Kenner der Grenzen und Wahrer des Friedens
09.07.2014, 14:48 Uhr
Das letzte Mal Gastgeber eines solchen Treffens war der Treuchtlinger Ortsteil 1956. Kein Wunder bei einem Einzugsgebiet, das die gesamten Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen, Ansbach und Donau-Ries umfasst. Die aktuelle Auflage begann mit einem vom Posaunenchor begleiteten Gottesdienst samt Totengedenken in der Christuskirche. Danach machte sich der von der Feuerwehrkapelle angeführte Festzug bei Kaiserwetter auf den Weg zur Festhalle.
Schon zur Begrüßung der rund 250 Gäste hob dort der Vorsitzende Hermann Ortner die Bedeutung der Feldgeschworenen hervor. Deren Amt hat seinen Ursprung in Franken und lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals begann die Justiz, bei Streitigkeiten in Grenzangelegenheiten Kenner vor Ort hinzuzuziehen – anfangs meist sieben, woraus sich der bis heute gebräuchliche Begriff für die Ehrenamtlichen herleitet.
Bis heute helfen Feldgeschworene, Grenzkonflikte zu klären oder zu vermeiden, und „sparen den Mitbürgern damit auch Kosten“, wie Ortner verdeutlichte. Besonders freute er sich darüber, dass sich immer wieder junge Hände fänden, die das traditionsreiche Amt weiterführen. So auch bei der diesjährigen Tagung, zu der der Vorsitzende 13 neue Kollegen willkommen hieß. Dies sind Robert Meier (Thannhausen), Michael Pentza (Gunzenhausen), Johann Reif (Selgenstadt), Michael Renn (Neuenmuhr), Stefan Roth (Oberhambach), Helmut Rutz (Kurzenaltheim), Gerhard Schramm (Merkendorf), Franz Stafflinger (Spielberg), Manfred Steinbauer (Sammenheim), Georg Walter (Thannhausen), Hans Walter (Furtmühle), Wolfgang Wittmann (Auernheim) und Manfred Zäh (Meinheim).
Das Siebener-Amt sei bis heute „ein Modellfall lebendiger Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Verwaltung“, betonte auch Treuchtlingens Bürgermeister Werner Baum. Der Staat sei nach wie vor auf diese „Wächter des Friedens“ angewiesen. „Das System hat sich in Bayern über Jahrhunderte bewährt“, bekräftigte der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal. Die Feldgeschworenen seien mit ihrem Engagement Vorbilder für Gesellschaft und Politik sowie der lebende Beweis, dass sich manche Angelegenheiten besser vor Ort lösen lassen als durch zentrale Entscheidungen.
Dass die Ausübung des Amts nicht immer leicht sei, räumte Josef Blaumeier ein. Der Leiter der Weißenburger Außenstelle des Schwabacher Amts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung dankte seinen Partnern für „die geleistete Arbeit in schwierigem Gelände mit teilweise noch schwierigeren Eigentümern“.
Wissen vor Ort ist unersetzlich
Um „neutrales Eingreifen“ bat die Siebener auch Richard Ernst vom Landwirtschaftsamt. Seine Behörde müsse sich immer wieder mit Grenzfragen befassen, wenn etwa Förderflächen nicht mit der Lufterfassung übereinstimmen. Dem nachzugehen, sei Aufgabe der Feldgeschworenen. So habe es im Jahr 2011 nach Überflügen 5500 auffällige Flurstücke gegeben, von denen ein Viertel tatsächlich falsch bemessen gewesen sei.
„Auch in der modernen, leistungsfähigen Vermessungsverwaltung gehört das traditionelle Amt der Siebener einfach dazu“, fasste Landrat Gerhard Wägemann zusammen. Er hoffe, noch viele Jahre lang die Jubilare auszeichnen zu dürfen, wie er es anschließend in Wettelsheim tat.

Für 50 Jahre Engagement als Feldgeschworene würdigt der Landrat Johann Baumgärtner (Höhberg), Richard Bergdolt (Oberwurmbach), Karl Bloß (Markt Berolzheim), Hermann Kleemann (Auernheim) sowie Karl Brückel und Ernst Schwimmer (beide Wettelsheim). Seit 40 Jahren im Amt sind Karl Kröppel (Ursheim), Georg Niederlöhner (Döckingen), Georg Rosenbauer (Ostheim), Helmut Rühl (Hohentrüdingen), Karl Sauer (Markt Berolzheim) sowie Wilhelm Ortner und Werner Rutz (beide Frickenfelden).
25 Jahre lang als Siebener tätig sind Karl Beierlein (Obererlbach), Herbert Binder (Steinabühl), Josef Freytag (Cronheim), Friedrich Kirsch (Markt Berolzheim), Willi Kirsch (Ehlheim), Herbert Kleemann (Windsfeld), Hermann Pfahler (Kurzenaltheim), Werner Reulein (Dittenheim), Karl Rutz (Geiselsberg), Friedrich Walter (Pfofeld, Hühnermühle) und Karl Wißmüller (Frickenfelden).
Aus dem Landkreis Ansbach ehrte die Versammlung außerdem Alois Brand (Gothendorf) und Maximilian Heumann (Unterschönau) für 40 sowie Willy Krug (Gerbersdorf) für 25 Dienstjahre. Seit einem halben Jahrhundert ist Ernst Gutmann aus Steinhart im Landkreis Donau-Ries dabei.
Im Kassenbericht hatte Geschäftsführer Franz Holzinger für das Vorjahr keine Einnahmen zu verbuchen, da die Vereinigung 2013 auf die Mitgliedsbeiträge verzichtet hatte. Die Ausgaben summierten sich auf 4000 Euro, sodass zu Jahresbeginn noch 2000 Euro in der Kasse waren. Der nächste Jahrestag der 1930 gegründeten und derzeit 460 Mitglieder starken Feldgeschworenenvereinigung findet am 14. Mai 2015 in Ostheim statt.
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