Umweltschutz: Goldschläger- trifft Polo-Stadt
13.7.2020, 10:48 UhrWem "Coronel Suárez" auf Anhieb eher wenig sagt, der muss nicht zwingend an seinen geographischen Grundkenntnissen zweifeln. Allerdings verrät er damit eines: Sein Wissen über Polo ist ausbaufähig. Ein Schicksal, das wohl die meisten Deutschen teilen. Denn die Rede ist hier nicht von einem beliebten Kleinwagen, sondern von Hockey auf Pferden. Unter den Fans dieser Sportart allerdings genießt Coronel Suárez Weltruf.
Sie ist die Heimatstadt von Juan Carlos Harriott, der als bester Polospieler aller Zeiten gilt. Die Zucht von Polopferden ist berühmt. "Coronel Suárez galt lange als Welthauptstadt des Polo-Sports", erklärte Jürgen Ramspeck, der Pressesprecher der Stadt Schwabach, im Umweltausschuss des Stadtrats.
Denn Schwabach und Coronel Suárez werden Partner. "Das wird keine neue Städtepartnerschaft", erklärt Oberbürgermeister Peter Reiß. Sondern eine "Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaft". Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich ein internationales Programm, in dem Städte für zunächst zwei Jahre Kontakt aufnehmen, Gedanken und Erfahrungen austauschen und vielleicht sogar ein gemeinsames Projekt entwickeln. Festgelegt ist noch nichts, es gibt großen Spielraum für kreative Ideen.
Den großen Rahmen bildet die "Agenda 2030" für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Sie soll nicht nur auf Regierungskonferenzen, sondern auch auf kommunaler Ebene mit Leben erfüllt werden. Der Umweltausschuss hat dem einstimmig zugestimmt. Ein erster Kontakt hat bereits 2018 stattgefunden, als der damalige Bürgermeister Roberto Palacio zusammen mit dem argentinischen Botschafter Schwabach besucht hatte. Schon damals ging es auch um fachlichen Austausch, weshalb eine Besichtigung der Kläranlage und des Recyclinghofs auf dem Programm standen.
Im Rahmen einer privaten Reise war Jürgen Ramspeck, der fließend Spanisch spricht, im vergangenen Jahr zu einem Gegenbesuch in Coronel Suárez. "Auch der neue Bürgermeister hat seriöses Interesse an einer Zusammenarbeit", berichtete Ramspeck. Nächster Schritt ist eine Video-Konferenz im Oktober.
Bei dieser Partnerschaft geht es aus ausdrücklich nicht darum, mit Geldern der Stadt Schwabach Projekte in Coronel Suárez zu fördern. Vielmehr soll es ein Kontakt auf Augenhöhe sein, der Impulse in beide Richtungen geben kann. Beispielsweise habe Coronel Suárez ein beispielhaftes Konzept für Umweltbildung an Schulen umgesetzt.
"Das klingt sehr reizvoll", findet Detlef Paul (CSU). Er würde sich wünschen, wenn über die Verwaltung hinaus auch Kontakt zwischen Vereinen und Bürgern entstünde. Martin Sauer (SPD) und Roland Oeser (Grüne) äußerten sich ähnlich.
Ein kritischer Hinweis kam von Karin Holluba-Rau (Grüne). Auch sie ist für die Partnerschaft. "Ich bitte aber um einen ganz kritischen Blick." Denn Argentinien mit seinen "Großagrarstrukturen" und dem Soja-Anbau mit Gentechnik sei in Sachen Umweltschutz eher ein Problem als ein Vorbild. "Aber genau das ist ja der Grund, weshalb man so einen Austausch macht", entgegnete Stadtbaurat Ricus Kerckhoff, "damit man ins Gespräch kommt".
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