Gemeinnütziges Engagement gewürdigt
12.12.2012, 07:29 Uhr
Bürgermeister Werner Baum hob in seiner Einleitung hervor, dass das funktionierende soziale Gefüge einer Gesellschaft – gerade in einer Zeit wachsender Rücksichtslosigkeit, Egozentrik und Profitorientierung – ohne ehrenamtlichen Einsatz undenkbar wäre. Zum Schmunzeln ließ das Stadtoberhaupt einen Spruch von Wilhelm Busch einfließen, der eigentlich vor derartigen Ämtern warnt: „Willst du froh und glücklich leben, lass’ kein Ehrenamt dir geben! Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab!“ Die zu Ehrenden seien ein Beispiel dafür, dass diese Philosophie erfreulicherweise nicht um sich greife.
Das Überreichen von Urkunden und Ehrenamtsnadeln kann Baum zufolge allerdings nur eine Geste sein; trotzdem gelte es, ein Zeichen zu setzen und dem unentgeltlichen Engagement von Bürgern in kleinem, feierlichem Rahmen die gebührende Beachtung zu schenken. Gleichzeitig solle die Auszeichnung auch Ansporn für andere Menschen sein, sich selbst als wichtigen Bestandteil der Gesellschaft wahrzunehmen und in geeigneter Form in diese einzubringen.
Der erste im Reigen der diesjährigen Geehrten (in alphabetischer Reihenfolge) war Hermann Bär. Der heute 71-Jährige war einst bei der Deutschen Bundesbahn in Nürnberg beschäftigt. Dies veranlasste ihn, für viele Jahre ehrenamtlich die Betreuung und den Ausbau des Freizeithauses/Wanderheimes in Gunzenhausen der Stiftung Bundesbahn-Sozialwerk (BSW) zu übernehmen. Seit März 2005 ist er ehrenamtlicher Ortsstellenleiter der BSW-Seniorenbetreuungsstelle in Treuchtlingen. Im von ihm ausgebauten Büro im Bahnhofsgebäude betreut er über 500 Senioren mit Familien und steht ihnen einmal wöchentlich bei sozialen Anliegen zur Seite.
Bär ist „Motor und Antrieb“, wenn es um die Organisation und Durchführung von Versammlungen, Reisen, Ehrungen, Geburtstagsbesuchen, Busfahrten oder Weihnachtsfeiern für die BSW-Senioren geht. Zudem ist der Gewürdigte in seinem Wohnort Graben als Mitbegründer des Karlsgraben-Vereins für diesen seit Jahrzehnten ehrenamtlich tätig. Viele Jahre pflegte er die Grünanlagen der Fossa Carolina. Bär ist als Eisenbahner stets auch ein Gewerkschafter geblieben. So wurde er im November für seine 50-jährige Gewerkschaftsmitgliedschaft bei der jetzigen EVG geehrt.
Erhard Bendig gilt über die Stadtgrenzen hinaus als „unerschrockener Streiter“ in Sachen Naturschutz. Seit 1985 ist der heute 74-Jährige aktives Mitglied im Bund Naturschutz (BN). Als Gründungsmitglied hat er 1986 die BN-Ortsgruppe Treuchtlingen aktiv mit aufgebaut. Seine Mitarbeit sowohl im parteioffenen Arbeitskreis „Umweltschutz“ der CSU oder im BN-Arbeitskreis „Müll“ auf Kreisebene, als auch im Naturschutzbeirat der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt wird sehr geschätzt.
Von Juni 1991 bis Februar 2012 hat Bendig den BN als Kreisvorsitzender maßgeblich mitgeprägt. Zudem ist er seit vielen Jahren aktives Mitglied im Beirat des BN, BN-Delegierter und BUND-Delegierter. Sein ehrenamtliches Engagement umspannt den klassischen Artenschutz, den Aufbau und die Betreuung von Amphibienschutzzäunen und die Erfassung und Pflege aller vom BN erworbenen und gepachteten Flurstücke. In über 600 Stellungnahmen zu Verfahren wie Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, Grund- und Trinkwasserschutz, FFH-Flächen, Naturpark-Schutzzonenkonzepten, Tourismuseinrichtungen und dergleichen hat der Geehrte viele Erfolge für den Naturschutz in Stadt und Kreis erzielt.
Bendig unterstützt außerdem die alternative Energieerzeugung durch Erarbeitung von Programmen und Veranstaltungen. Die Mitarbeit am Aufbau eines Müllkonzeptes für den Landkreis sowie im Arbeitskreis „Gentechnikfreier Landkreis“ und die Erstellung eines Öko-Einkaufsführers für den Landkreis gehören ebenso dazu wie das Anliegen, durch Interviews, Vorträge und Referate seine Mitmenschen zu informieren und für den Naturschutz zu sensibilisieren.
Hedwig Hammel wurde für ihr langjähriges Engagement im örtlichen Alpenverein an der Seite ihres mittlerweile verstorbenen Ehemannes Sepp gewürdigt. Die rüstige 91-Jährige führte von 1954 bis 1984 (also 30 Jahre lang) neben ihrem Gatten und Sektions-Chef als Schriftführerin die Vorstandsarbeit, pflegte die Chronik und war bei vielen Vereinsfesten federführend involviert. Sie war quasi die „Grande Dame“ des damals mit 600 Mitgliedern zweitgrößten Vereines in Treuchtlingen, die sich als Mutter zweier Kinder im Sektionsbetrieb stets um nahezu alles kümmerte, was nicht absolut männliches Aufgabengebiet war.
Jahrzehntelang leitete Hammel den DAV-Frauenkreis der Rockenstube. Sie zeichnete sich auch dadurch aus, sich der Vereins- und Stadthistorie zu erinnern und somit zur Erhaltung von wichtigem Kulturgut beizutragen. Zudem wirkte die Ausgezeichnete 25 Jahre lang als Schriftführerin im Krankenpflegeverein und verteilte über 15 Jahre hinweg das evangelische Kirchenblatt am Patrich. Für die Diakonie führte sie über viele Jahre hinweg Haussammlungen durch.
Trotz hoher beruflicher Inanspruchnahme als Leiter der chirurgischen Abteilung und als ärztlicher Direktor des Treuchtlinger Stadtkrankenhauses von 1982 bis 1994 war Dr. Walter Heberlein ehrenamtlich als Mitglied des evangelischen Kirchenvorstandes tätig. Nach einem schweren Unfall im Februar 1997 wurde er von 2002 bis 2006 erneut in den Kirchenvorstand gewählt. In all den Jahren stellte er seine Person stets in den Dienst der Kirchengemeinde. Im Jahr 2000 wurde der heute 74-Jährige für vier Jahre als Schöffe an das Amtsgericht in Weißenburg berufen.
Von 2002 bis 2011 saß Heberlein darüber hinaus für die CSU im Treuchtlinger Stadtrat. Er galt als geschätzter und um Einvernehmen bemühter Ratskollege. Als langjähriges Mitglied der Alpenvereins-Sektion Treuchtlingen fühlte er sich 2003 verpflichtet, den Vorsitz zu übernehmen. Heberlein setzte trotz körperlicher Beeinträchtigung seine ganze Energie ein, den knapp 500 Mitgliedern zählenden Alpenverein aus der Krise zu führen und zu beleben. Dafür zollte man ihm bei seiner Verabschiedung im Februar 2012 höchsten Respekt.
Gretel Kerth ist seit Beginn ihrer Mitgliedschaft im Jahr 1980 im Treuchtlinger Reitverein ehrenamtlich engagiert. Bei Turnieren hat sie über viele Jahre als Hauptverantwortliche an der Meldestelle für einen reibungslosen Ablauf gesorgt, seit einigen Jahren unterstützt von ihrer Tochter. Sie fungierte zwei Jahre als Kassenprüferin, bevor sie 1986 die rechte Hand des Kassiers im Reitverein wurde – ihres Ehemannes Dieter Kerth.
Die 68-Jährige kümmert sich seither ausnahmslos um alle Finanzen des Reitvereins, der inzwischen ein kleiner Wirtschaftsbetrieb mit einer Vollzeit- und mehreren Teilzeitkräften ist. Ihr Aufgabenbereich umfasst Abbuchungs- und Verwaltungsarbeiten in Zusammenhang mit den Pferdeeinstellern und Vereinsmitgliedern, Lohn- und Gehaltszahlungen, das Begleichen von Rechnungen sowie Antragstellungen und die Überwachung von Darlehen. Zudem war sie über viele Jahre für die Futterbeschaffung zuständig. Darüber hinaus kümmert sich Kerth dort um alltägliche Dinge, wie zum Beispiel Getränke- oder Heizölbestellung, Beschaffung von Pokalen, Turnierschleifen usw. Bei den Vorstandssitzungen des Reitvereines ist sie ebenfalls stets dabei.
Für seine Verdienste als aktives Mitglied im Gesangverein Schambach wurde Walter Riehl ausgezeichnet, der bereits 1995 von seinen Sängerfreunden zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Als Kassier wachte der heute 78-Jährige von 1970 bis 1996 – also über ein Vierteljahrhundert – ehrenamtlich und gewissenhaft über die Finanzen des Vereins. Er war zudem die treibende Kraft beim Neu- bzw. Wiederaufbau der Grillhütte am Knipfer.
Als „Zeltbaumeister“ der Vereins-Zeltgemeinschaft Schambach hat Riehl außerdem großen Anteil daran, dass in Schambach bei diversen Festivitäten ein zünftiges Beisammensein im Festzelt möglich ist. Darüber hinaus war und ist er dem Alpenverein seit vielen Jahren treu verbunden – nicht nur als exzellenter Bergsteiger, sondern auch als zweiter Bass im Bergsteiger-Chor. Er ist übrigens in der Christmette am 24. Dezember in der Marienkirche zu hören.
Grund für die Ehrung von Silke Schebitz ist ihre Leidenschaft: die Musik. Durch ihr ehrenamtliches, musikalisches Schaffen hat sich die 36-Jährige weit über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Seit 1992 nimmt sie Gesangsunterricht und fährt auch heute noch regelmäßig nach Stuttgart, um ihre Ausbildung fortzuführen. Mit 21 Jahren erhielt sie den Bundespreis im Fach Gesang bei „Jugend musiziert“.
Neben dem Gesang hat Schebitz auch eine Ausbildung an der Kirchenorgel, dem Klavier, auf der Trompete und dem Akkordeon genossen. Seit über 20 Jahren wirkt die Musikerin als Organistin in der Wettelsheimer Christuskirche. Vor zwölf Jahren übernahm sie die Leitung des Chores „Grodaus“, der ein breites Repertoire moderner, christlicher Musik sowie Tanz und Theater präsentiert. Vor wenigen Wochen erst veranstaltete der Chor unter ihrer Leitung in der Marienkirche zusammen mit „Viva Voce“ ein viel umjubeltes Konzert.
Außerdem unterstützte Schebitz als Chorleiterin von 2004 bis 2008 das Projekt „Gospel-News“ und als Sängerin „Diversity Praiz“, eine zeitgenössische Gospel-Show. Seit 2009 engagiert sie sich als Chorleiterin bei „Adonia“. Das Projekt arbeitet mit den örtlichen Kirchen und Gemeinden zusammen. Ziel ist die christliche Chor- und Jugendarbeit in Form von regelmäßigen Musikfreizeiten mit anschließender Konzerttournee. Auch in Treuchtlingen gab es bereits zwei Konzerte.
Silke Schebitz tritt mit ihrer Stimme als Chor- oder Solosängerin bei vielen Anlässen auf, so zum Beispiel beim jährlichen Weihnachtsoratorium der Treuchtlinger Kantorei, bei den Matineen in der Lambertuskirche oder dem Frühjahrskonzert der Stadtkapelle. Zudem ist ihre würdevolle Begleitung bei Beerdigungen und Aussegnungsfeiern gefragt, ob mit ihrem Gesang, als Vertretung an der Orgel oder mit der Trompete im Posaunenchor. Als langjähriges Mitglied des Posaunenchores ist sie bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten anzutreffen. Auch ihr ehrenamtlicher Einsatz für die Landeskirchliche Gemeinschaft blieb nicht unerwähnt. Bürgermeister Baum bezeichnete sie als ein Vorbild, insbesondere für die Jugend.
Ernst Zäh hat sich um die Freiwillige Feuerwehr in Möhren verdient gemacht. Seit 1956 ist er bei den Floriansjüngern Mitglied und war in den nahezu 40 Jahren seiner aktiven Zeit 25 Jahre lang zweiter Kommandant und zehn Jahre lang Schriftführer. Ebenfalls fast vier Jahrzehnte war Zäh im Ausschuss der FFW Möhren tätig. Bis heute hilft er ehrenamtlich bei allen Aktivitäten der Möhrener Rothelme mit, zum Beispiel beim Grillen, beim Dorffest oder beim Holen, Schmücken und Aufstellen des Maibaumes. Von seinen Kameraden wird der Geehrte auch liebevoll als „stiller Hausmeister“ des Feuerwehr-Gerätehauses bezeichnet.
Im Anschluss an die Auszeichnungen gab es am Büfett noch Gelegenheit zum zwanglosen Austausch.
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