20 Jahre Selbsthilfe Krebs

17.05.2011, 07:52 Uhr
20 Jahre Selbsthilfe Krebs

© Renner

Zur Feierstunde im Gasthof Goldener Adler, wo auch die regelmäßigen Treffen der Vereinigung stattfinden, hatten sich neben einer Vielzahl von Gruppenmitgliedern auch etliche Ehrengäste eingefunden, die allesamt un­terstrichen, wie wertvoll die Arbeit der Gruppe ist. Landtagsabgeordnete Christa Naaß, die auch die Ansprechpartnerin von „Miteinander – Fürei­nander“, der Dachorganisation der Selbsthilfegruppen im Landkreis, ist, erinnerte daran, dass die Vereinigung entstand, als Walter Satzinger selbst Krebspatient wurde. „Ihr seid der Meinung gewesen, dass ein Ansprechpartner nötig ist“, sagte die Sozialdemokratin zu ihm und seiner Frau.

Daraus sei die Selbsthilfe Krebs entstanden. Ein solches niederschwelliges Angebot sei wichtig, ergänzte die Abgeordnete. Krebs stehe schließlich in den Industrienationen nach wie vor gleich nach Herz-Kreislauf-Problemen an vorderster Stelle bei den Erkrankungen. Und Krebs sei „nicht nur eine schwere Krankheit, sondern auch eine Diagnose, die so vieles verändert“ – nicht nur bei den Patienten, sondern auch bei deren Angehörigen. Naaß: „Nichts ist mehr so, wie es zuvor war.“

Die Selbsthilfegruppe sei da, um gemeinsam zu kämpfen, zu arbeiten, aber auch zu trauern, und leiste daher Enormes. Es brauche Menschen wie Ruth und Walter Satzinger, die zu solchem Engagement bereit seien. „Ich hoffe, dass dieses Satzinger-Virus auch auf andere überspringt“, schloss Naaß ihre Lobesworte.

„Emotionale Nähe“

Ein Satz, den sicher so auch Rita Smischek unterschreiben würde. Sie überbrachte die Glückwünsche der Sparkasse Mittelfranken-Süd sowie eine Spende und setzte die Selbsthilfegruppe in Verbindung mit den Worten des aktuellen Werbeslogan ihres Hauses: „Menschlich. Nah. Fair. Gut“. Menschlich sei die Gruppe, weil sie sich der Herausforderung stelle, mit dem Thema Krebs umzugehen. Nah sei die Organisation nicht nur, weil sie vor Ort agiere, sondern auch wegen ihrer „emotionalen Nähe“, die die Gruppenmitglieder trage. Die Fairness steht Smischek zufolge in diesem Fall vor allem für Vertraulichkeit. Und es sei einfach „gut, dass es die Krebsselbsthilfegruppe seit 20 Jahren gibt“. Das Stichwort Nähe griff denn auch Ruth Satzinger sogleich auf, denn gerade die Nähe anderer Menschen „brauchen wir am Anfang der Krankheit, dieses Auffangen, dieses Mitei­nander“, schilderte sie. 

Dem pflichtete Oberbürgermeister Jürgen Schröppel bei, der für das 20-jährige ehrenamtliche Engagement dankte, das auch „20 Jahre gegenseitiges Beistehen und 20 Jahre Trost bedeute“. Aus der eigenen Familie wisse er, wie schlimm eine Krebserkrankung sei. Der OB: „Einrichtungen wie Ihre sind wichtig, damit man nicht alleine steht bei der Bewältigung eines solchen Themas.“ Dem Ehepaar Satzinger, das nicht nur seit 20 Jahren die Selbsthilfe Krebs leitet, sondern bereits seit 30 Jahren sozial engagiert ist, rief er zu: „Lassen Sie nicht nach und sorgen Sie dafür, dass Sie immer Mitstreiter finden.“

Für die Kreisklinik dankte Vorstand Jürgen Winter der Selbsthilfegruppe für ihre Arbeit. Es sei nicht selbstverständlich, sich für andere einzusetzen. „Sie vermitteln Krebskranken das Gefühl, dass sie nicht alleine sind“, lobte er. Seit 2003 halte die Gruppe Sprechstunden in der Kreisklinik an. Das sei „ein wichtiger Baustein, für das was wir in unserer Kreisklinik anbieten“. Auch er hofft, dass das Ehepaar Satzinger sich weiterhin engagiert: „Wir bauen auf Sie, Sie sind herzlich willkommen bei uns.“

Auch die Bayerische Krebsgesellschaft, in der über 200 Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen sind, erkennt die Arbeit ihres Weißenburger Zweiges an. Geschäftsführer Markus Besseler verwies darauf, dass das gerade bei Krebserkrankungen der Gesprächs- und Informationsbedarf hoch ist. Die Selbsthilfegruppe biete da eine „überaus wichtige Anlaufstelle“. Die Gruppenmitglieder gäben einander Mut und Kraft und stünden in schwierigen Situationen füreinander ein. Die Selbsthilfe sei „ein wichtiges Standbein in der Medizin“, denn für Patienten hätten Ärzte im Alltag heute oftmals zu wenig Zeit.

Dem Ehepaar Satzinger bescheinigte Besseler, „mit Herz und Verstand dabei zu sei“. Seit 2008 ist Ruth Satzinger ferner Delegierte für die Selbsthilfegruppen in Mittelfranken in der Bayerischen Krebsgesellschaft. Bei der Jahrestagung der Dachorganisation im Juni in Augsburg werde das Paar auch geehrt, kündigte der Geschäftsführer an.

„Seelisch entlasten“

Nicht fehlen durfte natürlich ein Beitrag von Gruppenmitgliedern. Inge Reichert und Edeltraud Kirschner berichteten, dass die Diagnose Krebs einen Menschen zunächst „in ein tiefes, schwarzes Loch wirft“. Doch die Gruppe helfe einem heraus. Der Erfahrungsschatz der Mitglieder sei enorm. Außerdem könne man sich offen aussprechen und damit „seelisch entlasten“. Für Ruth und Walter Satzinger hatten Reichert und Kirschner im Namen der Gruppe nicht nur ein Geschenk mitgebracht, sondern auch zwei selbst gebastelte Verdienstorden, die dem rührigen Ehepaar zum Abschluss angeheftet wurden.

Die Selbsthilfegruppe Krebs Weißenburg in der Bayerischen Krebsgesellschaft hat folgende Kontaktadresse: Ruth und Walter Satzinger, Rothenburger Straße 31, 91781 Weißenburg, Telefon 0 91 41 / 7 26 26, E-Mail: Ruth.Satzinger@t-online.de; Spendenkonto: 3 406 126 320 bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd, BLZ 764 500 00.

Keine Kommentare