Nur Gewinner
17.09.2013, 09:33 Uhr
Am strahlendsten war am Wahlabend natürlich das Lächeln von Manuel Westphal. Mit 48,99 Prozent hat er sogar das Ergebnis von Gerhard Wägemann von 2008 (47,17) im gesamten Stimmkreis getoppt. Mit knapp 38 000 Stimmen zog er am heutigen Landrat vorbei, der 2008 ziemlich genau 3 000 Stimmen weniger erhalten hat – allerdings bei geringerer Wahlbeteiligung. „Das ist sicher nicht mein Verdienst. Man muss da auch die Gesamtumstände sehen“, milderte der 38-Jährige bei seiner Siegesfeier in Meinheim ab. Bemerkenswert: Westphal schnitt in den Gemeinden im Landkreis Ansbach mit 49,95 Prozent sogar noch besser ab als in Weißenburg-Gunzenhausen mit 48,29 Prozent.
Sein klarer Sieg stand bereits gegen 20.30 Uhr fest, als die Zahlen der großen Städte wie Weißenburg, Gunzenhausen, Treuchtlingen und Herrieden vorlagen. Doch es sollte fast 22.00 Uhr werden, bis auch das letzte Ergebnis eintrudelte: Mit Haundorf hat ausgerechnet die Heimatgemeinde der langjährigen SPD-Kreisvorsitzenden Christa Naaß das Endergebnis verzögert.
Am Mittwoch nächster Woche steht die erste Fraktionssitzung in Westphals Terminkalender. Dann geht es um die Besetzung der Ausschüsse und um die Frage, in welchen Politikfeldern der Jurist besonders intensiv mitmischen wird. Am Sonntagabend feierten er und seine Mitstreiter erst mal ausgelassen den doppelten Wahlsieg. Denn natürlich freuten sich die CSU-Anhänger nicht nur über den glatten Durchmarsch ihres neuen Bewerbers, sondern auch über das Zurückerobern der absoluten Mehrheit in München.
Aber nicht nur bei der CSU wurde am Sonntagabend viel gelächelt und gelacht. Auch die SPD, die sich in Weißenburg im Keller des „Piazza Europa“ zurückgezogen hatte, zeigte sich zufrieden. Kandidat Harald Dösel hatte im Stimmkreis 19,67 Prozent Erststimmen geholt (22,06 in Weißenburg-Gunzenhausen und 16,65 in Ansbach). Damit lag er zwar hinter dem Ergebnis von Christa Naaß im Jahr 2008 (insgesamt: 22,31, WUG: 26,23, AN: 16,75), doch sei etwas anderes gar nicht zu erwarten gewesen. Schließlich habe Naaß „19 Jahre erfolgreiche Arbeit“ geleistet und einen entsprechenden Bekanntheitsgrad. „Ich habe überall mehr Stimmen als die Partei“, stellte der Weimersheimer zufrieden fest. Der inhaltlich geprägte Wahlkampf sei bei den Bürgern offenbar gut angekommen. Unabhängig davon freute sich Dösel mit Christa Naaß und den anderen Genossen über das bayernweite Plus. In der Theorie besteht für Dösel noch die Chance, über die Liste nach München zu kommen – wahrscheinlich ist es jedoch nicht.
Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe machte sich Wolfgang Hauber zumindest noch Hoffnungen. Der Kandidat der Freien Wähler wertete sein persönliches Ergebnis von 10,12 Prozent (WUG: 10,58, AN 9,49) als „nicht schlecht“, hatte sich aber noch etwas mehr erhofft – „vor allem in meiner Heimatstadt Weißenburg“. Anders als bei anderen Wahlen habe in diesem Fall der Lokalmatadorbonus nicht so gezogen. Entscheidend ist nun die Zahl der Zweitstimmen, die Hauber außerhalb des Stimmkreises Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen geholt hat. Mit dem Landesergebnis der Freien Wähler ist Hauber unterm Strich ebenfalls zufrieden.
Das kann bei Pierre Horrolt natürlich nicht der Fall sein. Der Bewerber der FDP bekam den Sog seiner Partei nach unten massiv zu spüren. Im gesamten Stimmkreis kam er auf 2,45 Prozent Zustimmung (WUG: 2,38, AN 2,55) und musste stellenweise die Bewerber von ÖDP (Reinhard Ebert aus Heidenheim) und der Frankenpartei (Hedwig Bosch-Armbrüster aus Mitteleschenbach) an sich vorbeiziehen lassen. „Diese Grundstimmung kann ein einzelner Kandidat nicht auffangen“, sagte der Gunzenhausener Unternehmer. Deshalb sei er mit seinen knapp 1 900 Stimmen im Vergleich zu Sigrid Niesta-Weisers 3 868 von 2008 auch zufrieden, weil landesweit die FDP von 8,0 auf 3,3 Prozent abgestürzt ist.
Dirk Sauer aus Neuendettelsau holte für die Grünen 6,64 Prozent (WUG: 5,77, AN: 7,85) und legte damit gegenüber Dr. Martin Krippl im Jahr 2008 zu. Dieser hatte 5,24 Prozent erreicht (WUG: 5,36, AN 5,21). Auch bei den Grünen-Zweitstimmen legte der Stimmkreis entgegen dem Bayerntrend zu. Mit 8,94 Prozent (2008: 6,42) lag die Ökopartei im südlichen Westmittelfranken über den landesweiten 8,6 Prozent.
Grünen-Kreissprecher Achim Schubarth zeigte sich gestern dennoch nicht zufrieden – vor allem wegen des Rückgangs auf Landesebene. „Wir hatten schon gehofft, dass es zweistellig werden könnte.“ Schubarth glaubt, dass im Stimmkreis ein noch besseres Ergebnis zu erzielen gewesen wäre, „wenn wir den Wahlkampf noch intensiver geführt hätten“. Doch ein kleiner Kreisverband wie die Grünen mit nur rund 40 Mitgliedern stoße dann eben an seine Grenzen. Immerhin hat Martin Stümpfig, der Grünen-Kandidat aus dem Stimmkreis Ansbach-Nord, Chancen über die Liste in den Landtag zu kommen. Das wäre aus Sicht Schubarths ein Gewinn für ganz Westmittelfranken.
Was alle freut: Die Wahlbeteiligung hat wieder etwas zugelegt. 62,42 Prozent der insgesamt knapp 126 000 Stimmberechtigten beteiligten sich an der Wahl. Vor fünf Jahren waren es nur 59,25 Prozent gewesen. In Weißenburg-Gunzenhausen lag die Wahlbeteiligung mit 62,67 Prozent (2008: 60,22) sogar noch einen Tick höher.
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