IGM-Prophylaxe-Zentrum am Campus Treuchtlingen
17.02.2015, 07:59 Uhr
Wie sich das in der Praxis darstellt, konnte jetzt im Rahmen eines Gesundheitstags im IGM-Prophylaxe-Zentrum an der Treuchtlinger Hochschule für angewandtes Management nachvollzogen werden.
Aber kurz ein Blick zurück: Bereits seit 2012 ist das Thema IGM in Treuchtlingen im Gespräch. Damals stellte als dessen geistiger Vater Prof. Dr. Dieter Melchart vom Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München das Konzept im Rahmen eines Auftaktabends vor. Er sprach damals sinngemäß davon, dass jeder seine Gesundheit durch Verhalten und Lebensstil von vornherein erhalten beziehungsweise verbessern könne und mit dem Gang zum Arzt nicht darauf warten solle, bis ihn Schmerzen quälen und es nicht mehr anders geht. Nach dem Motto „Vorsorge ist besser als Nachsorge“ könne IGM nicht nur dazu beitragen, die Lebensqualität und Lebenserwartung der Menschen erheblich anzuheben, sondern gleichzeitig auch die längst ausufernden Kosten in unserem „Krankheitssystem“ zu dämpfen.
Zu einer sinnvollen Prävention gehören nach seinen Worten freilich ein hohes Maß an Selbstdisziplin und der Wille, „den eigenen Schweinehund zu überwinden“. Darüber hinaus könne man einen Menschen nicht einfach nach einem schnöden Schwarzweiß-Muster als krank oder gesund bezeichnen; es gebe dazwischen viele „Grautöne“, die es genauestens zu ermitteln gelte. Zu einem gesunden und vor allem zufriedenen Leben gehörten Dinge wie Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Lebenslust, seelische Balance sowie Antriebsstärke und eben nicht einfach nur die Abwesenheit von Krankheit. Melchart stellte das IGM als ganzheitliches Konzept dar, das alle Lebensbereiche des Betroffenen beleuchte und in ein individuell abgestimmtes Trainingsprogramm einfließen lasse.
Die Thermenstadt Treuchtlingen ist in Bayern neben den Kurorten und Bädern Alexandersbad, Griesbach, Tölz, Kötzing, Füssing und Wörishofen mittlerweile längst IGM-Campus-Partner und verfügt über ein solches, ganzheitliches Präventionskonzept zur nachhaltigen Gesundheitsförderung.
Umfangreiche Betreuung
Zum Kern des IGM gehört zunächst eine Überprüfung zur Erkennung frühzeitiger Risikofaktoren oder möglicher Hinweise auf Erkrankungen. Nach einer kompetenten Beratung kann der Teilnehmer festlegen, in welchen Bereichen er Änderungen in seinem Lebensstil vornehmen will. Und schließlich geht es ums Verwirklichen der einzelnen Schritte im Alltag im Zuge eines persönlichen Lebensstilprogramms. Mit dazu gehören neben dem auf den Einzelnen abgestimmten Trainingsprogramm anfängliche und regelmäßige Gesundheits-Prüfungen.
Allerdings ist der Teilnehmer dabei nicht mit seinem „Schicksal“ allein. Ausgebildete „Coaches“ (Trainer) stehen ihm für unterschiedliche Bereiche wie gesunde Ernährung, Psyche, Stressbewältigung, Naturheilkunde, Bewegung usw. als Ansprechpartner zur Seite. Außerdem treffen sich die Teilnehmer in Abständen als Gruppe im Rahmen eines Gesundheitstages im von Gesundheitsmanager Hermann Wißmüller geleiteten Prophylaxe-Zentrum, tauschen sich mit den Coaches aus, klären Fragen und erhalten weitere Informationen sowie Anregungen.
Derzeit gibt es im Prophylaxe-Zentrum drei Gruppen. In der einen sind 16 Personen mit erhöhtem Diabetes-Risiko zusammengefasst, in der zweiten steht bei zwölf Teilnehmern das Thema Übergewicht im Mittelpunkt. Eine dritte, siebenköpfige Vergleichsgruppe hat ebenfalls Übergewicht zum Thema. Während die beiden erstgenannten Gruppen jedoch vom Prophylaxe-Zentrum eng betreut werden, ist die Vergleichsgruppe ohne Betreuung. Sie versucht, basierend auf dem Regelwerk der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, eigenständig das jeweilige Gewichtsproblem in den Griff zu bekommen.
Erstere traf sich am vergangenen Freitag zum Gesundheitstag. Unsere Zeitung hatte Gelegenheit, die Teilnehmer zu befragen, die allerdings mit Blick auf die gebotene Rücksicht auf die jeweilige Person ungenannt bleiben. Das Ergebnis ist überraschend. So mancher Außenstehende mag auf den ersten Blick meinen, dass potentielle „Kandidaten“ für das IGM zunächst mit inneren Hürden zu kämpfen hätten, bevor sie den Schritt zur Änderung des eigenen Lebensstils wagen. Schließlich gilt es, sich für einen längeren Zeitraum einem nicht immer einfachen Regelwerk und einer Disziplin zu unterwerfen.

Offenbar ist aber das Gegenteil der Fall. „Ich war ganz heiß darauf, endlich in dieses Programm aufgenommen zu werden“, war da von einer Frau aus der Runde zu vernehmen. Ein anderer sagte, dass er sich schon jetzt – kurz nach Beginn seines IGM-Programms – besser fühle. Allen gemeinsam ist die Meinung, dass das Gruppenerlebnis wichtig sei, welches motiviere und eine Art „Mitzieh-Effekt“ mit sich bringe: „In der Gruppe sind die Ziele leichter erreichbar“, hieß es.
Von allen begrüßt wurden die vielen Informationen, die man ihnen auf den Weg gibt. Und: „Dieses IGM-Konzept bringt mich dazu, mich intensiv mit mir selbst zu beschäftigen“, wurde oft angeführt. „Es ist immens wichtig, aus den eingeschliffenen Gewohnheiten herauszukommen“, so wurde ebenfalls öfter argumentiert. Darüber hinaus wird in dem auf Ganzheitlichkeit ausgelegten IGM-Konzept als gut empfunden, dass darin wirklich alle Lebensbereiche berücksichtigt werden, wie zum Beispiel auch das eigene Seelenleben und das soziale sowie berufliche Umfeld. Gelobt in der Runde wurde außerdem die gute Betreuung durch die Coaches.
„Sensibilisierung fürs eigene Leben“
Zum Trainigsprogramm gehören neben den Themenfeldern seelisches Befinden, Ernährung und Stressbewältigung freilich auch Bewegungselemente. So gibt den Teilnehmern neben diversen Übungen zum Beispiel ein mitgeführter Schrittzähler Auskunft über ihr tägliches Fortbewegungsverhalten. Außerdem sind die Teilnehmer gehalten, mit Hilfe eines Internetportals ihr tägliches Handeln zu reflektieren, zu begleiten und gegebenenfalls zu korrigieren. „Man erfährt durch das IGM-Konzept eine völlig neue Sensibilisierung für das eigene Leben. Man bekommt einfach einen anderen Blick für die Dinge“, so war beim Gesundheitstag zu hören. Allerdings blieb in der Gruppe nicht unerwähnt, dass das Ganze „auch ganz schön zeitaufwändig ist“.
In vielen Fällen wissen die Teilnehmer jetzt in der Anfangsphase noch gar nicht, was noch alles auf sie zukommt. Genannt wurden von den Coaches Dinge wie Qigong (chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform), Praktiken aus der Naturheilkunde, diverse Güsse und dergleichen. Ein Anlaufpunkt für bestimmte Anwendungen wird dabei immer wieder auch die Altmühltherme sein, die IGM-Gesundheitsmanager Wißmüller ohnehin für später einmal als das geeignete Prophylaxe-Zentrum ansieht.
Die derzeit laufenden IGM-Gruppen genießen den Vorzug, Pilot-Gruppen zu sein. Die Teilnahme daran ist aufgrund der öffentlichen Fördermittel kostenfrei. Da die Effizienz des IGM-Konzeptes wissenschaftlich untermauert werden soll, läuft bayernweit – das sind in Summe rund 180 Teilnehmer – gleichzeitig eine umfassende Studie, die mit Ende des Pilot-Zeitraums nach einem Jahr abgeschlossen werden soll. Ziel ist nach den Worten Wißmüllers die Anerkennung und finanzielle Unterstützung seitens der Krankenkassen. Als weiterer Schritt soll der Einstieg ins „Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) folgen.
Wie sich die Kostensituation für den Einzelnen nach Abschluss der kostenlosen Pilotphase darstellt, wollte Wißmüller jedoch mit keinem Geldbetrag beziffern. Nur soviel: „Viele geben zum Beispiel für einen einwöchigen Urlaub durchaus viel Geld aus. Jeder muss am Ende für sich selbst entscheiden, was ihm seine Gesundheit und deren nachhaltige Verbesserung beziehungsweise Erhaltung wert ist.“
Weitere Informationen gibt es bei IGM-Gesundheitsmanager Hermann Wißmüller (Tel. 09142/2046656 oder 0151/40094553; E-Mail: hermann.wissmueller@treuchtlingen.de; Internet: www.treuchtlingen.de/Gesundheitsmanagement.648.0.html).
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