Luna-Ensemble inszenierte "Die Falle"
13.03.2017, 14:00 Uhr
Verzweifelt rauchend sitzt Daniel Corban (Florian Gerbig) auf den Sofa, um ihn verteilt leere Schnapsflaschen und achtlos hingeworfene Zeitungen. Seit zehn Tagen ist seine Frau Elisabeth verschwunden, und auch der Kommissar hat keine Neuigkeiten. Gespielt wird dieser von Dirk Lina als wandelndes Klischee eines Polizeibeamten: zeitweise rauchend, Inspector-Clouseau-like gehüllt in einen Trenchcoat, ermittelnd in der kühlen Art eines Kojak. Die lauten Vorwürfe prallen am Kommissar ab:
„Die Polizei ist nicht dazu da, untreue Frauen am Ohrläppchen zu packen und zu ihren Ehemännern zurückzubringen.“ Allerdings hat er bisher auch keine Mitteilung erhalten, die Frau sei tot oder verunglückt. Immerhin.
Daniel hilft das wenig weiter, er schwankt zwischen Verunglimpfung des abwesenden Weibs, „dieser Nutte!“, und abgrundtiefer Verzweiflung.
Er tigert durchs Wohnzimmer – da kommen am Abend einige Kilometer zusammen – und schreit seine Sorge hinaus: Wie man sich als Ehemann im Allgemeinen fühlt weiß Florian Gerbig mittlerweile, den Gramgebeugten gibt er obendrein überzeugend. Wenn gespielte Aufregung wie die echte ebenfalls nicht gut fürs Herz ist, ist Gerbig dem Infarkt nicht fern. Nur, darf man ihm glauben? Gerbig spielt natürlich für das Publikum, aber spielt er nicht auch für den Kommissar?

Die falsche Frau
Die Angetraute ist reich, er war ein armes Waisenkind, und die Ehe währt erst drei Monate … Doch nein, als der Dorfgeistliche Abbé Maximin (Dennis Bock) die Szene betritt, mit der Vermissten im Schlepptau, hört man den Stein regelrecht auf den Bühnenboden plumpsen, der Daniel vom Herzen fällt. Ein Happy End, so früh?! Die Wiedersehensfreude ist nur einseitig, Daniel ist entgeistert („Das ist nicht meine Frau“) während sich Elisabeth alias Nina Gerbig durch die Zimmer bewegt als wäre sie hier schon lange zu Hause, „ich habe da noch eine Flasche Gin im Küchenschrank versteckt“. Maximin und der Kommissar müssen schließlich ordentlich bewirtet werden.
Dem Publikum wird schnell klar, die Frau in Daniels Wohnzimmer ist nicht die wahre Ehefrau. Aber was führt sie im Schilde? Welches Spiel treiben sie und der etwas schmierig wirkende Abbé? Was ist wirklich mit Elisabeth geschehen? In Ermangelung eines Gärtners, gilt wohl der Grundsatz „cherchez la femme“.
Ein fieses Stück ist die vermeintliche Elisabeth offensichtlich; Nina Gerbig liegen die Rollen der etwas speziellen Frau. Möchte Daniel etwas zu essen? Ein Steak, ein Omelett mit Pilzen vielleicht? Im Comic hätte die Sprechblase hier ein fieses „har, har, har“ geziert. Ein bisschen Jekyll in Anwesenheit des Ermittlers, ein bisschen Hyde, wenn sie mit Daniel alleine ist: „Sie haben es auf die Erbschaft abgesehen?“ – „Ja, ärgert dich das?“. Ist die falsche Elisabeth etwa Teil einer „weit verzweigten Bande“, ist das alles ein „abgekartetes Spiel“, wie es Daniel vermutet, um an Geld zu kommen? Oder hat der „arme Kerl nur den Kopf verloren“, um mit dem Abbé zu sprechen?
Die Zuschauer leiden mit Daniel. Wie soll er beweisen, dass die Erbschleicherin nicht seine Ehefrau ist? Es gibt keine Bilder, keiner hat sie gesehen. Nicht die Vermieterin des Chalets, nicht der Postbote, nicht der Lebensmittellieferant.
Ein mordender Dorfgeistlicher
Alles scheint sich gegen Daniel verschworen zu haben, und er ist kurz davor in die Klapse zu wandern, als plötzlich der „Seehecht“ auftaucht. Thomas Hausner spielt den Rotwein liebenden Maler mit leichter Tendenz zu ADHS, der vor drei Monaten Trauzeuge war bei Corbans und Elisabeths romantischer Hochzeit. Ein Strohhalm, zum Greifen nahe! – bis der Abbé plötzlich ein Messer zückt und die Hoffnung niedermetzelt. Auch Fräulein Berton (Brigitte Brunner) kann man nicht zu den verlässlichs-
ten Zeugen zählen. Die kühl kalkulierende Krankenschwester verkauft ihre Aussage an den Meistbietenden, da kommt mal Elisabeth zum Zug, mal Daniel.
Am Ende hilft nur noch ein Wahrheitsserum. Wie soll man bei den Wendungen sonst zu einem Ergebnis kommen, normalerweise werden die Verdächtigen im Laufe der Ermittlungen ja weniger und nicht mehr. Who dunnit? Die Lösung gibt es am Freitag, 24. März, oder am Samstag, 25. März, jeweils um 20.00 Uhr auf der Luna Bühne.
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