Waldfriedhof im Wandel: Immer mehr Urnengräber

04.01.2011, 07:59 Uhr

Die Friedhofskultur ist im Wandel. Bundesweit, auch in Schwabach. Die Urnenbestattungen haben im städtischen Waldfriedhof mittlerweile einen Anteil von 40 Prozent. Zudem wünschen immer mehr Menschen natürliche und pflegeleichte Grabformen.

Neben dem Waldfriedhof gibt es in Wolkersdorf den zweiten städtischen Friedhof. Die Friedhöfe in Unterreichenbach und Dietersdorf sind kirchlich. Verantwortlich für die städtischen Friedhöfe ist Thomas Sturm, der Leiter des Baubetriebsamtes. Zusammen mit Angela Thümler, der städtischen Sachbearbeiterin für das Bestattungswesen, versucht er, den geänderten Bedürfnissen durch neue Angebote gerecht zu werden.

So sind seit 2001 neun Urnentürme entstanden. In den vergangen beiden Jahren kamen so genannte Gemeinschaftsgrabstätten hinzu: 2009 der „Fluss der Zeit“ und im Oktober 2010 die „Baumbestattung“ und die „Sonnenspirale“.

Pflegeleichte Alternativen

„Gemeinschaftsgrabfelder sind pflegefrei“, erklärt Thomas Sturm. Sie eignen sich für alle, die etwa aus Altersgründen oder aufgrund räumlicher Entfernung keine Grabpflege leisten können oder wollen.

Die Urnentürme mit den je 48 Kammern sind fast vollständig belegt. Im kommenden Jahr werden sogar wieder Plätze im ersten Turm frei. Trotz der deutlichen Zunahme an Urnenbestattungen wird es keine weiteren Urnentürme geben.

Eine der Alternativen ist der „Fluss der Zeit“. In der großen Rasenfläche in der Mitte des Friedhofs gibt es 500 Plätze für Urnen. Am Wegrand können Namenstafeln angebracht werden. Ein Bachlauf symbolisiert den Lebensfluss. Eine Sitzgelegenheit bietet der Pavillon.

„Der Friedhof soll ja auch ein Treffpunkt sein. Viele Menschen besuchen fast täglich die Gräber“, sagt Angelika Thümler. Parkähnlich angelegt ist der naturnahe Waldbestattungsplatz. Hier werden 140 Urnenplätze in einem Raster um die Bäume angeordnet. Namenstafeln sind an Granitblöcken möglich.

Neue „Sonnenspirale“

Speziell für Erdbestattungen, also mit Särgen, ist die „Sonnenspirale“ gedacht. An den 20 Granitsteinen stehen 20 Erdgräber zur Verfügung. Die Steine können individuell bearbeitet werden. Gepflegt werden sie von der Firma Eckert.

Der veränderten Bestattungskultur muss die Stadt auch in ihrer neuen Friedhofssatzung Rechnung tragen.

Neu ist zunächst, dass künftig in der Regel nur noch so genannte „biologisch abbaubare Urnen“ verwendet werden dürfen. Metallurnen sind nur noch in den Türmen erlaubt. „Die abbaubaren Urnen fühlen sich an wie Plastik. Das ist sauberes Material und bestimmt nichts Unästethisches“, versichert Thomas Sturm.

Urnen werden teurer

Auch finanziell gibt es Veränderungen: Die neuen pflegefreien Gemeinschaftsgräber kosten eine jährliche Gebühr von 100 Euro. In der Sonnenspirale kommt eine Gebühr für die betreuende Firma hinzu.

Künftig werden zudem die Grabgebühren nicht mehr nach der Größe der Gräber berechnet. Das bedeutet: Urnen- und Erdgräber kosten das gleiche — je 46 Euro für ein Erwachsenengrab. Bisher wurde für Urnengräber 30 Euro verlangt. Da ihre Zahl aber so angestiegen ist, muss die Stadt deren Gebühren denen der Erdgräber anpassen. Nur so lässt sich die Infrastruktur des Friedhofs finanzieren.

Erhöhung für Wolkersdorf

Neben der jährlichen Grabgebühr sieht die Satzung noch die Bestattungsgebühr vor. Und die wird in Wolkersdorf künftig genauso hoch sein wie im Waldfriedhof: 550 Euro für ein Erwachsenengrab. Das bedeutet für Wolkersdorf einen Anstieg um über 100 Euro.

Der Stadtrat hat dieser Satzungsänderung mit großer Mehrheit zugestimmt. Die einzige Gegenstimme kam von Oliver Memmler (CSU) aus Wolkersdorf.

Allerdings hat es in Wolkersdorf seit 1997 keine Erhöhung mehr gegeben. „Und im Wolkersdorfer Friedhof haben wir in den vergangenen Jahren viel investiert. Wir haben zum Beispiel die Aussegnungshalle vergrößert. Auch die WC-Anlage ist nun täglich geöffnet und nicht nur bei Beerdigungen. Der tägliche Schließ- und Putzdienst aber kostet der Stadt Geld“, erklärt Thomas Sturm. „Zudem ist wegen der Wegezeiten die Friedhofspflege in Wolkersdorf zeitaufwändiger als im Waldfriedhof.“ Deshalb sind etwa in Erlangen und Fürth die Ortsteilfriedhöfe sogar um 30 Prozent teurer. So weit geht Schwabach nicht. Thomas Sturm und Angelika Thümler hoffen deshalb auf Verständnis für die neuen Regelungen.

Problem mit Bäumen

Um Verständnis werben muss vor allem Angelika Thümler bei schwierigen Einzelfällen. Sie ist erste Ansprechpartnerin: „Probleme tauchen meist dann auf, wenn im Waldfriedhof Bäume zu nah ans Grab gewachsen sind.“

Das kann beispielsweise dazu führen, dass in Doppelgräbern die Verstorbenen nicht neben-, sondern untereinander begraben werden. Andernfalls müsste man die Wurzeln kappen. Dann aber könnte der Baum umstürzen.

Und den Baum fällen? Das ist nicht so einfach. „Der Waldfriedhof gilt als Landschaftsbestandteil. Die Bäume sind daher noch mehr als etwa in der Baumschutzverordnung geschützt“, erklärt Thomas Sturm.

„Wir gehen deshalb auf die Bürger zu, kommen ihnen so weit möglich entgegen und bemühen uns um einen guten Kompromiss“, ergänzt Angelika Thümler. „Und im Gespräch finden wir fast immer akzeptable Lösungen.“