Streit um Schöllgens Buch: Uni statt Kindergarten
6.12.2018, 05:05 UhrUniversitätsprofessoren müssten es besser wissen. Sie sollten mehr Niveau haben und mehr Anstand. Sich von Vernunft statt Emotionen leiten lassen. Doch der aktuelle Streit um das Buch Gregor Schöllgens erinnert eher an eine Auseinandersetzung im Kindergarten als an eine Hochschule. "Dich mag ich nicht, du warst blöd zu mir", sagt der eine. "Selber blöd", der andere.
Schöllgen beleidigt in seinem Werk ehemalige Kollegen und seine gesamte Fakultät. Er schreibt, sie seien faul, unterqualifiziert und scheuten Konkurrenz. Kein Wunder, dass die Getroffenen das nicht auf sich sitzen lassen. Sie werfen ihm nun in einem offenen Brief Populismus, sachliche Fehler und fehlende Daten und Quellen vor. Außerdem ist ein fiktives Interview im Umlauf, in dem sich die Verfasser über Schöllgens unwissenschaftliche Arbeitsweise lustig machen.
Schriftliche Rundumabrechnung
Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Streit zwischen dem Geschichtswissenschaftler, Kollegen und den Gremien der Fakultät, unter anderem wegen seines 2006 gegründeten Zentrums für Angewandte Geschichte. Nun legt Schöllgen, seit einem Jahr im Ruhestand, eine schriftliche Rundumabrechnung vor.
Dass er dafür wissentlich ein Buch wählt, dass die Universität zu ihrem Jubiläum präsentiert und an Partner und Förderer in aller Welt verschickt, ist unprofessionell. Es lässt seine Universität, aber auch ihn selbst schlecht dastehen. Es zeugt von Souveränität und Leserfreundlichkeit, dass die Uni zu ihrem Geburtstag keine 500-seitige Lobesschrift in Auftrag gegeben hat, die oft ungelesen im Regal gelandet wäre. Schöllgen hat das Buch von sich aus angeboten. Die Universitätsleitung gewährte ihm einen Vertrauensvorschuss, indem sie 4000 Exemplare bestellte und verschickte, ohne es gelesen zu haben. Das war im Nachhinein betrachtet recht unbedarft. Und Schöllgen hat dieses Vertrauen missbraucht.
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