Vendée Globe: Partnerstadt im Ausnahmezustand

SCHWABACH / LES SABLES D‘OLONNE - In Schwabachs französischer Partnerstadt Les Sables d‘Olonne bedeutet der Start der weltberühmten Segelrallye rund um die Welt, der Vendée Globe, Ausnahmezustand. Dies erfuhr die Delegation aus Schwabach, die den Beginn der Mammuttour für Einhandsegler vor Ort miterlebte.

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Die aus der Goldschlägerstadt Angereisten konnten sich sofort nach der Ankunft ein Bild von der besonderen Stimmung, die der Vendée Globe in Les Sables alle vier Jahre auslöst, machen. Nach 15 Stunden im Bus und dem Einchecken im Hotel oder bei den Gastfamilien tat der Spaziergang durch das Hafengelände und die Docks, an denen die Segler in ihren schwimmenden Boliden zu bewundern waren, richtig gut.

Les Sables d‘Olonne, wo in der Nebensaison rund 15 000 Einwohner ein beschauliches Leben führen, explodiert zu diesem Mega-Event regelrecht und empfängt in den Wochen vor dem Start über eine Million Besucher. Auch in den Abendstunden drängen sich die Menschen dicht an dicht durch Gassen, die Ausstellungshallen und die Pontons, um sich mit Souvenirs, Informationsbroschüren und Sponsorenprodukten einzudecken und mit den Skippern zu fachsimpeln.

Am Abend trafen sich die gut 30 Schwabacher alle wieder im Rathaus zum offiziellen Empfang. Brigitte Tesson, zweite Bürgermeisterin der Partnerstadt, hieß gemeinsam mit weiteren Vertretern der Bürgerschaft alle Gäste herzlich willkommen. Ein Büffet mit schmackhaften Leckereien und viele Gespräche mit alten und neuen Bekannten sorgten für einen festlichen Ausklang des Reisetages.

Den folgenden Tag nutzten die Schwabacher, um Interessen und Vorlieben nachzugehen. Die Gastgeberfamilien hatten sich zum Teil ein sehenswertes Programm einfallen lassen. Die mitgereisten Schüler aus Schwabach durften den Unterricht in zwei verschiedenen Schulen vor Ort besuchen und mitgestalten und Vorbereitungen für den Schüleraustausch des AKG treffen. Dessen Direktor Harald Pinzner führte mit seinem Kollegen dazu fundierte Gespräche auf Schulleiterebene, um die knapp 40-jährige Tradition mit Leben zu füllen.

Größter Yachthafen

Während in Les Sables üblicherweise etwa 1200 Sportboote vor Anker liegen, kann La Rochelle die vierfache Zahl aufbieten. Dies und weitere Details erfuhren die Schwabacher beim Ausflug in die rund 90 Kilometer südlich gelegene Stadt. La Rochelle ist der größte Yachthafen an der französischen Atlantikküste und kann mit Museen und hübschen Geschäften in der historischen Innenstadt aufwarten.

Am Abend traf man sich erneut zum Diner, und Oberbürgermeister Matthias Thürauf, der zusammen mit Rechtsrat Knut Engelbrecht und Detlef und Erika Paul angereist war, überbrachte den Schwabachern und dem Sablaiser Partnerschaftskomitee mit deren Vorsitzenden Joëlle Dumont herzliche Grüße aus der Heimat.

Bei einer Stadtführung anderntags wurden die historischen Ursprünge von Les Sables vermittelt. Die Stadt hat sich als wertmäßig viertgrößter Fischhafen Frankreichs etabliert. Bei einem Arbeitstreffen mit Unternehmensvertretern und der Stadtspitze wurde vereinbart, neue Pfade für die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Städte einzuschlagen. Besuche auf Unternehmensebene, Praktikaplätze oder auch Kooperationen in der Ausbildung auf Schul-, Hochschul- und Betriebsebene stehen dabei im Mittelpunkt der künftigen Bemühungen.

Bei der Eröffnung des Institut Superieure de Tourisme, das Les Sables den Status eines Universitätsstandorts verleiht, kam es dann auch zu einem Treffen mit dem französischen Außenminister Jean-Marc Ayrault (wir berichteten).

Mit Gesang von vielen Stimmen verabschiedeten die Sablaiser die Schwabacher Freunde schließlich in den Vendée-Globe-Sonntag. Ein zu Ehren der Gäste initiiertes Chorkonzert der besonderen Art, beim dem sich eine kleine Gesangsgruppe des Partnerschaftskomitees und der große Chor der Stadt die „Gesangsbälle“ gegenseitig auf deutsch und französisch zuspielten, brachte das Publikum zum Applaudieren und Mitsingen.

In Partystimmung

Dass sich wirklich 300 000 Zuschauer auf den Weg zum Hafen machen, konnten manche Schwabacher schon ab fünf Uhr früh selbst beobachten. Denn um die besten Plätze am Hafenkai einzunehmen, heißt es früh aufzustehen. Immer mehr Besucher verwandelten schließlich den Hafen in ein Menschenmeer, feierten munter Party und jubelten den 29 Skippern zu.

Hunderte von Booten aller Art waren nun vor der Küste zu bewundern, ehe um 13.02 Uhr der Startschuss für die Regatta fiel. Immer noch Zigtausende an Besuchern verfolgten das Spektakel auf Großbildleinwänden und an den TV-Geräten in den Bars und Restaurants der Stadt.

Das Wetter spielte den Zuschauermassen in die Karten. Wieder schien die Sonne vom blauen Himmel, und auch die Schwabacher nutzten die Stunden zum Flanieren und Genießen. Am Abend stand zum Abschluss der Reise eine Einladung zum delikaten Menü mit Musikuntermalung auf dem Plan.

Ein Wiedersehen mit den Freunden aus Les Sables soll im Rahmen des 900-jährigen Jubiläums Schwabachs im Jahr 2017 stattfinden.