martin Kugler) passiert, was sie entdeckt, erzählt die selbstbewusste und recht vorlaute Kathi der Bürgermeistersfrau Rosl, die sowohl ihren Mann als auch das Dorf an ihrem Wissen teilhaben lässt.
Eines Tages findet Kathi einen halb angefangenen Brief, den der Bauer an eine Frau namens Fanny adressiert hat und zieht natürlich ihre eigenen Schlüsse. Rosl und Kathi erzählen, dass der Bauer ein Verhältnis habe, das schon zu Lebzeiten seiner Frau begonnen hätte.
Doch nicht nur darüber ärgert sich der Bauer Bertl, sondern vor allem darüber, dass sein Sohn Peter( Günter Müller mit jugendlichem Elan) beim Bürgermeister nicht gern gesehen ist, weil er nicht wohlhabend genug ist. Dennoch ist sein Sohn nur allzu gerne mit des Bürgermeisters vernünftiger Tochter Evi zusammen, der Marlene Hack raffinierten Witz und natürlichen Charme verleiht.
Als eines Tages der Bürgermeister, der auch noch der reichste Bauer im Dorf ist (sehr wandlungsfähig von cholerisch bis stotternd niederwürfig von Heinz Dechet dargestellt) dies merkt, verbietet er dem unvermögenden Peter rabiat mit der Mistgabel jeglichen Kontakt mit Evi.
Zusätzlich hat er für seine Tochter noch dem Sohn des reichen Haslinger versprochen. Doch wie das Schicksal so spielt, als der Bauer eine Anzeige das Interesse am Ankauf eines großen millionenschweren Anwesens veröffentlicht, das er heimlich für seine in Amerika lebende vermögende Schwester Fanny (Helga Falke kess und großstädtisch) kaufen soll, ändert sich das Blatt.
Von nun an unternimmt nämlich der Bürgermeister alles, damit seine Tochter doch den vermeintlich reichen Peter heiratet. Dafür muss er dank der Klugheit des Bauern Bertl, der die Sachlage nicht nur durchschaut hat, sondern auch noch für Peter und Evi entsprechend ausgenützt hat, eine Menge Lehrgeld bezahlen. Schließlich gelingt es dem Bauern auch seinen überaus neugierigen «Hausdrachen» an den Sohn vom Haslinger (Uwe Braun) «abzugeben». Aber ehe es zum berühmten Happy Ende kommt, hat das Publikum im Spachmüller-Saal eine ganze Menge zu lachen.
Hilde Groß hat sich bei diesem Theaterstück nicht nur erneut als brillante Schauspielerin erwiesen. Ihre Trunkenheitszene darf als ein wahrer Höhepunkt in unter den kurzweiligen Spielszenen angesehen werden. Dazu hat Hilde Groß das Stück von Fred Bosch trefflich ins Fränkische übersetzt und direkt nach Unterreichenbach verlagert. So haben die zahlreichen lokalen Bezüge für weitere Heiterkeit gesorgt. Nicht weniger glücklich ist die Besetzung der Rollen gelungen. Ganz natürlich, witzig und mit Übersicht bis zum dummfrechen, einfältigen Auftreten hat die Ausdrucksbandbreite gereicht, die von den Schauspielern voll ausgenutzt und auf der ansprechend gestalteten Bühne umgesetzt worden ist.
Dafür dass der Spielfluss während der vier Aufführungen nicht unterbrochen werden musste, sorgte zur Sicherheit noch Anna Peipp als Souffleuse. Uwe Braun war für den entsprechenden Ton und die Technik verantwortlich. Und um das unbeschwerte kurzweilige Vergnügen abzurunden, unterhielt Peter Gressler am Keyboard die zahlreichen Besucher während der Pause.