NN/NZ-Klinikcheck
Tabuthema Prostata: Wer Männern hilft
14.8.2021, 06:00 UhrErste Wahl bei der Behandlung der "Benignen Prostatahyperplasie" (BPH) in der Region ist das Klinikum Fürth. Prof. Dr. Andreas Blana, Chefarzt der Urologie und Kinderurologie, führt mit seinem Team das Ranking im NN/NZ-Klinikcheck an. Nummer zwei in der Spitzengruppe ist die Klinik Neustadt an der Aisch.
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Wofür ist die Prostata da?
Die Prostata gehört zu den Fortpflanzungsorganen des Mannes. Unterhalb der Blase umschließt sie ringförmig den oberen Teil der Harnröhre; ihre Rückseite grenzt an den Enddarm. Die Hauptfunktion des Organs liegt darin, mit Hoden und Samenbläschen die Samenflüssigkeit zu bilden. Bei einem 20-Jährigen wiegt die walnussförmige Vorsteherdrüse etwa 20 Gramm; das kann sich mit dem Älterwerden bis auf das Zehnfache steigern.
Welche Probleme verursacht eine gutartige Prostatavergrößerung?
Warum sich die Prostata vergrößert, ist nicht vollständig geklärt. Sicher ist, dass Veränderungen im Testosteronhaushalt sowie genetische Faktoren dazu beitragen. Indem das Organ wächst, beginnt es den oberen Teil der Harnröhre zunehmend einzuengen. Dies bemerken Betroffene meist dann, wenn sie immer häufiger zur Toilette müssen, das Wasserlassen dann aber nicht sofort funktioniert, der Harnstrahl schwächer wird, oder die Blasenleerung länger dauert als gewohnt.
Die Probleme treten auch häufig nachts auf. Da sich die Harnblase nicht mehr vollständig entleeren kann, kommt es zum "Nachtröpfeln". Ist die Erkrankung sehr weit fortgeschritten, wird das Wasserlassen unmöglich. "Mit dem Alter bekommen fast alle Männer diese Beschwerden, der eine mehr, der andere weniger", erklärt Blana.
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Warum gehen Betroffene zu spät oder gar nicht zum Arzt?
"Viele Männer wissen kaum über ihren Körper Bescheid – erst recht nicht über ihre Prostata", schildert Blana seine Erfahrungen. "Manche schämen sich auch – zu Unrecht! Probleme werden daher erstmal eine Weile ignoriert." Dabei lässt sich die gutartige Prostatavergrößerung behandeln – je früher, desto besser.
Wie wird die Prostata untersucht?
Der Gedanke an die Tastuntersuchung durch den Enddarm (digitale rektale Untersuchung) sorgt bei vielen Patienten für Unbehagen. Blana beruhigt jedoch: "Sie werden sehen, dass es wirklich harmlos ist." Zur weiteren Diagnostik gehören ein Urintest, eine Harnstrahlmessung sowie eine Ultraschalluntersuchung von Blase und Prostata. Die BPH hat übrigens nichts mit Prostatakrebs zu tun. Um Sicherheit zu haben, rät Blana dennoch, mittels eines PSA-Tests den Wert des Prostata-spezifischen Antigens im Blut zu bestimmen.
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Helfen pflanzliche Medikamente?
Ja – unter bestimmten Voraussetzungen. "Im Anfangsstadium können pflanzliche Medikamente eine gute Wirkung haben", sagt Blana. Ist die Prostata schon stark vergrößert, gibt es Arzneimittel wie Alpha-1-Blocker, die den Blasenhals entspannen, oder 5-Alpha-Reduktasehemmer wie das auch gegen Haarausfall eingesetzte Finasterid. Letztere regulieren den Testosteronhaushalt und sorgen so dafür, dass die Prostata wieder schrumpft. Allerdings gehören Erektions- oder Ejakulationsstörungen zu den potenziellen Nebenwirkungen.
Mit welcher Methode wird eine gutartige Prostatavergrößerung operiert?
Etwa 400 solcher OPs realisiert Blanas Team pro Jahr im Schnitt. Es gibt eine Vielzahl an Verfahren. "Wo es möglich ist, operieren wir minimalinvasiv und blutungsarm", betont Blana. Weltweit Standard ist nach wie vor die "Transurethrale Resektion der Prostata" (TUR-P). In Fürth wird in 80 Prozent der Fälle so operiert. Über die Harnröhre wird ein endoskopisches Gerät mit einer Schlinge eingeführt, die störendes Gewebe in Schichten abträgt.
Dies geschieht meist durch bipolaren Stromfluss, da im Gegensatz zur früher üblichen monopolaren Variante hier eine für den Körper völlig unbedenkliche Kochsalzlösung zur Spülung des operierten Bereichs eingesetzt werden kann. Der Eingriff kann unter Spinalanästhesie stattfinden, so dass der Patient auf Wunsch bei der OP zusehen kann.
Zudem gibt es verschiedene Laser-Techniken. Auf dem Vormarsch ist die so genannte Laser-Enukleation. Hier gibt es das ThuLEP- sowie das HoLEP-Verfahren. Die Abkürzungen stehen für Thulium- bzw. Holmiumlaser-Enukleation der Prostata. Mit diesen Methoden kann man mehr Gewebe auf einmal abtragen – es wird ausgeschält, in die Blase abgestoßen und dort zerkleinert –, weshalb sie eher bei stark vergrößerten Vorsteherdrüsen ab 60 Gramm Gewicht eingesetzt werden.
"Patienten mit kleineren Prostatae wollen oft eine Laserbehandlung, weil das super klingt – es ist in diesen Fällen aber kein Vorteil. Man kann deshalb auch nicht das Krankenhaus früher verlassen", erklärt Blana. Nach der TUR-P bzw. ThuLEP muss zwei bis drei Tage bis zur Entlassung ein Katheter getragen werden.
Informationen zur Methodik finden Sie hier.
Möglich ist in der Fürther Radiologie auch die Embolisation: Über die Arterie in der Leiste werden die Blutgefäße zur Prostata verödet. "Das Verfahren kann eine Alternative für diejenigen sein, die keine Narkose vertragen oder Blutverdünner nehmen. Es ist aber weniger effektiv und nachhaltig als die Gewebeabtragung. Zudem ist das Verfahren noch nicht in den Leitlinien verankert", so Blana. Nicht angewendet wird in Fürth die Aquablation mittels Hochdruck-Wasserstrahl, da sie noch keine Langzeitdaten aufweisen kann, sowie der Greenlight-Laser.
Welche Gefahren birgt die OP?
Das Risiko einer bleibenden Erektionsstörung ist gering, da die entsprechenden Nerven sowie der Schließmuskel nicht tangiert werden. "Die Inkontinenzrate liegt im Promille-Bereich", beruhigt Blana. Jedoch kann die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigt sein, da die Ejakulation nun häufig nach innen zur Blase erfolgt. Auf das Orgasmus-Empfinden hat dies keinen Einfluss.
Warum ist das Klinikum Fürth so gut?
Zu den Qualitätsindikatoren die unserem Klinikcheck zugrunde liegen, gehören unter anderem eine möglichst niedrige Rate an Bluttransfusionen, längerfristigen Komplikationen oder Nach-OPs. "In mehr als 80 Prozent der Fälle bringt die OP große Erleichterung", versichert Blana, der bereits 2020 in dieser Kategorie gewonnen hat. Viele Patienten empfehlen seine Abteilung weiter, weil sie sich bei einem kompetenten Team gut aufgehoben fühlen, in das auch die Pflege mit einbezogen ist.
Lesen Sie nächsten Samstag, wer Ihnen bei Gallensteinen hilft.
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