Bürgerinitiative: Darum ist Center Parcs kein Gewinn

22.11.2020, 06:00 Uhr
Bürgerinitiative: Darum ist Center Parcs kein Gewinn

Über 6000 Unterschriften gegen den Verkauf der Muna an einen privaten Investor und für den Verbleib der Immobilie in öffentlicher Hand hat die BI bereits gesammelt. Durch die großflächige Verteilung der Broschüre, die eine Auflage von 12 000 Stück hat, sollen noch weitere Unterschriften dazukommen, die sich gegen den "Ausverkauf des Seenlands" aussprechen.

Für Johannes Riedl und Mathias Herrmann, die beiden Vorsitzenden der BI, steht fest, dass sich das Fränkische Seenland an einem "Scheideweg" befindet und der rund 150 Hektar große Freizeitpark die Region nachhaltig und gravierend verändern würde und längst "keine Chance für alle" bietet. Warum sie und ihre Mitstreiter das glauben, erläutert die BI auf insgesamt zwölf Hochglanzseiten. Ganz vorne steht für die Bürgerinitiative dabei die Bewahrung der Lebensqualität und der Erhalt des sanften Tourismus im Seenland. Riedl bestreitet nicht, dass der Center Parc, der rund eine Million zusätzliche Übernachtungen im Seenland pro Jahr generieren soll, für einen ganzjährigen Tourismus sorgen könnte.

Unter dem Strich ist das ein "Nullsummenspiel"

Allerdings nur im Center Parc und nicht außerhalb, glaubt Riedl. Außerhalb des Center Parcs sei jeder Center-Parcs-Gast ein "ganz normaler Tagestourist", der zwar den Gastronomiebetrieben und dem Einzelhandel rund um die Seen ein bessere Auslastung und höhere Gewinne bescheren werde. Unter dem Strich betrachtet sei das aber ein "Nullsummenspiel". Vor allem auch, weil die geschätzt 3000 zusätzlichen Badegäste in der Hochsaison die öffentlichen Strände und die gesamte Infrastruktur überlasten und damit auch Stammgäste und einheimische Badegäste verdrängen werden, glaubt die BI .

Für Herrmann sei Center Parcs generell der "falsche Weg". Weil er aufgrund seiner Dimension, dem hohen Ressourcen- und Wasserverbrauch und der CO2-Emmissionen nicht mehr in die heutige Zeit passe. "Center Parcs ist kein Projekt von zwingender gesellschaftlicher Bedeutung. Im Gegenteil, es dient nur dem Vergnügen", sind die BI-Vertreter überzeugt, die deshalb auch eine Frage stellen, die sie selbst mit einem klaren Nein beantworten würden: "Wollen wir Spaß und Vergnügen über die Zukunft unserer Kinder und Enkel stellen?"

Die positiven Effekte, die der Freizeitpark der Region bringen soll, sind ihrer Ansicht nach nicht groß genug und zudem nicht langfristig: "Die wirtschaftlichen Vorteile für Architekturbüros, Handwerksbetriebe und Bauunternehmen sind nur temporär." Die Anzahl der qualifizierten Arbeitsplätze, die der Freizeitpark mit sich bringt, liegt nach Berechnungen der BI zwischen 150 bis maximal 200. Hinzu kämen noch einmal rund 300 Geringverdiener, die in der Mehrzahl vermutlich nicht originär aus der Region kommen und sogar noch den ohnehin schon leer gefegten Arbeitsmarkt in der Gastronomie- und Hotelbranche noch weiter verschärften.

Ein Hektar Wald für einen neuen Arbeitsplatz

Ein BI-Mitglied hat berechnet, dass für einen Hektar Wald, der vernichtet wird, lediglich ein Arbeitsplatz entstehen würde. Ein Preis, der nach Meinung der Bürgerinitiative logischerweise viel zu hoch sei, zumal im Landkreis derzeit ohnehin quasi Vollbeschäftigung vorherrsche.

Die deutlichste Kritik der Bürgerinitiative betrifft aber nach wie vor das Bieterverfahren für das Muna-Grundstück, bei dem Center Parcs als Höchstbietender letztlich und bekanntlich den Zuschlag erhalten hat. Die BI ist nach wie vor überzeugt, dass der verbürgte Erstzugriff der Gemeinde Pfofeld auf das Grundstück bewusst verhindert wurde und demokratisch gewählte Gremien, wie der Gemeinderat Pfofeld und der Kreistag, bewusst umgangen wurden. Warum der damalige Pfofelder Bürgermeister Willi Renner und der damalige Landrat Gerhard Wägemann ihre Gremien nicht über die Center-Parcs-Pläne informiert haben, bleibt Riedl und Herrmann nach wie vor ein Rätsel.

Mit Landrat Manuel Westphal hat die Bürgerinitiative inzwischen ein ausführliches Gespräch auf Augenhöhe geführt, das einige Fragen beantwortet hat, einige aber auch unbeantwortet ließ. Wie zum Beispiel die, was passiert, wenn sich Center Parcs von seinen Plänen in Langlau ganz verabschieden sollte. "Auf diese Frage hat hier keiner eine Antwort. Es gibt noch immer keinen Plan B", kritisiert BI-Sprecher Johannes Riedl.

 

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