«Wir sind wieder da!»

03.11.2009, 00:00 Uhr
«Wir sind wieder da!»

© Waldmüller

Pünktlich stand die Regisseurin Monika Vogelgesang mit ihrer Glocke auf der Bühne und begrüßte das Publikum: «Hallo, liebe Theaterfreunde, wir sind wieder da!» Nach einer künstlerischen Pause gingen alle Laiendarsteller der Original Zwieselbacher wieder mit vollem Engagement an die Proben, so dass Souffleuse Elfriede Bauch fast arbeitslos war. Schließlich machen sie Theater seit 1995 – so steht es zumindest auf dem Programmheft.

Lebensnah mit besondere Note

Bekannt sind die Original Zwieselbacher für die lebensnahe Darstellung ihrer Theaterstücke. Bei der Auswahl der Dreiakter haben sie bisher immer ein goldenes Händchen gehabt, genau die Charakterrollen zu finden, die perfekt auf die jeweiligen Laienspieler geschrieben sind. Um der ganzen Geschichte noch eine würzige Note Wahrheit zu verpassen, werden die Orte, die Personen sowie die Handlung mit dem Ort Wolkersdorf verknüpft. Dabei scheuen sich die Laiendarsteller nicht, ihre Persönlichkeit, ihre Stärken und Schwächen offen anzusprechen und ins Geschehen mit einzubauen.

Und genau das ist es, was das Publikum an den Vorstellungen der Zwieselbacher so reizt.

Fränkische Mundart stand bei «Die Silberhochzeit oder Lieber einen Mann als gar keinen Ärger» von Regina Rösch im argen Konflikt mit modernem Englisch. Dabei trat die kleine, heile Wolkersdorfer Welt gegen das große, fremde Amerika an. Dass dabei so manche Fremdwörter auf einmal eine ganz neue Bedeutung bekamen, machte die Verwirrung erst so richtig komplett.

Es ist der 24. Juni, ein warmer Sommertag, doch im Wohnzimmer von Emil Fetzer (Fritz Vogelgesang) und seiner Frau Betty (Tatjana Karnitzschky-Nemeth) steht noch immer der Weihnachtsbaum, an dem sich mit letzter Kraft einige Nadeln festhalten. Die Wohnung versinkt im Chaos, denn die Umgebung des Christbaums wurde von Emil zum Sperrbezirk erklärt. Schließlich stehen 30 Liter Bier auf dem Spiel, die Emil erhält, wenn «es der Baum länger aushält» als der seines Freundes Oswald (Reinhard Bauch).

Doch mitten in den Streitereien um den Baum und das seit 25 Jahren nicht mehr tapezierte Wohnzimmer, keimt bei Emil und seiner Frau Betty der Verdacht, man könne in einer Woche Silberhochzeit haben. Doch in welchem Jahr war denn nun «Kriegsbeginn»? Die «Sterbeurkunde» ist nicht zu finden, das «Fangeisen» geht nicht vom Finger, und auch Oswald, der den Fehler seines Lebens im selben Jahr wie Emil begangen hat, kann sich lediglich erinnern, dass es im besagten Jahr auf dem Feuerwehrfest Schaschlik gab. Der Verdacht wird zur Gewissheit, und die Silberhochzeit steht unabwendbar vor der Tür.

Betty und Oswalds Frau Helga (Pia Schrödel) wollen groß feiern und erwarten Geschenke für ihr eheliches Durchhaltevermögen. Die Enttäuschung mit Blick auf die eingetretene Realität ist sehr groß, bei Helga und Betty fließen die Tränen, und Emil gerät in Panik, als Betty die Anreise der Erbtante Edith (Sigrid Beil) zur Silberhochzeit verkündet. Betty hat aber in ihren Briefen an die Tante ihr Familienleben so dargestellt, wie sie es sich immer erträumt hat. Sohn Stefan (Marcel Clauß) sei Zahnarzt, und die Familie verkehre in den höchsten Wolkersdorfer Kreisen.

Der Tag der Silberhochzeit ist da, und unter Mithilfe des Nachbarn Max (Manfred Handlos) und der schnell hinzugezogenen Verlobten Susanne Pfeiffer (Tanja Fink) wird der Erbtante ein wahres Theaterstück inszeniert.

Spontaner Szenenapplaus und euphorische Aufschreie aus dem Publikum zeugten von der lebensnahen und lebendigen Darstellung. Von den Akteuren wurden diese wiederum sofort ins Handlungsgeschehen eingebaut.

«Wir machen Theater seit 1995», manche «theatern» aber auch schon viel länger. So wurden für 25 Jahre aktives Laientheater in Wolkersdorf Helga König, Pia Schrödel und Fritz Vogelgesang am Ende der Premiere mit dem Wolkersdorfer «Theater-Oscar» geehrt.

Weitere Aufführungen sind am Samstag, 7. November, und Sonntag, 8. November, jeweils um 19.30 Uhr, im Pfarrsaal der katholischen Kirche Wolkersdorf. Der Kartenvorverkauf findet bei Schreibwaren-Meyerhofer, Wolkersdorfer Hauptstraße, oder telefonisch bei Monika Vogelgesang, unter der Rufnummer (09 11) 6 32 05 60, statt.