„Sinn für die Sache“
07.05.2012, 08:19 Uhr

Der Preis der Schwabacher Bürgerstiftung ist am Freitag Abend während einer Feier im Evangelischen Haus zum vierten Mal vergeben worden. Das von der Raiffeisenbank gestiftete Preisgeld in Höhe von 3000 Euro ging zu gleichen Teilen an drei Preisträger. Die Bürgerstiftung zeichnet damit herausragende Leistungen in Schwabach auf dem Gebiet der sozialen Teilhabe, des kulturellen Lebens und der Heimatpflege aus. „Herzblut, Lebensfreude und Sinn für die Sache“ das sei es, was die Leistungen der Preisträger auszeichne, sagte Stiftungsvorstandsmitglied Ralf Gabriel.
Der gelernte Textilkaufmann Hans Grießhammer betrieb in der Königstraße lange Jahre ein Fachgeschäft für Stoffe und Gardinen. Seine Eltern gründeten die Firma im Jahre 1935. Grießhammer übernahm sie 1972.
In seiner Freizeit setzte er sich immer unermüdlich und auf vielfältige Weise für seine Vaterstadt ein. Er ist einer der Gründer der Schwabanesen und der Werbegemeinschaft. In zahlreichen Schwabacher Vereinen engagiert er sich schon mehr als fünfzig Jahre als einfaches Mitglied. In einigen übernahm er an bedeutender Stelle Verantwortung. Er war Pressewart des Automobilclubs, zweiter Vorstand des Gewerbevereins und ist seit 2002 stellvertretender Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins.
„Er hilft vielen Menschen“
In seiner Wohnung sind allein zwei Zimmer mit Sammlerobjekten aus der Historie Schwabachs gefüllt. Beispielsweise besitzt er etwa 4500 exakt katalogisierte Postkarten und Fotos seiner Heimatstadt, in der er 1936 im Kreiskrankenhaus an der Penzendorfer Straße das Licht der Welt erblickte. „Er hilft vielen Menschen, kann zupacken und ist immer da, wenn man ihn braucht“, beschrieben Stadtheimatpflegerin Ursula Kaiser-Biburger und Kai Maier als Laudatoren den 76-jährigen. Gerlinde und Norbert Flecken übernahmen das Luna-Kino im Jahre 2002. Eröffnet im April 1913 von Karl Edelmann als eines der ersten Lichtspielhäuser Deutschlands hatte es damals fast 90 Jahre auf dem Buckel und schien in seinen letzten Zügen zu liegen. „Schon in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren Gebäude und Kino sehr heruntergekommen“, beschrieb Sabine Weigand, Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, den Zustand.
Abenteuer Kino
Flecken war als Enkel des Kino-Gründers Mitglied einer Erbengemeinschaft geworden. Er ergriff zu einer Zeit, da andere an den Ruhestand denken, eine riskante unternehmerische Initiative. Als 57-Jähriger übernahm er das Haus. Er setzte es sorgfältig und stets in Absprache mit dem Denkmalschutz in Stand und führte das Kino weiter, das er in der Folge nachhaltig modernisierte. Seit 2008 kommt der Film digital von der Festplatte. 2009 stattete es Norbert Flecken als eines der ersten 21 Kinos in Deutschland mit Drei-D-Technik aus. Heute ist das Luna-Kino in der Neutorstraße wieder ein gefragter Treffpunkt. Nicht nur für Cineasten. Sowohl im von Flecken eigens eingerichteten Bistro als auch im großen Hauptsaal finden Veranstaltungen und Aufführungen statt.
Beschäftigung für Kinder
Ein ganzes Dutzend von Seniorinnen und Senioren unter der Leitung des ehemaligen CSU-Stadtratsmitglieds Hans Potzler erhielt die dritte Auszeichnung der Bürgerstiftung. Der heute 80-jährige Potzler war es, der Kontakt mit der Familien- und Altenhilfe aufnahm, um ein Projekt umzusetzen, von dem der Kfz-Meister und Unternehmer per Zufall erfahren hatte: Die ehrenamtliche Beschäftigung von Kindern im Rahmen von Ganztagsschulangeboten.
Das war die Geburtsstunde der „Kinderwerkstatt“, die nun seit vier Jahren an der Christian-Maar-Schule im Einsatz ist. „Fahrräder reparieren, Nistkästen bauen, Schach spielen, Hausaufgabenbetreuung, Tischtennis und Bogenschießen“, wie Barbara Steinhauser von der städtischen Kontaktstelle für Bürgerengagement es beschrieb, stehen seither jeden Freitag im Anschluss an den Unterricht 90 Minuten lang auf dem Programm. Die Erfolge sind zum Teil überwältigend. Lisa, ein Mädchen aus China, das kein Wort der Sprache ihres neuen Heimatlandes verstand, hilft ihren Klassenkameraden heute bei den Deutschhausaufgaben.
„Verantwortung für die Heimat“
Für Martin Böhmer, den Vorstandschef der Bürgerstiftung, beweisen die Preisträger „dass viele in Schwabach viel Gutes tun, auf das die Bürgerschaft stolz sein kann“. Raiffeisendirektorin Lina Rühl stellte eine Übereinstimmung mit dem Genossenschaftsgedanken fest, der vor 160 Jahren in Deutschland begründet worden sei. Sie bescheinigte den Geehrten „Verantwortung für die Heimat und die Gesellschaft zu übernehmen“. Thomas Röbke, Geschäftsführer des „Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern“, beschrieb in seinem Festvortrag die große Bedeutung ehrenamtlichen Einsatzes bei der Gestaltung des sozialen Nahraums. „Die Politik muss sehr viel mehr Räume schaffen, damit sich bürgerschaftliches Engagement ausbreiten kann“, riet er den Vertretern des Stadtrats.
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