Volksbad: Macht der Stadtrat heute 30 Millionen locker?

Elke Graßer-Reitzner

Lokalredaktion Nürnberg und Rechercheteam

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21.10.2020, 06:00 Uhr
Die herausragende Architektur soll erhalten bleiben, Wellness und Sport zieht künftig in die Hallen ein.

© Montage: Nordbayern.de Die herausragende Architektur soll erhalten bleiben, Wellness und Sport zieht künftig in die Hallen ein.

Die Volksvertreter haben diesmal einige Themen zu beraten, die das gesellschaftliche Leben in der Stadt prägen werden. Nach 26 Jahren, in denen das Volksbad auf dem Trockenen sitzt, soll dort langsam wieder Wasser sprudeln. Wenn das Gremium den 55 Millionen teuren Umbauplänen zustimmt, dann erhalten die westlichen Stadtteile endlich die ersehnten Schwimmbecken zurück, Schul- und Vereinsschwimmen wären möglich und Platz für einen Wellness- und Gesundheitsbereich würde obendrein geschaffen.

Ministerpräsident Markus Söder hat zugesagt, dass der Freistaat 18 Millionen Euro zuschießt, vom Bund könnten 7,5 Millionen fließen. Die Stadt muss 30 Millionen Euro selbst tragen, eine stolze Summe angesichts der finanziellen Notlage der Kommune. Ringen sich die Stadträte zur Freigabe durch, könnte das Volksbad - bei seiner Eröffnung im Jahr 1914 das größte Hallenbad Deutschlands - nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wieder Sportfreunde begrüßen.

Umstrittene Heizpilze

Auf Geld verzichten wird die Stadt indes, wenn sie der gebeutelten Gastronomie unter die Arme greift und auch in den Wintermonaten Bewirtung in den Außenbereichen der Lokale, Bars und Kneipen erlaubt, ohne dafür Gebühren zu kassieren. Schon während der Sommermonate durften die Betreiber vor ihren Türen Stühle und Tische großzügig aufstellen, ihnen waren mehr Freischankflächen als bisher genehmigt worden, ohne dass sie dafür zahlen mussten. So sollten die Umsatzeinbrüche durch die Corona-Auflagen abgefedert werden.

Damit die Gäste in der kalten Jahreszeit nicht zu sehr frieren, sollen draußen die umstrittenen, klimaschädigenden Heizpilze wieder erlaubt werden, die der Stadtrat 2008 verboten hatte. Jedoch sollen sie mit Ökostrom betrieben werden, Gastantrieb ist nach wie vor tabu.

AfD bekam vor Gericht Recht

Alkohol spielt auch am Hauptbahnhof und in der Königstorpassage eine wichtige Rolle: Das absolute Verbot hat sich nach Ansicht von Ordnungsamt und Polizei bewährt: Die Zahl der Körperverletzungen ist signifikant gesunken. Jetzt soll die Verordnung, wonach der Konsum alkoholischer Getränke rund um die Uhr verboten ist, für vier weitere Jahre gelten.


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Für hitzige Debatten dürfte auch das Thema "Besetzung der Stadtratsausschüsse" sorgen. Die vier Stadträte der AfD hatten dagegen geklagt, dass sie in keinem Fachausschuss vertreten sind - und Recht bekommen. Die Fraktionen von CSU und SPD, die kooperieren, hatten unter allen Umständen verhindern wollen, dass die rechtsextreme Partei zum Zuge kommt und die Zahl der Ausschusssitze erhöht.

So wurden zwar die kleineren Parteien an den Fachausschüssen beteiligt, nicht aber die AfD. Vertreter von ÖDP, Piraten und Die Guten kritisierten im Vorfeld der Stadtratssitzung das Vorgehen der Mehrheitsfraktionen, weil sie den Vergleichsvorschlag des Gerichts abgelehnt hatten und nun eine "antidemokratische Partei von der gerichtlichen Entscheidung profitiert".

Kilometerlange ICE-Hallen

Das geplante IC-Werk in Nürnbergs Süden erhitzt die Gemüter. Die Bahn überlegt, entlang der Regensburger Straße die Hallen für die Wartung der ICE-Züge zu errichten, die sich über 5,5 Kilometer hinziehen. Erheblicher Baumbestand im Staatsforst müsste weichen. Die Anwohner von Fischbach und Altenfurt fürchten Lärmbelästigung und werfen der Stadt vor, das 400-Millionen-Projekt, dem 450 Arbeitsplätze folgen sollen, nicht zu hinterfragen.

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