Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen will ein digitales Kaufhaus

26.6.2019, 14:46 Uhr
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen will ein digitales Kaufhaus

 

"Kauf an der Wupper, nicht am Amazonas", so lautete der Werbeslogan der Online City Wuppertal, einem deutschlandweit beachteten Pilotprojekt zur Rettung des Einzelhandels. Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat nun einen der Initiatoren dieses Projekts für den Aufbau eines Online-Einzelhandels-Portals gewonnen. Das berichtete die Zukunftsinitiative Altmühlfranken (ZIA) in der Sitzung des Regionalentwicklungsausschusses.

Dass der Wirtschaftspublizist und Kulturanthropologe Andreas Haderlein mit an Bord ist, ist ein bemerkenswertes Zeichen, gilt er doch als einer der Vordenker eines Online-Handels, der die Innenstädte beleben statt schwächen soll. Er arbeitet für dieses Projekt mit der renommiertem Beratungsfirma cima aus Forchheim zusammen. Dass sich Haderlein für das Projekt in Altmühlfranken interessiert, liegt daran, dass man sich hier Ehrgeiziges vorgenommen hat. "Es gibt jede Menge Einzelhandelsportale, aber alle nur auf der Ebene von Städten. Auf der Ebene eines Landkreises sind wir wohl die Ersten", stellte Andreas Scharrer von der ZIA fest, der das Projekt mit Sabine Unterlandstättner betreut.

Bereits am 9. Juli findet nun eine Auftaktveranstaltung mit regionalen Vertretern aus Handel, IHK, Kommunen und anderen Bereichen statt. Parallel läuft bereits eine Analyse, wie der Ist-Zustand der Online-Präsenz der Einzelhändler in der Region ist. Das Tempo, das bei diesem Projekt vorgegeben wird, ist hoch. Bereits im Dezember soll eine Beta-Version des Einzelhandels-Portals verfügbar sein.

Dann vermutlich zunächst als Informationsplattform und digitales Schaufenster für die Region. Der Plan ist aber, dass man über den Shop so schnell als möglich einkaufen kann. "Wir müssen aus Sicht des Kunden denken, und das heißt, dass wir mindestens genauso gut sein müssen, wie die großen Player auf dem Markt", gab Andreas Scharrer ein ehrgeiziges Ziel aus. Mittelfristig sei über den Aufbau eines eigenen Liefersystems nachzudenken, das die bestellten Waren vor Ort ausliefert", so der ZIA-Mitarbeiter.

Das Pilotprojekt ist nun einstweilen bis 2021 angelegt und wird mit Fördermitteln des Freistaats kräftig unterstützt. Ziel des Projekts ist es nicht nur, ein solches Portal zu entwickeln, Einzelhändler dafür zu gewinnen und es in der Öffentlichkeit zu etablieren. Ziel des Projekts ist es auch, ein Konstrukt zu entwickeln, das den Betrieb des Portals über die Phase der Förderung hinaus garantieren soll.

Denn: Die ZIA und der Landkreis wollen nur der Anschieber sein. Der Betrieb des Portals ist keine dauerhafte Aufgabe für die ZIA, stellte etwa Landrat Gerhard Wägemann (CSU) fest. Organisationen wie eine Genossenschaft oder ein Verein könnten ein funktionierendes Einzelhandels-Portal mittelfristig übernehmen, so erste Gedankenspiele.

Wie ehrgeizig die Pläne sind, ist dabei allen klar. "Wir werden Fehler machen und wir werden manchmal vielleicht auch wieder einen Schritt zurückgehen müssen, weil wir Neuland betreten", stellte Scharrer im Regionalausschuss fest. Das zeigt derzeit auch das euphorisch gestartete Projekt Online City Wuppertal, das nach dem Auslaufen der Förderung ein wenig Mühe mit dem Alltag hat.

Allerdings dürfte alles besser sein, als gar nichts zu tun, denn die Innenstädte verlieren seit dem Aufschwung des Online-Handels verstärkt an Bedeutung. Deswegen sehe sich der Einzelhandel derzeit auch "vor der größten Herausforderung seit Erfindung des Einkaufszentrums", wie Haderlein sagt. Und in diesem Umfeld muss das Internet genutzt werden, um lokale Kaufkraft zu binden. Haderlein: "Lebenswerte Städte mit einem intakten Einzelhandel nicht trotz, sondern gerade wegen des Internets."

Weitere Informationen zu dem Projekt auch im Internet unter www.in-altmuehlfranken.de.

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