Tradition trifft auf Tragödie

27.02.2009, 00:00 Uhr
Tradition trifft auf Tragödie

© Aldenhoven

Dieses Jahr haben sich die Zwölftklässler für das griechische Drama «Antigone» von Sophokles aus dem Jahre 442 vor Christus entschieden. Es wurde unter der Regie des Berliner Schauspielers Michael Barz und dessen Assistenten Richard Krutsch in der Wendelsteiner Waldorfschule aufgeführt.

Vor den Erfolg aber haben die Götter bekanntlich den Schweiß gestellt. Das stellten auch die 14 Schüler in den vergangenen zwei Wochen fest. Der Aufwand aber hatte sich gelohnt, waren sich alle einig.

Zunächst wurde der Zuschauer in das Stück eingeführt, das unmittelbar nach dem Tode Ödipus‘ spielt. Sein Bruder Kreon übernimmt vorübergehend die Krone für Antigones minderjährige Brüder Eteokles und Polyneikes. Als beide Männer mündig werden, entbrennt ein Streit, wer König werden sollte. Sie einigen sich auf den Kompromiss, die Regentschaft jährlich zu wechseln. Das Los, wer beginnt, fällt auf Eteokles. Polyneikes geht daraufhin außer Landes. Ein Jahr später jedoch verweigert Eteokles seinem Bruder den Thron. Es kommt zum Krieg zwischen den beiden. Im großen Showdown töten sie sich gegenseitig. Kreon übernimmt wieder die Macht, nachdem kein direkter Thronfolger mehr am Leben war.

An diesem Punkt setzen nun die Schüler der Waldorfschule an, hier beginnt ihr Stück «Antigone» von Sophokles. Dabei entschied man sich für ein minimalistisches Bühnenbild (Kostüme: Ruth Veron).

Eteokles soll, auf Geheiß des neuen Königs Kreon (Ralph Gutknecht/Jan David Kleiß), feierlich bestattet werden. Polyneikes, der Aufrührer, hingegen soll unbestattet bleiben. Wer dieser königlichen Anordnung zuwiderhandelt, soll mit dem Tod bestraft werden. Dies widerspricht der Überzeugung der Griechen zur damaligen Zeit, denn die Verweigerung eines würdigen Totenbegräbnisses war schlimmer als der Tod selbst.

Doch Antigone (Sarah Landes, Adriane Mensch, Kerstin Gründel) stellt ihr Gewissen über das Gesetz und will ihren geliebten Bruder bestatten, um dessen Seelenheil zu retten. Schwester Ismene (Anna Bambach, Julia Beißer) hingegen schätzt das irdische Leben und rät ihr davon ab. Heimlich schleicht Antigone vor die Mauern der Stadt und bestattet den Leichnam des Polyneikes. Sie wird jedoch verhaftet und vor Kreon geschleppt.

Antigone gesteht stolz die Tat. Für sie ist das göttliche Recht wichtiger als das Gesetz des Staates. Ihr Onkel Kreon jedoch verurteilt Antigone zum Tode. Das griechische Volk, der Schulchor, verfolgt die Auseinandersetzung der beiden mit Unbehagen und kann sich nicht entscheiden, wer Recht hat.

Liebe kommt ins Spiel

Kreons Sohn Haimon (Tobias Popp) ist mit Antigone verlobt und will das Todesurteil gegen seine Liebste nicht akzeptieren. Er konfrontiert Kreon, den absoluten Herrscher, diplomatisch mit der Stimme des Volkes. Dieses missbilligt nämlich das Bestattungsverbot. Haimon argumentiert, dass ein Politiker in der Lage sein muss, einen falschen Beschluss im Sinne des Volkes zu revidieren, 442 vor Christus eine historische Erkenntnis.

Für Kreon allerdings ist sein Sohn nur blind vor Liebe. Haimon, der Politiker und Diplomat, scheitert am Starrsinn des Vaters, entscheidet sich für die Liebe und stirbt mit Antigone. Vor Trauer überwältigt ersticht sich auch Mutter Eurydike (Ornella Miodek). Nur Kreon selbst bleibt übrig und hadert mit seiner Schuld.

Es gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, sich an dieses schwere Stück zu wagen. Eine Herkulesaufgabe, die die Schulklasse aber bravourös löste.