Neue Präsentation für den Karlsgraben
6.3.2020, 05:56 UhrBei der Vertragsunterschrift erläuterten Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) und sein Treuchtlinger Amtskollege Werner Baum (SPD), was die Motivation für die Studie ist.
"Die Bedeutung des Karlsgrabens bekommen wir bei den Leuten nicht richtig vermittelt", stellte der OB fest. Dabei handle es sich um den "Suezkanal des Mittelalters". In der Tat wird der Karlsgraben von Archäologen und Historikern als das "bedeutendste und ambitionierteste Infrastrukturprojekt des frühen Mittelalters in Zentraleuropa" eingestuft. Zudem handelt es sich bei dem rund drei Kilometer langen Kanals um eines der längsten Bodendenkmäler Süddeutschlands.
"Wir verkaufen das unter Wert", glaubt auch Treuchtlingens Bürgermeister Werner Baum. Es sei faszinierend, dass die Menschen damals, mit ihren überschaubaren Mitteln, eine Stelle gefunden hätten, an der sich die Flusssysteme von Rhein (Rezat) und Donau (Altmühl) und damit auch Nordsee und Schwarzes Meer auf nur sieben Kilometer nahe kommen – und dabei nur von sechs Höhenmetern getrennt werden.
Beide Bürgermeister sind sich einig, dass es touristisch daraus mehr zu machen gelte. Sowohl der Wanderweg auf dem Gelände als auch die Ausstellung in einer historischen Scheune in Graben seien nicht mehr zeitgemäß. Bereits vor einiger Zeit haben die beiden Städte die Kanalflächen aufgekauft. Nun soll eine gemeinsame Machbarkeitsstudie konkrete Ideen und Kosten liefern, wie der Karlsgraben touristisch besser "in Wert gesetzt" werden könnte.
Das könnte durchaus spektakulär werden. Beide Bürgermeister sprachen sich im Pressegespräch für einen Neubau eines Ausstellungsgebäudes aus. Und zwar eines, "das in der Architektur extravagant und modern" sein solle. Die Rede war von Glas und Beton. "Architektur, die keine Diskussionen auslöst, ist langweilig", stellte Weißenburgs Oberbürgermeister fest. Da brauche man auch ein bisschen Mut, aber den hätten sie beide, sagte Baum.
Man wolle der Machbarkeitsstudie aber nicht vorgreifen. Die wird nun bis Ende des Jahres von dem Würzburger Büro Frankonzept erstellt. Am Ende soll ein Vorschlag stehen, wie ein Info-Zentrum und ein Erlebniswanderweg konzipiert sein könnten, welche Kosten durch das Projekt entstünden und wie ein Betreibermodell aussehen könnte.
Angelegt ist das Projekt als "Heritage Center". Unter diesem Begriff versteht man die Verbindung von musealer Präsentation und direktem Erlebnis in der Natur. Am Karlsgraben sollen Ausstellung und Naturerlebnis in Zukunft Hand in Hand gehen. Die Präsentation der historischen Überreste des Bauwerks in der Fläche werden noch mit einem Natur- und Artenschutzprojekt auf den Feuchtwiesenbiotopen gekoppelt.
Gemeinsame Finanzierung
Die Studie kostet rund 22 000 Euro. Die Hälfte wird durch das Landesdenkmalamt finanziert, jeweils gut 5000 Euro verbleiben bei den beiden Städten. Mit der Studie sei keine Festlegung getroffen, wie die Finanzierung des Projekts aussehen könnte, stellten beide Bürgermeister fest. Es gehe nur darum, Input zu bekommen, wie so etwas umsetzbar sei. Dass man das gemeinsam angehe, sei "angesichts der vergangenen Monate ja vielleicht auch kein ganz schlechtes Zeichen", stellte OB Schröppel fest und spielte auf die Verwerfungen der jüngeren Vergangenheit zwischen den beiden Städten an.